Sonntag, 30. September 2018

Einer geht noch - unser Zusatztag auf dem Camping Lazy

Heute war Sonntag. Der letzte Sonntag unserer Reise. Und diesen lebten wir so richtig in vollen Zügen aus. Wir begannen schon früh morgens damit, denn der Blick durch das Fenster verkündete einen blauen Himmel und viel Sonne. Doch Lui, welcher am Fenster vorbei ging, sah nicht wirklich nach sommerlichen Temperaturen aus. So liessen wir uns Zeit das warme Bett zu verlassen. Einmal aufgestanden und an die Sonne getreten sah das Ganze jedoch einigermassen annehmbar aus und wir verlegten unser Frühstück zusammen mit Lui, Steffi, Dani und Ralf nach draussen. An der Sonne genossen wir unsere Brote und quatschten über Gott und die Welt. Das absolute Highlight dabei war, dass Steffi in ihrem Omnia (eine Art Backofen für den Gaskochherd) für uns sechs einen Butterzopf gebacken hatte. Ein so leckerer Butterzopf war nach beinahe sechs Monaten der Reise vergleichbar mit purem Gold. Geschmacklich ein Stück Heimat. Ein Traum.

Der nächste Punkt auf unserer Entspannungs-Liste war die Dusche. Unsere Dusche im Wohnmobil ist super und auch völlig ausreichend für zwei Personen um (natürlich nacheinander) zu duschen. Doch natürlich ist so eine „richtige“ Dusche noch immer was anderes. Wir liessen das warme Wasser auf uns niederprasseln, bis wir vor lauter Dampf den Ausgang aus der Dusche beinahe nicht mehr finden konnten. So erholt waren wir bereit für den Tag. Dessen Ziel war es heute wirklich einfach zu entspannen. Der Camping Lazy half uns dabei ungemein. Eigentlich kamen wir hierhin, um Lui und Steffi nochmals zu treffen, doch schon bald fanden wir hier auch eine Erholung, von der wir nicht einmal wussten, dass wir sie brauchten. Ein wunderbares Entschleunigen setzte ein. So war unser Ziel, heute noch nach Ungarn zu fahren, schnell vergessen. Die Sonne, der süsse Bauernhof, die netten Menschen – alles hier hielt uns fest. Und wir wehrten uns nicht.

Wir verbrachten in der Folge einen wundervollen, sonnigen und entspannenden Tag, hier auf dem Camping Lazy. Was wir den ganzen Tag trieben? Wir wissen ganz ehrlich nicht, wo die Zeit blieb. Es war ein Tag, welcher wieder viel zu schnell vorbei zog. Wir erkundeten den Hof, welcher uns so herzlich beheimatete. Der Bauernhof beheimatet viele Tiere und diese besuchten wir natürlich alle. Ziegen, Schafe, Hunde, Katzen, Seidenhühner und sogar ein liebenswertes Schwein, welches wir mit unserem alten Brot fütterten. Der Camping bietet daneben 22 Stellplätze, alle sehr gross gestaltet und vor allem jeder Platz mit einer eigenen Feuerstelle. Am letzten Tag vor Saisonschluss waren wir hier alleine. Doch im Sommer ist dieser Camping bei Familien zurecht die Nummer eins in der Slowakei. Hier könnte man wirklich Wochen verbringen. Oder warum nicht gleich Monate? Ein kleines Paradies, vor allem wohl für Familien. Neben dem Hof beschäftigten wir uns natürlich auch noch mit den Menschen. Mit Dani und Ralf durften wir erneut zwei sehr spannende und sympathische Menschen kennenlernen und gute Gespräche führen. Ebenfalls sehr spannend war es Lui und Steffi besser kennenzulernen und wir hatten wirklich einen entspannten und lustigen Tag zu sechst. 




