Sonntag, 10. Juni 2018

In die Höhe auf den Gaustatoppen

Wie geplant klingelte heute der Wecker schon sehr früh. Früher als wenn ich Zuhause zur Arbeit muss. Und das an einem Sonntag! Doch nachdem der Wecker uns aus dem Schlaf riss, öffneten wir unser Schlafzimmerfenster und wurden sofort entschädigt. Die Sonne stand um 6 Uhr schon hoch am blauen Himmel und erfüllte das Niemandsland mit Licht. Keine Menschenseele, kein Auto, kein Bauwerk. Nur Natur vor dem Fenster. Ein wahrer Traum für den wir doch noch ein wenig im warmen Bett liegen blieben. Doch dann schnell ein herzhaftes Frühstück und ab auf die Piste.



Nach 5 Minuten Fahrt erreichten wir den Parkplatz von dem aus der Gaustatoppen am besten erreichbar ist. Naja – am zweitbesten. Am besten wäre wohl die Gaustatoppenbahn ein paar hundert Meter weiter geeignet gewesen. Diese Bahn, welche unterirdisch steil auf den Berg führt, wurde von der NATO erbaut und kostet fast 40 Franken für Berg- und Talfahrt. Und diese verbringt man dann auch noch in Dunkelheit im Berg. Und da wir ja sowieso lieber wandern machten wir uns also ganz kurz nach 7 Uhr auf den Weg.

Noch nicht viele Leute trafen wir um diese Zeit am Berg an. Die wenigen Wanderer liessen sich an einer Hand abzählen. Die morgendliche Ruhe war wundervoll und wurde nur ab und an durch die Glocken der hier heimischen Schafe unterbrochen. Die fristen hier definitiv ein besseres Leben als die armen Genossen auf den Deichen in Holland und Deutschland.

Die Wanderung zum Restaurant Gaustatoppen dauerte dann auch wie geplant etwa zwei Stunden. Dabei wurden 6 Kilometer und über 600 Höhenmeter zurückgelegt. Zum Glück waren die Temperaturen heute morgen noch nicht so hoch wie zuvor in dieser Woche. Doch auch so schnaubten wir im T-Shirt den Berg hinauf und überquerten dabei einige Geröll- und auch Schneefelder. Als die Berghütte erreicht war, genossen wir das geniale Panorama und schossen einige Fotos. Wir überlegten lange, ob wir noch über den Grat zum wirklich höchsten Punkt des Gaustatoppen aufsteigen sollten – liessen es aber bleiben. Auf alle Fälle bis ein Herr ankam, welcher meinte der Spitz sei in 15 Minuten erreicht.



Also machten wir uns auf den Weg. Ein Weg im eigentlichen Sinne gab es hier jedoch nicht mehr. Wir mussten dem Grat über diverse Geröllfelder folgen, deren Steine immer grösser wurden. Immer mehr musste geklettert werden und die Abgründe und Löcher zwischen den Felsblöcken wurden immer grösser. Also entschlossen wir uns etwa 150 Meter vor dem Gipfel umzukehren. Wir wollten keine Gefahr eingehen, das hier oben noch ein Unglück geschieht. Dass der Objektivdeckel der Spiegelreflexkamera in einem Felsspalt für immer verschwand mochten wir noch verkraften – doch mehr musste also wirklich nicht sein. Als wir (nach etwa 30 Minuten wohlgemerkt) kehrt machten, sahen wir dass der Herr von eben, schon wieder auf dem Rückweg war. Er kehrte schon viel früher um – vielleicht ja nach 15 Minuten.

Am Gaustatoppen Berghaus angelangt wollten wir unbedingt noch eine Waffel essen. Diese scheinen hier Tradition zu haben und man gönnt sich sonst ja nichts. Die Dame an der Kasse kassierte uns für zwei Waffeln 80NOK (etwa 10 Franken) ab, was wir für ein Berghaus also sehr fair fanden. Als wir dann sahen, wie gross die Waffeln waren, waren wir begeistert. Die Waffeln durften sogar noch mit selbstgemachter Konfitüre bestrichen werden, welche unglaublich lecker war. So waren wir gestärkt für den Abstieg, welcher nur unwesentlich kürzer dauerte. Der steinige Weg verlangte einem auch abwärts einiges ab und wir kamen kurz nach 12 Uhr müde am Wohnmobil an. Auf dem Rückweg begegneten uns wesentlich mehr Wanderer, welche den Aufstieg noch vor sich hatten.





Schon bald verliessen wir die Hochebene also wieder und machten uns auf den Weg ins nächste Tal. Die Bremsen begannen auf den letzten Höhenmetern zu stinken und wir waren froh, als wir endlich Rjukan erreicht hatten. Diese kleine Stadt hat eine sehr interessante Geschichte. 1927 stand hier das grösste Wasserkraftwerk der Welt. In einem Dorf mit 50 Familien. Das änderte sich natürlich durch die Stromproduktion schnell und viele Firmen wurden hier ansässig. Nur wenige Jahre später zählte Riukan 10'000 Einwohner, welche hier viele Dinge herstellten. Unter anderem auch „schweres Wasser“. Nachdem die Deutschen den Norden besetzten, wurde die Produktion dieses Stoffes hochgefahren um damit die berüchtigten Atombomben bauen zu können. Die Alliierten griffen deshalb die Fabriken und das Wasserkraftwerk im Tal mehrmals an. Die zweite Besonderheit des Dorfes ist seine Lage. Praktisch das ganze Jahr liegt Rjukan im Schatten des Gaustatoppen und nur im Sommer scheint ein paar wenige Stunden am Tag die Sonne auf das Dorf. 1929 spendierte das Wasserwerk den Einwohnern deshalb eine Seilbahn auf den Hausberg, den Krosso. Diese Krossobahn steht auch heute noch und die Einwohner pilgern fleissig auf den Wanderberg um Sonne zu tanken.

