Ja
irgendwie kommt es bei uns in letzter Zeit immer komplett anders
heraus als geplant. So auch gestern, nachdem der Blogeintrag verfasst
und online gestellt war. Die Idee des Kjeragbolten liess uns
irgendwie eben doch nicht los und wo ein Wille ist, ist bekanntlich
auch ein Weg. Wir fanden einen nahen Fährhafen mit Parkplatz, wo wir
unser Womo stehen lassen könnten und als Fussgänger nach Lysebotn
und von dort aus mit einem Taxi zum Start der Wanderung. Der Preis
dieser Reise: knappe 100 Franken für uns beide. Und der Fährhafen
ist gerade 40 Minuten entfernt. Ich war noch am Heraussuchen der
letzten Infos, als Melanie schon alles zusammenpackte und uns bereit
zur Abfahrt machte.
Wir
entschlossen uns also dorthin zu fahren und dort morgen früh zu
sehen wie das Wetter ist. Die Hoffnung war gering, da der
Wetterbericht nichts gutes verhiess. Doch wer nicht wagt, der nicht
gewinnt. Es war schon nach 22 Uhr doch die Sonne stand noch am Himmel
hinter den Wolken. Dadurch war die Fahrt durch die Berglandschaft wie
bei Tage. Und sie war ein Traum. Eine komplett einsame Landschaft,
nur eine kleine Strasse, welche sich über die Wiesen schlängelt und
keine Menschenseele. Auch kein Auto trafen wir an. Dafür stand da
nach einer Kurve plötzlich ein Reiter. Nein halt – auf dem Pferd
sitzt ja gar niemand. Beim nächsten Gedankengang war uns dann auch
klar, was da vor uns auf der Strasse stand. Ein Elch. Unser erster
Elch (in freier Wildbahn) auf unserer Reise durch den Norden. Er war
leider zu schnell weg um ihn zu fotografieren und wir sahen ihn nur
noch im Gebüsch verschwinden. Aber ein wirklich spezieller Moment,
wenn man dieses riesige Wildtier dann wirklich einmal in der Natur
antrifft. Ein paar Serpentinen später waren wir auch schon am Ende
der Strasse angelangt. Ein kleiner Teerplatz und die Anlegestelle war
alles, was es da gab. Und ein Womo, welches doch auch schon dort
stand. Die Fähre legt hier immer 06:35 ab, nun war 23:15 – heisst
schlafen.
Heute
Früh standen wir bei Zeiten auf. Schafe schienen unser Womo umringt
zu haben, rufen laut in die morgendliche Landschaft und klingeln mit
ihren Glocken. Ganz so idyllisch war es beim Blick aus dem Fenster
dann doch nicht – ein Lastwagen voller Schafe stand da und wartete
auf die Fähre. Ein Blick auf den Kjerag auf der anderen Seite des
Lysefjords verhiess nichts Gutes. Der Berg war in Nebel gehüllt, es
regnete schon wieder und die Temperaturen waren schon hier unten
relativ tief. Der Wetterbericht hatte sich auch nicht verbessert und
meldete 100% Niederschlagswahrscheinlichkeit und über 4 Liter pro
Quadratmeter. Der Kjeragbolten gilt allgemein als der gefährlichste
Fotopunkt der Welt (obwohl noch kein Unfall registriert wurde),
besitzt eine Fläche von einem knappen Quadratmeter, neben dem es
über 1000 Meter in die Tiefe geht. Der Zugang erfolgt via einem 30cm
Felsvorsprung von welchem man mit einem letzten Sprung auf dem Stein
landet. Dieses Vorgehen ist uns bei Nässe und eventuell auch noch
Wind definitiv zu gefährlich. Ja und so legten wir uns nochmals eine
Stunde hin, machten Frühstück und fuhren wieder davon. Gelohnt hat
sich der Ausflug trotzdem sehr. Die Fahrt und der erste Elch werden
uns sicherlich in Erinnerung bleiben.
Hier
noch ein paar Fotos des Kjeragbolten aus der Google Bildergalerie, damit
ihr auch wisst, wovon wir reden.
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