Melanie und ich kümmerten uns auch heute wieder ums Holz. Doch nur mit sägen war es heute nicht getan. Es war nämlich kein Holz mehr vorhanden. So schnappten wir uns den Leiterwagen vom Campingplatz und begaben uns in den nahen Wald. Nach einer ganzen Campingsaison mussten wir schon ganz weit nach hinten in den Wald, um noch ein paar verwertbare Äste zu finden. Bald kehrten wir mit dem übervollen Leiterwagen zurück und so war alles für den Abend vorbereitet. Den Nachmittag verbrachten wir mit unseren lieben Freunden und es wurde viel gequatscht, gegessen und getrunken. Zu bald dunkelte es ein und wir entzündeten das Feuer. Ralf zauberte uns ein schönes Feuer und wir sassen lange auf unseren Stühlen, liessen uns Wärmen, schlürften Bier, Appenzeller und Quittenschnaps. Heute heizten wir das Womo lange vor dem Ende der geselligen Runde und so durften wir uns kurz nach Mitternacht in ein warmes Bett legen.

Samstag, 29. September 2018

Unsere Ankunft auf dem Lazy Camping

Wunderbar ausgeschlafen starteten wir in den Samstag. Das Umparken hatte sich definitiv gelohnt. Der Parkplatz füllte sich erst als wir schon am Frühstückstisch sassen und Menschen mit Hunden bevölkerten den Wald. Wir machten uns noch auf eine kleine Geocaching-Tour um eine sogenannte Letterbox in der Nähe zu finden. So war der Fund des Tages abgehakt und wir konnten uns auf die Fahrt zum Lazy-Camping begeben, welcher noch eine Stunde entfernt lag. Schon kurz nach der Abfahrt, bemerkten wir, dass es wohl zum ersten Mal gut war, im Dunkeln den Schlafplatz anzufahren. Nur ein paar hundert Meter neben unserem ruhigen Waldparkplatz lag ein riesiges Roma-Ghetto. Die Menschen standen mit zerrissenen Kleidern auf der Strasse. Im Hintergrund die völlig vermüllten Innenhöfe der Häuser, welche Ruinen ähnelten. Keine Fenster, keine Türen und wohl auch hier nur beschränkt mit Wasser und Strom versorgt. Hätten wir dies bei der Anfahrt gestern gesehen, wären wir wohl weitergefahren. Doch es lief ja alles bestens.

Die weitere Fahrt zu unserem Tagesziel gestaltete sich dann wieder wunderschön. Die weite und unberührte Landschaft hier in der Slowakei gefällt uns sehr und die schmalen Strassen, welche immer wieder durch Wälder und über Wiesen führen, waren bestens geteert und super zu befahren. Ein kleiner Stopp zum Einkaufen gab es noch ehe wir im Niemandsland über eine Schotterpiste zum Camping Lazy einbogen. Am Bauernhof erwarteten uns schon Steffi und Lui, welche wir nun doch schon zum dritten Mal antreffen. Dieses Mal jedoch absolut geplant. Wir waren gespannt auf den Camping, von welchem die Beiden immer so schwärmen und parkten unser Womo gleich hinter ihren Karl. Mit Lui und Steffi waren auch noch Dani und Ralf auf dem Platz, zwei Berliner, welche sich ebenfalls auf einer längeren Reise durch Europa befinden.

Wir wurden schnell auf dem Hof eingewiesen, lernten die verschiedenen Tiere kennen und mussten erkennen, dass wir hier wirklich in einem kleinen Paradies der Erholung gelandet waren. Hier fernab von Allem schien uns ein perfekter Ort um nochmals ein wenig zur Ruhe zu kommen, ehe wir in unsere letzte Reisewoche starten werden. Nach einer gemütlichen Brotzeit zu Mittag folgte ein entspannter Nachmittag mit vielen tollen Gesprächen. Als Neuankömmlinge durften wir uns auch gleich nützlich machen und wurden zum Holzsägen eingespannt. Leider zogen immer mehr Wolken auf und auch ein kühler Wind wehte uns um die Ohren. So wurde nach dem Nachtessen ein Lagerfeuer entzündet, an welchem wir uns alle wärmten. Eigentlich haben wir in den letzten Monaten die Lagerfeuer immer gemieden. Die nach Rauch stinkenden Kleider wollten wir einfach nicht im Wohnmobil. Doch nun war es nur noch eine Woche und wir konnten die Kleider danach wegsperren. Wäre es schlimm, könnten wir hier auf dem Camping Lazy auch waschen. Zudem war es uns auch wichtig, dass wir hier duschen können um den Duft loszuwerden. So endete der Tag für uns, als der letzte Vorrat an Holz verbrannt war und die Kälte wieder Überhand nahm. Im Womo wurde nochmals richtig die Heizung aufgedreht, ehe wir uns in die kalte Bettdecke wickelten und bald einschliefen. 



