Wie
wir gestern eingeschlafen waren, so erwachten wir heute. Unter dem
wachenden Blick der Freiheitsstatue. Doch weshalb steht sie nun hier?
Ich versprach es aufzulösen. Dafür machten wir uns heute nach dem
Frühstück auf den Weg zum nahen Museum. Dieses hatte zwar noch
geschlossen, doch den wichtigsten Teil konnten wir auch von
ausserhalb betrachten. Ein tiefes Loch, mit Wasser gefüllt und ein
paar Grubenwagen erinnern hier an längst vergangene Tage. An Zeiten
in denen hier in Visnes eine der grössten Kupferminen Europas
tonnenweise Kupfer ans Tageslicht förderte. Unter anderem gingen
grosse Mengen dieses Kupfers nach Frankreich. Frankreich wiederum
benötigte dieses Kupfer um ihr grosses Geschenk an die USA zu
vollenden – die Freiheitsstatue. Die Aussenhülle, welche über
einer Stahlkonstruktion angebracht ist, besteht nämlich aus Kupfer.
Und als Erinnerung daran steht hier nun eine Miniaturausführung
dieser Lady.
Wir
machten uns nach diesem Geschichtsabstecher auf den Weg in den Süden
der Halbinsel. Dort entdeckten wir wie beschrieben die tollsten
Badestrände seit langem. Feiner, weisser Sand, lag zu unseren Füssen
und das Meer spülte die Wellen an die einsamen Strände. Im Kontrast
zu den Felsen und grünen Gräsern sahen die beiden von uns besuchten
Strände einfach wunderschön aus. Doch vergessen sind die heissen
Maitemperaturen welche uns in Schweden ins Schwitzen brachten. Auch
hier im Süden von Norwegen soll es vor ein paar Wochen so heiss
gewesen sein, heute mussten wir uns aber schon über 13°C freuen.
Der kalte Wind umwehte auch heute die Küste und somit war nichts mit
gemütlichem Sonnen, Lesen und Planschen. Aber wir kennen das Problem
ja schon von Irland: die tollsten Strände aber das falsche Wetter.
Nachdem
wir die Südspitze der Halbinsel Karmoy erreicht hatten, machten wir
uns über die Ostküste wieder auf den Weg in den Norden und nach
Haugesund. Wir entdeckten auch hier einen tollen Platz um sich mit
dem Wohnmobil einfach so hinzustellen. Wir stellten uns neben einen
Norweger und genossen den Ausblick aus dem Womo. Wir nahmen spontan
unsere Tolinos zur Hand, genossen die wärmenden Sonnenstrahlen,
welche durch die Fenster drangen. Nach einer halben Stunde verliessen
wir den schönen Platz um uns nur ein paar Meter weiter den
Haraldshügel anzusehen. 1832 wurde dieses Denkmal zum 1000sten
Jubiläum der ersten Reichseinheit Norwegens errichtet. Der 17 Meter
hohe Obelisk wird von 29 kleinen Steinsäulen eingerahmt, welche für
die unterlegenen Fürsten stehen. Gleich neben dem Denkmal befindet
sich auch der Camping von Haugesund. Die Womos stehen hier dicht
beieinander und blicken auf eine nicht so wundervolle Bucht, wie sie
es 300 Meter weiter für gratis tun würden. Aber muss ja jeder
selber wissen.
Wir
fuhren schon bald weiter in den Norden. Ja es war noch nicht einmal
Mittag und wir hatten schon so viel gesehen. Das lag daran, dass wir
heute tatsächlich um 7 aufgestanden waren. Zum Einen wollen wir
morgens wieder ein bisschen besser aus den Federn kommen um mehr vom
Tag zu haben und zum Andern klingelt der Wecker morgen noch früher...
aber dazu später.
Unser
Mittagessen nahmen wir uns auf einem momentan eher unbenutzten
Firmenareal an einem Fjord zu uns. Mit einer so wundervollen Aussicht
schmeckt einfach jede Mahlzeit doppelt so gut.
Weiter
ging es gegen Norden, wo zwei grosse Wasserfälle auf uns warteten.
