Nach
dem Absenden des Blogs gestern Abend wollten wir nicht mehr aus dem
Womo und machten es uns gemütlich. Gegen 23:00 machte uns ein
ungewöhnlich schöner Sonnenuntergang einen Strich durch die
Rechnung. Die Kulisse des Leuchtturmes und der dahinter gelegenen
Ebene vor dem orange gefluteten Himmel wollten wir uns nicht entgehen
lassen. So spazierten wir die paar Meter und schossen ein paar Fotos.
Danach war aber wirklich Nachtruhe.
Heute
früh begann der Tag nach dem Frühstück mit einem erneuten Gang zum
Leuchtturm. Den Cache dort vergassen wir gestern Abend und wer keinen
Kopf hat...
Danach
ging es aber los. Wir verabschiedeten uns von unseren Nachbarn im
Rentenalter, die gerade auf der Wiese am Parkplatz mit Gymnastik
beschäftigt waren, und nahmen Kurs auf Lista. Lista ist einer der
wenigen Orte, die während der Eiszeit nicht von Eis überzogen war
und deshalb eine Art Oase bot. Menschen und Tiere zog es hierhin um
diese kalte Epoche zu überleben. Dementsprechend finden sich auch
Zeugen dieser Siedlungszeit hier wie zum Beispiel Felsritzereien,
Hügelgräber und Kultstätten. Wir betrachteten die interessante
Lokalität und machten uns zu Fuss auf den weiteren Weg zum Nordberg
Fort. Dieses liegt nur einen Kilometer entfernt auf einem Hügel. Mit
drei Geschützen schützten sich die Deutschen mit dieser Stellung,
welche zum berühmten Atlantikwall gehört, welcher sich bis Spanien
hinunter zieht.
Eine
zweite solche Stellung, Varnes Fort, war unser nächstes Ziel der
Reise. Doch dieses mussten wir uns verdienen. Erst wähnten wir uns
auf einem falschen Weg und wendeten unser Wohnmobil. Doch ein Blick
auf Wandernavi, Smartphone und Strassennavi sagte, dass wir genau
dort durch müssen. 4 Kilometer Schotterstrasse führten zum
Parkplatz des Forts. 4 Kilometer welche an schöne Höhenwanderwege
in den Schweizer Bergen erinnern – und das mit dem Womo. Melanie
musste sogar zwei Mal aussteigen um ein Viehgatter zu öffnen,
welches die Weiterfahrt versperrte. Doch wir schafften es heil an den
Parkplatz und mussten nun nur noch ein bisschen bergab um zu den
Betonelementen im Berg zu gelangen. Eine der drei 10,5cm Kanonen
steht sogar noch immer in ihrer Kasematte und zielt auf das Meer
hinaus. Auf 16'000 Meter Distanz konnte sie einst Gegner bekämpfen,
wurde jedoch nie im Ernstfall gebraucht. Wir besichtigten die
Stellungen, die unterirdischen Gänge und auch die unterirdische
Strasse, welche diesen Berg komplett aushöhlt. Die 150 russischen
Kriegsgefangenen leisteten hier ganze Arbeit beim Bau dieser Anlage.
Der
Rückweg führte natürlich wieder über die Schotterpiste (die
übrigens Teil der Route unseres Reiseführers für Wohnmobile ist,
also mit einem 8-Meter-Ding kommt da keiner durch), ehe wir wieder
auf der rettenden Hauptstrasse waren. Wir kauften noch schnell fürs
Wochenende ein und beschlossen kurzfristig uns an einem FTF in 15
Minuten Entfernung zu versuchen. Die Wanderung sollte in einem halben
Tag zu schaffen sein und das Wetter war auch prima. Am Parkplatz
angelangt stand da aber ein verdächtiges Fahrzeug. Auf der Armatur
lag ein Bleistift mit dem Aufdruck: official Geocaching Logpen. So
wussten wir, dass wir uns die Wanderung sparen konnten und
programmierten die nächsten Koordinaten aus dem Reiseführer ins
Navi.