Freitag, 28. September 2018

Wandern mit Aussicht im Tatra-Gebirge

Als wir heute früh die Augen öffneten, war es schon einiges wärmer im Womo als es an den letzten beiden Morgen war. Wir hofften also auf schönes Wetter. Ein Blick aus dem Fenster bestätigte dies. Nur ein bisschen Nebel hing noch an den Spitzen des Tatra Gebirges. Wir frühstückten und beobachteten wie sich der Nebel verzog, während immer mehr Leute den Parkplatz bevölkerten. Wir bemerkten in dieser Zeit gerade, dass wir gestern eine entscheidende Kleinigkeit vergessen hatten – das Einkaufen des Mittagessens für die Wanderung. Dies mussten wir nun wohl noch nachholen und fuhren so noch kurz in die Ortschaft. Melanie kaufte dort schnell ein paar Kleinigkeiten ein, während ich mich um die Planung der Tagesroute kümmerte. So standen wir kurz später wieder auf dem Parkplatz und sahen wie noch mehr Menschen vor den Kassen sich die Beine in die Bäuche standen. Unglaubliche Massen wollten sich hier mit der Gondelbahn nach oben begeben. 



Doch so faul waren wir nicht. Wir starteten unsere Wanderung direkt vom Parkplatz. Wenn all die Leute 21 Euro bezahlen möchten, sollen sie. Wir wanderten derweil komplett alleine durch die einsamen Wälder, welche sich gleich nach dem Parkplatz erstreckten. Es war so ruhig in dem Gehölz, dass wir sogar die Brunftschreie eines Hirsches hören konnten, während sich der Wanderweg immer weiter nach oben schlängelte. Eine sehr schöne Natur welche das Gebiet uns bot. Nach einer knappen Stunde passierten wir drei Waldarbeiter, die mit ihren Motorsägen gerade ein paar Bäume zerkleinerten. Die ersten Menschen auf dieser Wanderung. Eine ganze Weile später änderte dies sich jedoch, als wir einen Wasserfall erreichten. Und es sollte fortan so bleiben. Kurz nach dem Wasserfall erreichten wir ein Berggasthaus, welches mit einer Eisenbahn erreicht werden kann und so tummelten sich hier die Massen. Wir hatten hunger und bereuten schon beinahe, dass wir uns Brote geschmiert hatten. Die leckeren Menüs hier in dem slowakischen Berggasthaus waren günstiger als ein Sandwich in der Migros zuhause. Doch wir hatten in den letzten Wochen ein wenig über die Stränge geschlagen und so kam es nur ganz recht, dass heute Brote dabei waren. Diese gönnten wir uns auch kurz später am Rande einer kleinen Zusatzschlaufe, auf der ein wenig Ruhe herrschte. 





Der Weg hatte uns bisher nur bergan geführt und hatte anscheinend auch nach dem Essen nicht das Gefühl dies ändern zu müssen. Das nächste Ziel sollte die Bergstation der zweiten von drei Bahnen zur Spitze sein. Und es schien, dass einige sich dorthin mit der Gondel chauffieren liessen und nun auf dem Weg nach unten waren. Der Gegenverkehr war massiv und nach einiger Zeit auch echt mühsam. Doch wir kämpften uns wacker die Serpentinen des steinigen Weges hinauf. Unterwegs entdeckten wir noch einen wunderschönen Fuchs. Auch dieser schien sich schon an die Menschenmassen gewöhnt zu haben. Wir konnten uns ihm bis auf sehr kurze Distanz nähern und Fotos schiessen, ehe ihm der Trubel um seine Person zu gross wurde und er sich wieder in den Bau verzog. Auf den letzten Kilometern zogen auch immer mehr Wolken auf und verdunkelten den blauen Himmel, welcher uns seit früh morgens begleitet hatte. Doch die Abkühlung der Luft war eine Wohltat. Nach genau 1008 Höhenmetern erreichten wir die ersten Schneefelder vom Schneefall am letzten Samstag und dachach auch die ersehnte Bergstation und setzten uns zum verdienten Gipfelbier in das Berggasthaus. 0,5 Liter Bier kosteten hier auf fast 1800 M.ü.NHN gerade einmal 2,70 Euro. 