Und noch etwas zu Rjukan. Der grösste Touristenmagnet des Tales befand sich auch in dieser Kleinstadt. Der Rjukanfossen. Ein riesiger Wasserfall, welcher am Ende eines Tales in die Tiefe stürzte. Doch das neue Wasserkraftwerk (bei weitem natürlich nicht mehr das grösste der Welt) brauchte eine zuverlässige Wasserenergiequelle und bediente sich dazu des Rjukanfossen. Mit dem Ergebnis, dass die wenigen Leute welche sich noch in das Tal verirren, an eine leere Rückwand sehen. Das macht sich auch an den verlassenen Restaurants und Hotels in der unmittelbaren Region bemerkbar. Schade.

So. Geschichtsstunde ist vorbei und wir machten uns nach einem kleinen Halt am alten Kraftwerk schon wieder auf die Weiterreise. Diese sollte uns an einen kleineren Berg führen, bei welchem wir unsere zweite Wanderung in Angriff nehmen wollten. Dieses Mal stand dabei ein FTF bei einem Geocache im Vordergrund. Die paar Kilometer sollten wir auch heute noch schaffen. Wir fanden uns dazu plötzlich in einer eindrucksvollen Gegend wieder. Hier standen mehr Häuser als in einem grösseren Schweizer Dorf. Ja sogar fast so viele wie in einer Kleinstadt wie Frauenfeld – einfach auf der dreifachen Fläche. Doch kein Auto fuhr an uns vorbei. Es stand auch kein Auto vor einem der Häuser. Keine spielenden Kinder, keine bellenden Hunde oder herumschleichenden Katzen. Alles Ferienhäuser und alle leer. Die Skilifte am Berg zeigen, dass im Winter hier wohl einiges los ist. Obwohl das Skigebiet noch kleiner scheint als zum Beispiel jenes von Wildhaus. Wir hatten also mit dem Womo die Schotterstrassen des Ferien-Hügels erklommen und wollten uns schon fast zum Abmarsch bereit machen, als es plötzlich anfing zu regnen. Und nicht nur ein wenig – nein so richtig. Aber wozu hat man ein Womo? Wir legten uns einfach ins Bett, ich schrieb den Blog bis hierhin und danach kam auch bei mir wieder das Tolino zum Zug.

Nachdem ich mir im Regen auch noch einen Kaffee machte und mir einen Keks gönnte, beschlossen wir, dieses Vorhaben für heute sein zu lassen. Blitze zuckten in der Nähe und Donner grollte durch das Tal. So gehen wir auf keine Bergwanderung. An Ort und Stelle stehen zu bleiben war auch keine Option und so machten wir uns auf den Weg zum nächsten Stellplatz. Da es dort auch gratis Wasser gab, nutzten wir dieses Angebot und die Zeit, welche wir nun hatten, um zu duschen. Ich werkelte in einer Regenpause noch ein wenig am Womo herum und seither liegen wir im Bett, lauschen den Tropfen auf dem Dach und lesen. Hunger haben wir noch keinen und so wird auch das Nachtessen heute erst später stattfinden. Wir werden morgen früh dann entscheiden, ob das Wetter für einen weiteren Versuch genügt. Ansonsten werden wir uns einfach auf die Weiterreise begeben.

Noch einen kurzen Anhang gibt es heute. In meinem UPC Mobile Abo sind monatlich 10GB Daten in Europa inbegriffen. Das ist ziemlich viel und reicht so auch gut für WhatsApp, den Blog und ein wenig Internet. Gestern vergass ich den HotSpot, welcher den Laptop mit Internet über das Handy versorgt, auszuschalten. Und irgendwie hat es mein Laptop dann geschafft, in dieser kurzen Zeit irgendetwas anzustellen (keine Ahnung was), was stolze 4GB Daten zog! Keine Ahnung wie das gehen sollte, da der Laptop ja nicht in Gebrauch war. Nichteinmal ein Update frisst 4GB. Auf jeden Fall habe ich mich diesen Monat sehr gefreut, dass dank WLAN am Anfang des Monats, dieser Monat viel Internet vorhanden ist. Diese Freude wich nun dem grossen Frust. Aber ist jetzt eben so. Für den Blog hat dies jedoch zur Folge, dass ich den Blog wohl bis auf Weiteres (maximal bis Ende Juni) abends zwar schreibe, jedoch vielleicht erst am darauffolgenden Tag in einem WLAN online stellen werde. Melanie hat auch noch ein paar Gigabyte und davon zapf ich auch noch etwas ab – wir werden sehen. Also nicht wundern wenn es abends einmal nichts zu lesen gibt: alles okay, nur einfach kein Internet. War früher ja auch so ;)

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