Donnerstag, 21. Juni 2018

Wasser von allen Seiten (ohne Regen) - der Weg nach Odda

Wie wir gestern eingeschlafen waren, so erwachten wir heute. Unter dem wachenden Blick der Freiheitsstatue. Doch weshalb steht sie nun hier? Ich versprach es aufzulösen. Dafür machten wir uns heute nach dem Frühstück auf den Weg zum nahen Museum. Dieses hatte zwar noch geschlossen, doch den wichtigsten Teil konnten wir auch von ausserhalb betrachten. Ein tiefes Loch, mit Wasser gefüllt und ein paar Grubenwagen erinnern hier an längst vergangene Tage. An Zeiten in denen hier in Visnes eine der grössten Kupferminen Europas tonnenweise Kupfer ans Tageslicht förderte. Unter anderem gingen grosse Mengen dieses Kupfers nach Frankreich. Frankreich wiederum benötigte dieses Kupfer um ihr grosses Geschenk an die USA zu vollenden – die Freiheitsstatue. Die Aussenhülle, welche über einer Stahlkonstruktion angebracht ist, besteht nämlich aus Kupfer. Und als Erinnerung daran steht hier nun eine Miniaturausführung dieser Lady. 



Wir machten uns nach diesem Geschichtsabstecher auf den Weg in den Süden der Halbinsel. Dort entdeckten wir wie beschrieben die tollsten Badestrände seit langem. Feiner, weisser Sand, lag zu unseren Füssen und das Meer spülte die Wellen an die einsamen Strände. Im Kontrast zu den Felsen und grünen Gräsern sahen die beiden von uns besuchten Strände einfach wunderschön aus. Doch vergessen sind die heissen Maitemperaturen welche uns in Schweden ins Schwitzen brachten. Auch hier im Süden von Norwegen soll es vor ein paar Wochen so heiss gewesen sein, heute mussten wir uns aber schon über 13°C freuen. Der kalte Wind umwehte auch heute die Küste und somit war nichts mit gemütlichem Sonnen, Lesen und Planschen. Aber wir kennen das Problem ja schon von Irland: die tollsten Strände aber das falsche Wetter. 




Nachdem wir die Südspitze der Halbinsel Karmoy erreicht hatten, machten wir uns über die Ostküste wieder auf den Weg in den Norden und nach Haugesund. Wir entdeckten auch hier einen tollen Platz um sich mit dem Wohnmobil einfach so hinzustellen. Wir stellten uns neben einen Norweger und genossen den Ausblick aus dem Womo. Wir nahmen spontan unsere Tolinos zur Hand, genossen die wärmenden Sonnenstrahlen, welche durch die Fenster drangen. Nach einer halben Stunde verliessen wir den schönen Platz um uns nur ein paar Meter weiter den Haraldshügel anzusehen. 1832 wurde dieses Denkmal zum 1000sten Jubiläum der ersten Reichseinheit Norwegens errichtet. Der 17 Meter hohe Obelisk wird von 29 kleinen Steinsäulen eingerahmt, welche für die unterlegenen Fürsten stehen. Gleich neben dem Denkmal befindet sich auch der Camping von Haugesund. Die Womos stehen hier dicht beieinander und blicken auf eine nicht so wundervolle Bucht, wie sie es 300 Meter weiter für gratis tun würden. Aber muss ja jeder selber wissen. 




Wir fuhren schon bald weiter in den Norden. Ja es war noch nicht einmal Mittag und wir hatten schon so viel gesehen. Das lag daran, dass wir heute tatsächlich um 7 aufgestanden waren. Zum Einen wollen wir morgens wieder ein bisschen besser aus den Federn kommen um mehr vom Tag zu haben und zum Andern klingelt der Wecker morgen noch früher... aber dazu später.

Unser Mittagessen nahmen wir uns auf einem momentan eher unbenutzten Firmenareal an einem Fjord zu uns. Mit einer so wundervollen Aussicht schmeckt einfach jede Mahlzeit doppelt so gut. 