Langsam begannen wir hier oben zu frieren, zogen uns Pullover und Jacke an und begaben uns bald auf den Abstieg. Dieser führte einfach über eine Skipiste, immer direkt der Falllinie unter der Gondelbahn entlang. Der Weg war steinig, steil, mühsam und wirklich nicht als Weg zu bezeichnen. Wir merkten, wie die Belastung der Knie immer mehr stieg und waren nicht traurig, als wir 45 Minuten später an der nächsten Zwischenstation standen. Von hier aus hatten wir viele Optionen. Die Bahn hinunter für 14 Euro, ein Mountain-Kart für 12 Euro, ein Trottinett für 10 Euro oder eine Wanderung für umsonst. Natürlich entschieden wir uns für die kostengünstigste Methode und fanden uns bald auf einer Teerstrasse wieder, welche in Serpentinen zu Tale führte. Normalerweise ist eine Teerstrasse nicht wirklich mein favorisierter Untergrund. Doch nach der Skipiste war es wie eine Wohltat. Nach beinahe sieben Stunden (inklusive allen Pausen) und 20 Kilometern standen wir wieder am Parkplatz vor unserem Womo. Wir setzten uns auf den noch immer warmen Teer und gönnten unseren geschundenen Füssen ein wenig Luft. Das war nun doch anstrengender gewesen als gedacht. Die Natur und die Aussichten aus den Bergen waren atemberaubend. Die Massen an Menschen auf den Wanderwegen stellten jedoch sogar die Wanderungen zum Preikestolen oder zur Trolltunga in den Schatten. Sowas mach eigentlich kein Spass mehr. Mit dem Wissen wie es hier an einem Freitag in der Nebensaison aussieht, möchten wir hier gar nicht zur Ferienzeit wiederkommen.





Bald sassen wir wieder im Cockpit unseres Womos und rollten vom Parkplatz. Das nächste Ziel war wieder sehr spontan gewählt worden. Wir wussten schon, dass comewithus2 auch in der Slowakei weilen, um ihrer Arbeit nachzugehen und sich auf diverse Vorträge vorzubereiten. Wir planten also keinen Besuch ein um die Beiden nicht von der Arbeit abzuhalten. Als Lui jedoch meinte, wir sollten doch, falls wir vorbeikommen würden noch sechs Flaschen Mineral mitbringen, begannen wir uns einen Besuch nochmals zu überlegen. Der Weg würde uns zwar in den Süden der Slowakei führen, welcher eigentlich gar nicht auf dem Plan stand. Doch diesen „schönsten Camping Europas“ wollten wir uns eigentlich doch gerne ansehen. Also fackelten wir nicht lange und begaben uns auf die Fahrt in die Nähe des Campings. Schon während dieser Fahrt bereuten wir es nicht, uns für einen Besuch des Südens entschieden zu haben. Wir wurden über eine Art Passstrasse geführt, welche durch traumhafte Natur und verträumte Dörfer führte. Eine wirklich speziell schöne Fahrt, welche wohl eine der schönsten seit Norwegen war. Leider dunkelte es gegen Schluss immer mehr ein und so suchten wir schon bald einen Platz zum übernachten. Diesen entdeckten wir dann auch inmitten eines grösseren Dorfes. Ein kostenloser Parkplatz gleich an der Mucki-Bude des Ortes. Sah jedoch bisher sehr ruhig aus und auch der Verkehr hielt sich sehr in Grenzen. Nach einem gemütlichen Nachtessen machten wir uns schon bald auf den Weg ins Bett. Der Tag war anstrengend und für den erholsamen Tag morgen auf dem Campingplatz (übrigens der erste unserer Reise) möchten wir ja fit sein.

