Wie
geplant klingelte heute der Wecker schon sehr früh. Früher als wenn
ich Zuhause zur Arbeit muss. Und das an einem Sonntag! Doch nachdem
der Wecker uns aus dem Schlaf riss, öffneten wir unser
Schlafzimmerfenster und wurden sofort entschädigt. Die Sonne stand
um 6 Uhr schon hoch am blauen Himmel und erfüllte das Niemandsland
mit Licht. Keine Menschenseele, kein Auto, kein Bauwerk. Nur Natur
vor dem Fenster. Ein wahrer Traum für den wir doch noch ein wenig im
warmen Bett liegen blieben. Doch dann schnell ein herzhaftes
Frühstück und ab auf die Piste.
Nach
5 Minuten Fahrt erreichten wir den Parkplatz von dem aus der
Gaustatoppen am besten erreichbar ist. Naja – am zweitbesten. Am
besten wäre wohl die Gaustatoppenbahn ein paar hundert Meter weiter
geeignet gewesen. Diese Bahn, welche unterirdisch steil auf den Berg
führt, wurde von der NATO erbaut und kostet fast 40 Franken für
Berg- und Talfahrt. Und diese verbringt man dann auch noch in
Dunkelheit im Berg. Und da wir ja sowieso lieber wandern machten wir
uns also ganz kurz nach 7 Uhr auf den Weg.
Noch
nicht viele Leute trafen wir um diese Zeit am Berg an. Die wenigen
Wanderer liessen sich an einer Hand abzählen. Die morgendliche Ruhe
war wundervoll und wurde nur ab und an durch die Glocken der hier
heimischen Schafe unterbrochen. Die fristen hier definitiv ein
besseres Leben als die armen Genossen auf den Deichen in Holland und
Deutschland.
Die
Wanderung zum Restaurant Gaustatoppen dauerte dann auch wie geplant
etwa zwei Stunden. Dabei wurden 6 Kilometer und über 600 Höhenmeter
zurückgelegt. Zum Glück waren die Temperaturen heute morgen noch
nicht so hoch wie zuvor in dieser Woche. Doch auch so schnaubten wir
im T-Shirt den Berg hinauf und überquerten dabei einige Geröll- und
auch Schneefelder. Als die Berghütte erreicht war, genossen wir das
geniale Panorama und schossen einige Fotos. Wir überlegten lange, ob
wir noch über den Grat zum wirklich höchsten Punkt des Gaustatoppen
aufsteigen sollten – liessen es aber bleiben. Auf alle Fälle bis
ein Herr ankam, welcher meinte der Spitz sei in 15 Minuten erreicht.
Also
machten wir uns auf den Weg. Ein Weg im eigentlichen Sinne gab es
hier jedoch nicht mehr. Wir mussten dem Grat über diverse
Geröllfelder folgen, deren Steine immer grösser wurden. Immer mehr
musste geklettert werden und die Abgründe und Löcher zwischen den
Felsblöcken wurden immer grösser. Also entschlossen wir uns etwa
150 Meter vor dem Gipfel umzukehren. Wir wollten keine Gefahr
eingehen, das hier oben noch ein Unglück geschieht. Dass der
Objektivdeckel der Spiegelreflexkamera in einem Felsspalt für immer
verschwand mochten wir noch verkraften – doch mehr musste also
wirklich nicht sein. Als wir (nach etwa 30 Minuten wohlgemerkt) kehrt
machten, sahen wir dass der Herr von eben, schon wieder auf dem
Rückweg war. Er kehrte schon viel früher um – vielleicht ja nach
15 Minuten.
Am
Gaustatoppen Berghaus angelangt wollten wir unbedingt noch eine
Waffel essen. Diese scheinen hier Tradition zu haben und man gönnt
sich sonst ja nichts. Die Dame an der Kasse kassierte uns für zwei
Waffeln 80NOK (etwa 10 Franken) ab, was wir für ein Berghaus also
sehr fair fanden. Als wir dann sahen, wie gross die Waffeln waren,
waren wir begeistert. Die Waffeln durften sogar noch mit
selbstgemachter Konfitüre bestrichen werden, welche unglaublich
lecker war. So waren wir gestärkt für den Abstieg, welcher nur
unwesentlich kürzer dauerte. Der steinige Weg verlangte einem auch
abwärts einiges ab und wir kamen kurz nach 12 Uhr müde am Wohnmobil
an. Auf dem Rückweg begegneten uns wesentlich mehr Wanderer, welche
den Aufstieg noch vor sich hatten.
Schon
bald verliessen wir die Hochebene also wieder und machten uns auf den
Weg ins nächste Tal. Die Bremsen begannen auf den letzten
Höhenmetern zu stinken und wir waren froh, als wir endlich Rjukan
erreicht hatten. Diese kleine Stadt hat eine sehr interessante
Geschichte. 1927 stand hier das grösste Wasserkraftwerk der Welt. In
einem Dorf mit 50 Familien. Das änderte sich natürlich durch die
Stromproduktion schnell und viele Firmen wurden hier ansässig. Nur
wenige Jahre später zählte Riukan 10'000 Einwohner, welche hier
viele Dinge herstellten. Unter anderem auch „schweres Wasser“.