Weiter ging es gegen Norden, wo zwei grosse Wasserfälle auf uns warteten. Als erstes der Langfoss, welcher uns hinter einer Kurve plötzlich überraschte. Von hoch herab stürzen hier die Wassermassen unter der Strasse hindurch. Das ganze Ausmass wurde uns erst bewusst, als wir aus dem Auto stiegen. Sofort bewaffnete ich mich mit Kamera, Stativ, Filtern und diversen Objektiven und mischte mich unter die anderen Fotografen am Wasserfall. Nachdem das Licht erst überhaupt nicht mitmachen wollte, drückte die Sonne doch noch ein wenig und liess den Wasserfall wundervoll glänzen. 




Nicht weniger spektakulär war der Latefoss, welcher nur ein paar Kilometer nördlicher ebenfalls unter die Strasse fällt. Dieser Zwillingswasserfall ist genauso besucht, bietet jedoch nur wenige Parkplätze. Zudem sind die besten Fotoplätze auf der Fahrspur mitten auf der Brücke. Verkehrschaos und der Einsatz der Hupe sind hier vorprogrammiert. So hatten wir es nach ein paar wenigen Fotos gesehen und wollten uns auf die Weiterfahrt begeben. Wäre da nicht ein Reisecar gewesen, welche einfach quer hinter alle anwesenden Fahrzeuge geparkt hatte. Nachdem der alle Schäfchen wieder eingeladen hatte ging es aber weiter.



Odda wartete auf uns. Die Kleinstadt versprach uns einen gratis Parkplatz zum Übernachten und einen guten Ausgangspunkt zur morgigen Wanderung. Wir mussten nur noch zwei kleine Probleme beheben. Melanies Wanderhose ging in den letzten Tagen leider kaputt und muss ersetzt werden. Zudem haben wir bei der Wanderung zum Preikestolen gemerkt, dass unsere Regenjacken ihr Alter auch schon überschritten haben. Auch das Imprägnieren brachte überhaupt nichts mehr. Die morgige Wanderung wird lange und obwohl Sonne vorhergesagt ist, weiss man ja nie. Also suchten wir einen Sportladen und fanden in der Kleinstadt diverse Läden vor. Heute war zudem Abendverkauf und alle Läden hatten bis 18:00 geöffnet (nein das ist kein Witz – ansonsten ist hier sogar schon um 17:00 Feierabend). Wir entdeckten ein Sport-Outlet, welches uns Outdoorklamotten grosser Marken mit 50% Rabatt versprach. Und dieses Versprechen wurde gehalten und wir konnten alle drei Kleidungsstücke für knappe 130 Franken erstehen.

Zufrieden machten wir uns zurück zum Wohnmobil und wollten uns auf die Abfahrt morgen früh so gegen 5 Uhr vorbereiten. Wir stöberten nochmals durch den einen oder anderen Blog um uns ein wenig vorzubereiten. Alles war uns bekannt: 8 bis 10 Stunden Wanderzeit, 23 Kilometer, viele Höhenmeter und ein Fahrverbot für Wohnmobile zum Wanderparkplatz. WAAAS? Halt Stopp. Womos dürfen nicht zum Wanderparkplatz? Das war uns neu. Dass der Parkplatz 55 (!!!) Franken kostet war uns bewusst, doch wer sagt denn dass man da nicht hin darf? Also stöberten wir weiter und mit gezieltem googeln wurden die Zweifel immer grösser. Womos müssen in Tyssedal parken (34 Franken) und von da an müssen die Passagiere mit dem Bus hin und zurück (für Total 45 Franken). Das war ein Schock. Auf keiner offiziellen Seite wurde auf dieses Verbot hingewiesen, doch in Blogs und Bewertungen stiess man immer wieder darauf. Da gab es nur einen Weg: neben uns steht ein weiteres Womo und die Besitzer werden doch sicherlich das gleiche Ziel haben. Ja haben sie und sie waren sogar beim Tourismusbüro. Mit dem Womo keine Chance da hoch zu fahren. Günstigste Variante: wir lassen das Womo hier in Odda stehen (kostenlos) und fahren mit dem Bus hin und zurück. Total für beide: 55 Franken. Also wirklich das günstigste. Sogar gleich teuer wie ein Parkplatz beim Startpunkt der Wanderung. Einziges Problem: der Bus fährt erst 06:30 und somit werden wir es wohl nicht vor dem grossen Ansturm schaffen. Doch diese Pille müssen wir nun schlucken und können dafür ein klein wenig länger schlafen. Schlaf haben wir nötig, denn morgen wird ein anstrengender Tag.




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