Als wir uns gegen 23:30 Uhr ins Bett machten, war es mit der Ruhe am Platz plötzlich vorbei. Einige Jugendliche trafen sich hier und unterhielten sich lautstark, brüllten teilweise herum. Sie sahen aber aus, als ob sie sich hier nur treffen und dann wo anders hingehen würden. So war es dann auch und die Gruppe zog weiter. In die nahe gelegene Diskothek. Und genau diese hörte man nun auch, nachdem die Jugendlichen weg waren. Wir drehten uns im Bett hin und her, entschieden dann aber kurz vor Mitternacht, dass wir uns einen anderen Schlafplatz suchen. Ich entdeckte auf der Karte schon bald einen Wanderparkplatz nur 5 Minuten ausserhalb. Dieser lag in absoluter Dunkelheit und Ruhe. Wir stellten uns ganz an den Rand ein paar Meter abseits der Strasse. Ohne irgend ein Geräusch schliefen wir schnell ein und verbrachten danach eine störungsfreie Nacht an diesem Ort.

Donnerstag, 27. September 2018

Ein Tag im Paradies... Nationalpark in der Slowakei

Eine ruhige, wenn auch kalte Nacht verbrachten wir hier im Niemandsland der Slowakei. Nur ein Bauer mit seinem Traktor vermochte uns kurz aus dem Schlaf zu reissen. Der Wecker tat dies kurz später mit noch mehr Nachdruck und so stand ich auf, drehte die Heizung auf und kuschelte mich wieder ins warme Bett. Mit den ersten Sonnenstrahlen frühstückten wir im warmen Womo und machten uns auch schon bald wieder auf den Weg ins Tal.

Unser Ziel heute war der Nationalpark Paradies. Der Park ist in der Slowakei sehr berühmt, vor allem für seine wunderschönen Wanderwege durch verschiedene Schluchten. Mit vielen Stegen und Leitern bespickt, bieten diese auch eine aussergewöhnliche Kulisse, was natürlich immer viel Menschen anzieht. Nach nur 12 Minuten Fahrt erreichten wir auch schon den Parkplatz. Diesen suchten wir gestern schon auf und stellten fest, dass sich dieser perfekt für eine Übernachtung anbieten würde. Doch in der Park4Night-App war die Rede davon, dass der Betreiber des Parkplatzes einen um 06:30 Uhr aus dem Schlaf klopfen würde, um die 3 Euro Parkgebühr abzukassieren. Das wollten wir nicht riskieren und so standen wir nun erst nach 9 Uhr vor dem mürrischen, älteren Herrn, welcher uns die 3 Euro abknöpfte und uns in die hinterste Ecke des Platzes verbannte. Wir luden noch kurz den Tagebucheintrag hoch, schmierten Brote und machten uns dann auf den Weg.

