Montag, 11. Juni 2018

Von Schluchten und Fällen

Heute früh ist es uns nach einer ruhigen Nacht wieder schwer gefallen aus dem Bett zu kriechen. Auch heute früh prasselten noch immer die Regentropfen auf das Dach, machten eine Pause, nur um kurz später wieder von vorne zu beginnen. Dies mit einem Blick aus dem Fenster, liess auch den Schluss zu, dass wir auch heute keine Bergwanderung unternehmen werden. Ungefundener Geocache hin oder her.

Wir hatten aber noch einen Plan B im Ärmel. Seit zwei Tagen warten ein paar Kilometer weiter entfernt, drei Caches auf einen Finder. Man kann mit dem Auto direkt zu diesen Caches fahren, da diese Dosen jedoch in einem abgelegenen Skiort sind, hat sie wohl noch niemand aufgesucht. Der Umweg ist nicht riesig und so machten wir uns nach einem kurzen Einkaufshalt auf den Weg dorthin.

Die Strasse begann schon bald an Höhe zu gewinnen und wir fanden uns bald auf einer grossen und wundervollen Hochebene wieder. Dort besuchten wir die drei Caches, welche leider alle drei bereits gefunden worden waren. Das war zwar eine kleine Enttäuschung, doch die Gegend war wirklich wunderschön und niemals hätten wir diese ansonsten entdeckt. Ins Navi programmierten wir unser nächstes Ziel und bemerkten, dass dieses doch anderthalb Stunden entfernt liegt. Wir packten auf dem Parkplatz im Hochtal also noch schnell den Staubsauger aus und saugten das Womo. Was hat das Eine mit dem Anderen zu tun? Der Sauger saugt nicht nur den Boden. Nein auch die Batterie saugt er leer und wenn wir lange Strecken fahren lädt diese wieder auf – darum.

7 Kilometer vor dem nächsten Ziel zeigte das Navi noch 40 Minuten Fahrzeit an. Ein klassischer Fehler und darum zeigte es die Fahrt auch so lange an. Wir dachten schon der Umweg sei doch grösser gewesen als gedacht. Diese letzten sieben Kilometer waren nun aber alles schmale Schotterstrasse mit einigen Serpentinen. Doch das macht uns ja nichts aus und auch unser Womo hat kein Problem mit solchem Untergrund oder Steigungen. Und so standen wir bald am unscheinbaren Parkplatzschild der Ravnejuvet – Rabenschlucht. Viel grösser als das Parkplatzschild war ein Warnschild, welches uns nach ein paar Metern auf dem Wanderweg begegnete.


350 Meter hoch sind hier die Felswände und es geht senkrecht (sogar mit ganz wenig Überhang) hinunter. Die ganzen 350 Meter. Und wer denkt, dass die Norweger deshalb ein Geländer oder irgendwas Ähnliches an die Kante bauen der irrt. Völlig ungesichert liegt sie da. Plötzlich hört der Boden einfach auf und geht erst weit weit unten wieder weiter. Auf dem Bauch liegend wagten wir uns an die Kante und schauten in die Tiefe. Der Kopf welcher als einziges über die Kante blickt, ist plötzlich zehn Mal so schwer wie der Rest des Körpers und man droht fast hinabzustürzen. Steht man danach wieder auf ist einem wirklich ein wenig flau im Bauch und schwindlig. Wirklich ein toller Ort, welcher aber auch durchaus mit der Fernsicht zu überzeugen mag.


Wir machten uns aber lieber wieder über die Schotterstrasse und die Serpentinen nach unten. Auf dem Weg entdeckten wir durch Zufall noch einen Reisecar im Wald. Dieses Fahrzeug steht eindeutig schon viele viele Jahre hier in den Büschen – wie so ein riesiges Teil in den Wald kommt und wieso Menschen sogar solche Dinge einfach im Wald entsorgen bleibt uns ein Rätsel. Immerhin gab der Reisebus ein gutes Fotomotiv ab. 



Momentan ziehen wir ja wieder eher in Richtung Süden und unser nächster Halt war Dalen. Nach dem Göta Hotell in Schweden, steht hier das zweite sehr spezielle Hotel, welches wir auf unserer Route besichtigen wollten. Das historische Hotel Dalen ist ein sehr gut erhaltenes und original belassenes Hotel, welches auch heute noch Gäste empfängt. Noch immer werden die Gäste im alten Oldtimer herumgefahren, nächtigen in den historischen Zimmern und können sich im wundervollen Garten mit Seeanstoss erholen. Betrachtet man die Gäste und Autos vor den Toren des Hotels, scheint das Hotel seine Preise jedoch über die Jahre ein wenig angehoben zu haben.


Wir verlassen Dalen (wie man ahnt ist der Ort wirklich in einem tiefen Tal) wieder über Serpentinen und eine Strasse mit 12% Steigung. Wir legten noch einen kurzen Halt an einem historischen Bauernhof ein. Melanie war nicht so zu begeistern doch wenn man im Bündnerland aufgewachsen ist, sind die Parallelen aber auch die Unterschiede zu den Bauten in der Heimat doch interessant. Hier im Grimdalstunet, wie der Hof heisst, werden auch berühmte Skulpturen der hier aufgewachsenen Anne Grimdalen ausgestellt. Die Ausstellung war aber leider schon geschlossen.


Wir beschlossen noch bis ins Setesdal zu fahren um uns dort einen Schlafplatz zu suchen. Auf dem Weg wurden wir noch von einem Wasserfall an der Strasse überrascht, welchen wir sogleich bestaunten und auch fotografierten. Dies war nicht so entspannend, da einem irgendwelche kleinen Fliegen (immerhin keine Mücken) beinahe auffrassen.




Kurz darauf wand sich die Strasse in das Setesdal, welches auch gerne als das schönste Tal Norwegens oder das Märchental beworben wird. Unser Schlafplatz liegt ziemlich am Anfang des Tales und so wollen wir dieses noch nicht voreilig verurteilen als gleich schön wie die Anderen. Der Schlafplatz liegt am hier künstlich gestauten Otra Fluss, welchen ich auch gleich noch zu meinem abendlichen Bad genutzt habe. Sowohl Luft wie auch Wasser waren hier doch um einiges kühler und so blieb Melanie für einmal draussen. Wir stehen hier zwischen einem Holländer und einem Franzosen und werden sicherlich eine ruhige Nacht verbringen.



Ach ja – als Fun-Fact des Tages fällt mit noch ein, dass wir heute einen Zürcher, einen Bündner und einen Aargauer auf den sonst völlig verwaisten Strassen gekreuzt haben. Alle drei mit dem normalen PKW. Wir sehen hier in Südnorwegen allgemein noch öfters Schweizer – mal sehen wie das im Norden wird. Wer wird der am nördlichsten angetroffene Schweizer (nein das ist keine Castingsendung).

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