Nachdem die Deutschen den Norden besetzten, wurde die Produktion
dieses Stoffes hochgefahren um damit die berüchtigten Atombomben
bauen zu können. Die Alliierten griffen deshalb die Fabriken und das
Wasserkraftwerk im Tal mehrmals an. Die zweite Besonderheit des
Dorfes ist seine Lage. Praktisch das ganze Jahr liegt Rjukan im
Schatten des Gaustatoppen und nur im Sommer scheint ein paar wenige
Stunden am Tag die Sonne auf das Dorf. 1929 spendierte das Wasserwerk
den Einwohnern deshalb eine Seilbahn auf den Hausberg, den Krosso.
Diese Krossobahn steht auch heute noch und die Einwohner pilgern fleissig
auf den Wanderberg um Sonne zu tanken.
Und
noch etwas zu Rjukan. Der grösste Touristenmagnet des Tales befand
sich auch in dieser Kleinstadt. Der Rjukanfossen. Ein riesiger
Wasserfall, welcher am Ende eines Tales in die Tiefe stürzte. Doch
das neue Wasserkraftwerk (bei weitem natürlich nicht mehr das
grösste der Welt) brauchte eine zuverlässige Wasserenergiequelle
und bediente sich dazu des Rjukanfossen. Mit dem Ergebnis, dass die
wenigen Leute welche sich noch in das Tal verirren, an eine leere
Rückwand sehen. Das macht sich auch an den verlassenen Restaurants
und Hotels in der unmittelbaren Region bemerkbar. Schade.
So.
Geschichtsstunde ist vorbei und wir machten uns nach einem kleinen
Halt am alten Kraftwerk schon wieder auf die Weiterreise. Diese
sollte uns an einen kleineren Berg führen, bei welchem wir unsere
zweite Wanderung in Angriff nehmen wollten. Dieses Mal stand dabei
ein FTF bei einem Geocache im Vordergrund. Die paar Kilometer sollten
wir auch heute noch schaffen. Wir fanden uns dazu plötzlich in einer
eindrucksvollen Gegend wieder. Hier standen mehr Häuser als in einem
grösseren Schweizer Dorf. Ja sogar fast so viele wie in einer
Kleinstadt wie Frauenfeld – einfach auf der dreifachen Fläche.
Doch kein Auto fuhr an uns vorbei. Es stand auch kein Auto vor einem
der Häuser. Keine spielenden Kinder, keine bellenden Hunde oder
herumschleichenden Katzen. Alles Ferienhäuser und alle leer. Die
Skilifte am Berg zeigen, dass im Winter hier wohl einiges los ist.
Obwohl das Skigebiet noch kleiner scheint als zum Beispiel jenes von
Wildhaus. Wir hatten also mit dem Womo die Schotterstrassen des
Ferien-Hügels erklommen und wollten uns schon fast zum Abmarsch
bereit machen, als es plötzlich anfing zu regnen. Und nicht nur ein
wenig – nein so richtig. Aber wozu hat man ein Womo? Wir legten uns
einfach ins Bett, ich schrieb den Blog bis hierhin und danach kam
auch bei mir wieder das Tolino zum Zug.
Nachdem
ich mir im Regen auch noch einen Kaffee machte und mir einen Keks
gönnte, beschlossen wir, dieses Vorhaben für heute sein zu lassen.
Blitze zuckten in der Nähe und Donner grollte durch das Tal. So
gehen wir auf keine Bergwanderung. An Ort und Stelle stehen zu
bleiben war auch keine Option und so machten wir uns auf den Weg zum
nächsten Stellplatz. Da es dort auch gratis Wasser gab, nutzten wir
dieses Angebot und die Zeit, welche wir nun hatten, um zu duschen.
Ich werkelte in einer Regenpause noch ein wenig am Womo herum und
seither liegen wir im Bett, lauschen den Tropfen auf dem Dach und
lesen. Hunger haben wir noch keinen und so wird auch das Nachtessen
heute erst später stattfinden. Wir werden morgen früh dann
entscheiden, ob das Wetter für einen weiteren Versuch genügt.
Ansonsten werden wir uns einfach auf die Weiterreise begeben.
Noch
einen kurzen Anhang gibt es heute. In meinem UPC Mobile Abo sind
monatlich 10GB Daten in Europa inbegriffen. Das ist ziemlich viel und
reicht so auch gut für WhatsApp, den Blog und ein wenig Internet.
Gestern vergass ich den HotSpot, welcher den Laptop mit Internet über
das Handy versorgt, auszuschalten. Und irgendwie hat es mein Laptop
dann geschafft, in dieser kurzen Zeit irgendetwas anzustellen (keine
Ahnung was), was stolze 4GB Daten zog! Keine Ahnung wie das gehen
sollte, da der Laptop ja nicht in Gebrauch war. Nichteinmal ein
Update frisst 4GB. Auf jeden Fall habe ich mich diesen Monat sehr
gefreut, dass dank WLAN am Anfang des Monats, dieser Monat viel
Internet vorhanden ist. Diese Freude wich nun dem grossen Frust. Aber
ist jetzt eben so. Für den Blog hat dies jedoch zur Folge, dass ich
den Blog wohl bis auf Weiteres (maximal bis Ende Juni) abends zwar
schreibe, jedoch vielleicht erst am darauffolgenden Tag in einem WLAN
online stellen werde. Melanie hat auch noch ein paar Gigabyte und
davon zapf ich auch noch etwas ab – wir werden sehen. Also nicht
wundern wenn es abends einmal nichts zu lesen gibt: alles okay, nur
einfach kein Internet. War früher ja auch so ;)
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