Schon bald wurden wir durch das Kassenhäuschen gebremst. 1,50 Euro muss hier jeder Wanderer bezahlen, damit das Wandernetz in Schuss gehalten werden kann. Das fanden wir eigentlich völlig okay und bezahlten dies auch gerne. Nach erneut nur wenigen Metern standen wir dann auch an der Karte zum Gebiet und betrachteten die vielen Wege. Leider sind die Schluchten hier alle sehr sehr eng und dürfen darum nur von unten nach oben begangen werden. Ein Kreuzen wäre unmöglich. Und so bleibt einem nichts anderes übrig als sich für eine Schlucht zu entscheiden und diese dann zu begehen. Wir entschieden uns für diejenige, welche die Berliner uns empfohlen hatten und welche auch zu den Beliebtesten gehörte. Die Sucha Bela empfing uns dann gleich hinter einem Campingplatz schon recht abenteuerlich. Hier war kein Wanderweg vorhanden und man wanderte ganz einfach durch das Flussbett. Dank dem niedrigen Wasserstand war dies momentan jedoch gar kein Problem. Doch wir vermuteten, dass man sich hier nach einem kräftigen Regentag auch einmal nasse Füsse holen könnte. Wir verliessen das Flussbett immer mehr zugunsten wackeliger Holzstege, welche auch fortan bergauf führten. An den heiklen Passagen wurden die morschen Hölzer durch massive Stahlstege oder kleine Podeste ersetzt, welche einen sehr soliden Eindruck machten. Es waren einige Leute unterwegs und so kam es auch, dass wir bei den hohen und spektakulären Leitern schon einmal um die fünf Minuten in der Schlange standen um diese zu begehen. Glücklicherweise verteilten sich die Wanderer danach aber auch schnell wieder. Knappe anderthalb Stunden brauchten wir um die Schlucht zu durchqueren und kamen völlig verschwitzt oben an. Warm war es geworden und in morgendlicher Paranoia hatten wir noch immer unsere Thermounterwäsche an. Dies in Kombination mit den steilen Treppen und Leitern war einfach zu viel. Wir nutzten also die grosse Lichtung am Ende der Schlucht um uns eine Schicht auszuziehen. 








Die Stege, Treppen und Leitern fanden wir schon sehr cool. Man fühlte sich der Natur sehr nahe, wenn man durch die engen Passagen wanderte und immer wieder das leise Rauschen des Baches neben sich hatte. Hätten wir nun aber Lust auf eine andere Schlucht gehabt, hätten wir zum Parkplatz zurück und von dort aus eine neue Tour starten müssen. Darauf hatten wir aber keine Lust und so wanderten wir entlang dem Höhenzug in Richtung einer anderen Lichtung, welche wir auf dem Navi entdeckt hatten. Ich hatte die Hoffnung, dass man von dort nochmals einen Quereinsteig in eine andere Schlucht, die Kysel, vornehmen könnte. Leider stellte sich der Pfad durch die Kysel danach aber als Klettersteig heraus, welcher nur mit entsprechendem Material begangen werden hätte können. Dieses könnte man beim Gasthaus zwar mieten, doch darauf hatten wir keine Lust. Viel lieber sassen wir, nach der gemütlichen Wanderung durch die Wälder, auf der Wiese vor dem Restaurant und assen unsere Brote. Die Sonne wärmte uns und für die passende Untermalung sorgte eine Gruppe von Slowaken, welche auf der Terrasse des Restaurants unablässig volkstümliche Lieder trällerten. Eine super Kulisse, Sonne, einheimische Kultur und leckere Salamibrote. Wir waren rundum zufrieden. $




Für den Rückweg wählten wir dann einen kleinen Umweg, welcher uns aber immerhin nochmals durch eine Schlucht führte. Diese war zwar breiter, jedoch ebenfalls mit tollen Stegen und Leitern gesichert. Dies gefiel uns wirklich sehr. Eine kurze Zeit hatten wir leider noch eine ganze Reisebusladung vor uns, welche wir aber zum Glück an einer Raststätte überholen konnten. So waren wir nach knapp 5 Stunden, 18 Kilometern und 787 Höhenmetern wieder an unserem Womo angelangt. Der muffige Parkwächter hatte seinen Posten um 16:30 Uhr anscheinend schon verlassen und so nutzten wir die aufgestellten ToiToi gleich noch zur Entsorgung.



Eine kurze, 35 minütige, Fahrt stand uns nun bevor. Diese führte uns an die Talstation einer Seilbahn, welche ins Tatra-Gebirge führt, in welchem wir morgen bei entsprechendem Wetter noch gerne ein wenig wandern würden. Der Parkplatz versprach in der App freies WLAN und erfüllte dies auch. So kam es, dass wir uns nach dem Essen die Zeit noch mit ein wenig Fernsehen vertrieben. Zum etwa dritten Mal in den letzten sechs Monaten gönnten wir uns ein wenig Ablenkung durch die Flimmerkiste – in unserem Fall unseren Laptop. Wir sahen uns interessante Reportagen über Romas in der Slowakei an und landeten irgendwann bei Galileo-Reportagen über Harz IV Empfänger und Obdachlose. Schon bald machten wir uns aber auf den Weg ins Bett, nachdem wir unserem Womo mit der Heizung noch einen Stoss Wärme für die Nacht gaben.