Als erstes der Langfoss, welcher uns hinter einer Kurve plötzlich
überraschte. Von hoch herab stürzen hier die Wassermassen unter der
Strasse hindurch. Das ganze Ausmass wurde uns erst bewusst, als wir
aus dem Auto stiegen. Sofort bewaffnete ich mich mit Kamera, Stativ,
Filtern und diversen Objektiven und mischte mich unter die anderen
Fotografen am Wasserfall. Nachdem das Licht erst überhaupt nicht
mitmachen wollte, drückte die Sonne doch noch ein wenig und liess
den Wasserfall wundervoll glänzen.
Nicht
weniger spektakulär war der Latefoss, welcher nur ein paar Kilometer
nördlicher ebenfalls unter die Strasse fällt. Dieser
Zwillingswasserfall ist genauso besucht, bietet jedoch nur wenige
Parkplätze. Zudem sind die besten Fotoplätze auf der Fahrspur
mitten auf der Brücke. Verkehrschaos und der Einsatz der Hupe sind
hier vorprogrammiert. So hatten wir es nach ein paar wenigen Fotos
gesehen und wollten uns auf die Weiterfahrt begeben. Wäre da nicht
ein Reisecar gewesen, welche einfach quer hinter alle anwesenden
Fahrzeuge geparkt hatte. Nachdem der alle Schäfchen wieder
eingeladen hatte ging es aber weiter.
Odda
wartete auf uns. Die Kleinstadt versprach uns einen gratis Parkplatz
zum Übernachten und einen guten Ausgangspunkt zur morgigen
Wanderung. Wir mussten nur noch zwei kleine Probleme beheben.
Melanies Wanderhose ging in den letzten Tagen leider kaputt und muss
ersetzt werden. Zudem haben wir bei der Wanderung zum Preikestolen
gemerkt, dass unsere Regenjacken ihr Alter auch schon überschritten
haben. Auch das Imprägnieren brachte überhaupt nichts mehr. Die
morgige Wanderung wird lange und obwohl Sonne vorhergesagt ist, weiss
man ja nie. Also suchten wir einen Sportladen und fanden in der
Kleinstadt diverse Läden vor. Heute war zudem Abendverkauf und alle
Läden hatten bis 18:00 geöffnet (nein das ist kein Witz –
ansonsten ist hier sogar schon um 17:00 Feierabend). Wir entdeckten
ein Sport-Outlet, welches uns Outdoorklamotten grosser Marken mit 50%
Rabatt versprach. Und dieses Versprechen wurde gehalten und wir
konnten alle drei Kleidungsstücke für knappe 130 Franken erstehen.
Zufrieden
machten wir uns zurück zum Wohnmobil und wollten uns auf die Abfahrt
morgen früh so gegen 5 Uhr vorbereiten. Wir stöberten nochmals
durch den einen oder anderen Blog um uns ein wenig vorzubereiten.
Alles war uns bekannt: 8 bis 10 Stunden Wanderzeit, 23 Kilometer,
viele Höhenmeter und ein Fahrverbot für Wohnmobile zum
Wanderparkplatz. WAAAS? Halt Stopp. Womos dürfen nicht zum
Wanderparkplatz? Das war uns neu. Dass der Parkplatz 55 (!!!) Franken
kostet war uns bewusst, doch wer sagt denn dass man da nicht hin
darf? Also stöberten wir weiter und mit gezieltem googeln wurden die
Zweifel immer grösser. Womos müssen in Tyssedal parken (34 Franken)
und von da an müssen die Passagiere mit dem Bus hin und zurück (für
Total 45 Franken). Das war ein Schock. Auf keiner offiziellen Seite
wurde auf dieses Verbot hingewiesen, doch in Blogs und Bewertungen
stiess man immer wieder darauf. Da gab es nur einen Weg: neben uns
steht ein weiteres Womo und die Besitzer werden doch sicherlich das
gleiche Ziel haben. Ja haben sie und sie waren sogar beim
Tourismusbüro. Mit dem Womo keine Chance da hoch zu fahren.
Günstigste Variante: wir lassen das Womo hier in Odda stehen
(kostenlos) und fahren mit dem Bus hin und zurück. Total für beide:
55 Franken. Also wirklich das günstigste. Sogar gleich teuer wie ein
Parkplatz beim Startpunkt der Wanderung. Einziges Problem: der Bus
fährt erst 06:30 und somit werden wir es wohl nicht vor dem grossen
Ansturm schaffen. Doch diese Pille müssen wir nun schlucken und
können dafür ein klein wenig länger schlafen. Schlaf haben wir
nötig, denn morgen wird ein anstrengender Tag.
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