Eine
knappe halbe Stunde vor dem Ziel passierten wir eine Info-Bucht. Vor
jeden Ortschaft, jeder Region, jedem Kanton – ja vor jeder nur
erdenklichen Grenze findet man einen Parkplatz mit einer Infotafel,
welche einem die Sehenswürdigkeiten, Wanderungen und Spezialitäten
des Ortes/Kantons/Gebietes aufzeigen. Sehr selten haben wir an so
einer einen Stopp eingelegt, da wir uns einfach an den Reiseführer
hielten und der bietet uns schon genügend Material um unsere Zeit zu
verbringen. Keine Ahnung weshalb aber hier hielten wir an. Wir trafen
auf 3 Wohnmobile mit deutschen Kennzeichen. Die beiden Mietfahrzeuge
aus Lörrach wurden jedoch von Schweizern gesteuert. Die sind echt
überall. Auf der Infotafel entdeckte ich dann aber etwas was mein
Abenteurerherz höher schlagen liess. „Railway Bike Tour“ stand
da und auf dem Foto sah man eine Familie, die auf einer Art
Tandem-Seitenwagen-Konstruktion auf den Geleisen einer stillgelegten
Eisenbahnlinie durch die Landschaft kurvt. Das kannte ich so nur aus
Filmen und so machten wir uns im Internet schlau.
Nicht
lange Zeit später standen wir am Bahnhof in Flekkefjord und
bestaunten die vielen roten Wägelchen. Eine Tafel verriet uns, dass
man nur um 12:00 und 16:00 auf die 4-stündige Tour starten kann. Man
muss denselben Weg wieder zurück wie man schon hin fuhr und damit
sich nicht alle auf einem Gleis in die Quere kommen, ist 12:00 bis
14:00 nordwärts und 14:00 bis 16:00 wieder südwärts die Bahn
geöffnet. Es war 15:00 und wir beschlossen uns die Stunde zu warten.
Ab 15:30 war der Empfang geöffnet, wir bezahlten unsere 50 Franken,
wurden mit Helm, Leuchtweste und Stirnlampe ausgerüstet und bekamen
Instruktionen zu der Fahrt.
Kurz
vor 16 Uhr entliess man uns dann ins dunkle Loch, welche gleich am
Ende des Bahnhofs unter dem Dorf hindurchführt. Als wir den Tunnel
wieder verliessen, waren wir in einer anderen Welt. Am Rande des
Fjords mit bester Aussicht und mitten in der Natur fuhren wir auf
eisernem Wege in den Norden. Immer wieder überquerten wir Brücken
und tauchten in die Tiefen des Berges ein. Die Tunnels waren doch
sehr kühl und wir waren froh, dass man mit Treten doch ein wenig
Wärme erzeugte. Nachdem wir den längsten Tunnel (1175 Meter)
durchquerten, waren wir schon bald am Ende der 17 Kilometer langen
Strecke angelangt. Es war auch schon beinahe 17.30 Uhr. Und eine
Regel besagte: Punkt 18 Uhr muss man das Gefährt anheben, um 180
Grad wenden und wieder auf die Schiene setzen. Denn ab nun ging es
zurück. Wir waren die Einzigen am Endbahnhof und mussten merken,
dass das Gefährt zu zweit ganz schön schwer ist. Wir wendeten also
und besuchten auf dem Rückweg noch den einen oder anderen Cache an
der stillgelegten Bahnlinie. Da es in südlicher Richtung beinahe nur
bergab ging waren wir schon nach unwesentlich mehr als einer Stunde
wieder in Flekkefjord und gaben unsere roten Flitzer zurück.
Wirklich ein geniales Erlebnis, welches wir hier per Zufall
entdeckten. Das war jetzt einmal was komplett anderes, eine neue Art
die Natur zu entdecken und das Gefühl einfach so auf den Gleisen zu
fahren ist unbeschreiblich. Auch die in den Fels geschlagenen Tunnels
zu betrachten, all die Wartehäuschen, welche von der Natur Stück
für Stück zurückerobert werden. Wirklich unvergesslich und toll.
Diese 50 Franken sind wahrlich gut investiert gewesen.
Nun
wollten wir doch noch zum Stellplatz aufbrechen. Auf dem Rückweg mit
den Gleisfahrdingern (Draisinen sind es ja nicht oder?) begann es zu
regnen und nach 19 Uhr war es ja auch schon. Genau richtig um einen
Platz für die Nacht aufzusuchen. Doch halt – die
Railbikevermietung hat ja ein offenes WLAN. Perfekt um den Blog zu
schreiben und hochzuladen, während Melanie uns ein leckeres
Nachtessen kocht. Für die kurze Fahrt zum Stellplatz bleibt auch
danach noch genügend Zeit.
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