Mittwoch, 26. September 2018

Der erste Tag in der Slowakei - der letzte Tag mit Jonas

Heute früh erwachten wir beide erst, als neben uns eine Schiebetür zugeworfen wurde und das Auto neben uns wegfuhr. Häää? Das musste doch Jonas sein. Schnell aus dem Fenster gesehen und entdeckt, dass es wirklich Jonas war, welcher sein Womo an die Sonne stellte, um dessen Batterien per Solarzellen auf dem Dach wieder zu laden. Doch was sollte denn das so früh morgens? Mit einem Blick auf den Wecker mussten wir feststellen, dass dieser seinen Dienst heute verweigerte und wir verschlafen hatten. Normalerweise wären wir trotzdem bei Zeiten aufgewacht. Doch nach dieser Nacht wollten unsere Körper nur noch schlafen, schlafen und nochmals schlafen. Ich glaube ich hatte seit Monaten nicht mehr so tief geschlafen wie letzte Nacht. Ich nahm gar nichts mehr wahr. Nun mussten wir aber in die Gänge kommen, zumal wir heute ein wenig Schwung in die Sache bringen wollten. Heute sollte nämlich wirklich unser letzter Tag mit Jonas werden und zu diesem Anlass wollten wir noch die nahegelegene Stadt Kosice ansehen.

Schnell hatten wir gefrühstückt und machten uns auf die anderthalbstündige Fahrt. Wir hatten uns im Vorfeld ja überhaupt nicht mit der Slowakei auseinandergesetzt. Wir wollten ja nach Krakau über Prag und München nach Hause reisen. Ein klein wenig erfuhren wir über dieses Reiseland erneut von comewithus2 und waren vor allem schockiert über ihre Anspielungen zur Roma-Problematik in der Slowakei. Wir alle kennen ja die Romas in der Schweiz und auch mit einigen Vertretern in Belgien hatten wir so unsere Mühe. Abfall und Fäkalien begleiteten uns damals durch einen LostPlace in der Nähe einer solchen Wohnwagensiedlung. Eine solche suchten wir nun auch überall an der Strasse, welche uns nach Kosice führte. Plötzlich bemerkten wir, dass nur noch Menschen mit sommerlich gebräunter Haut unterwegs waren. Kurz später entdeckten wir auch warum. Die Romas lebten hier am Rande einer Kleinstadt auf dem Lande zu tausenden in selbst gebastelten Holzhütten in einem riesigen Ghetto. Anders kann man die Landschaft nicht nennen. Die Bretterbuden standen inmitten riesiger Mengen von Abfall und Unrat. Jeder der schon einmal Bilder der USA nach einem Hurrican im Fernsehen sah, weiss auch wie ein Roma-Ghetto in der Slowakei aussieht. Und überall auf den Strassen standen die Bewohner. Sie standen einfach nur da. Keiner machte irgendwas oder sprach gross mit anderen. Alle standen nur da und betrachteten uns beim Vorbeifahren. Irgendwie bedrückend und beklemmend. Natürlich beschäftigte uns dies auch noch länger, da es doch wirklich sehr krass war dies mit eigenen Augen zu sehen. Wir diskutierten später noch eine Weile über das Thema und suchten Infos zusammen. Romas in der Slowakei wird garantiert ein Thema sein über welches wir uns Zuhause informieren werden. Hat man dies einmal gesehen lässt es einem nicht mehr so schnell los.

Wir erreichten auf alle Fälle schon bald die Stadt Kosice. Wir parkten unsere Wohnmobile inmitten der Stadt, bezahlten ein paar Euros am Parkautomat und hofften, dass das Womo mitsamt Inhalt noch dort ist, wenn wir später zurückkommen werden. Die Stadt empfing uns dann mit einigermassen warmen Sonnenstrahlen, so dass es auch angenehm war durch die Stadt zu bummeln. Kaum war die Sonne kurz weg bemerkte man aber schnell wieder die Kälte des Herbstes, welcher langsam Einzug hält. Wir schlenderten durch die Stadt und betrachteten viele schöne Plätze von Kosice. Optisch hatte die Stadt wirklich einige Leckerbissen auf Lager. Vom Flair her waren wir jedoch in Gedanken noch viel zu fest in Lviv und mit dieser lebensfrohen Stadt kann so schnell eben Niemand mehr mithalten. Wie schon erwähnt sollten sich heute ja die Wege von Jonas und uns trennen. Dies jedoch erst nachdem wir noch ein letztes Mal zusammen essen waren. Eine kleine Brauerei mit Restaurant zog uns ins Innere und wir alle bestellten uns ein 400 Gramm Wienerschnitzel mit Kartoffelsalat. Dieses war wirklich lecker, wenn auch gigantisch gross. Wir rollten wieder mehr zurück zu den Womos als dass wir spazierten. Plötzlich rief Jonas einem Pärchen zu und auch wir erkannten die Beiden nach einem zweiten Blick. Die beiden Berliner, welche in Auschwitz neben uns geschlafen hatten, flanierten durch die Strassen der Altstadt. Was für ein Zufall. Wir unterhielten uns noch kurz ehe wir uns erneut verabschiedeten. Wer weiss wann man sich das nächste Mal trifft.








Durch einen eben solchen Zufall hatten wir in Lettland auch Jonas wieder angetroffen. Doch anders als beim ersten Mal hiess es beim zweiten Treffen nicht schon so bald wieder: „Tschüss und gute Reise“. Nein dieses Mal dauerte es 26 Tage. 26 Tage in denen wir zusammen die wildesten Abenteuer erlebten, lachten, wanderten, fuhren, assen, Vollleiii-Ball spielten und vor allem viel Spass hatten. Wir bereisten Lettland, Litauen, Polen, Weissrussland, die Ukraine und die Slowakei. Besonders die spezielleren Reisen nach Weissrussland und in die Ukraine werden wir so schnell nicht vergessen. Und wir hoffen Jonas wird auch uns so schnell nicht vergessen. In ihm haben wir einen wundervollen Reisegenosse und Freund gefunden. Wir hoffen wirklich, dass wir mit ihm den Kontakt halten können, zumal er gar nicht so weit von uns entfernt wohnt. Jonas, falls du das liest: du bist ein „huere“ geiler Typ und es war eine geniale Zeit mit dir.







Mit einer Umarmung verabschiedeten wir Jonas am Parkplatz und wünschten unserem Freund alles Gute für seine Weiterfahrt und Heimreise. Wir selbst liessen unser Womo noch ein wenig stehen und spazierten weiter ins Shoppingcenter in der Nähe. Wir entdeckten dort nämlich erneut einen Pull&Bear und wollten dort einkaufen. Mit dem melancholischen Gefühl des Abschiedes kam jedoch keine wirkliche Shopping-Laune auf und wir verliessen den Laden ohne einen einzigen gekauften Artikel. Jonas hätte seine wahre Freude an uns gehabt. Auch den Bershka verliessen wir mit leeren Händen, welche sich dann später im NewYorker doch noch füllten. Zurück am Womo trafen wir dann erneut auf die beiden Berliner und quatschten noch eine kleine Weile. Sie gaben uns Tipps zur Übernachtung und Wanderung im Nationalpark Paradies, welchen wir besuchen wollten und sie gerade eben erst verlassen hatten. So wussten wir in welche Richtung wir die Stadt zu verlassen hatten und starteten unsere Fahrt. Gerne wären wir noch durch das grösste Roma-Ghetto Osteuropas gefahren, welches sich am Stadtrand von Kosice befindet. Im Internet wurde jedoch vor der Begehung und Befahrung mehrfach abgeraten. Am Rande der Strasse entdeckten wir aber auch auf unserer Fahrt immer wieder die eine oder andere verdreckte Bretterbude. Ein Thema, welches uns in der Slowakei wohl nicht mehr loslassen wird.

Wir erreichten unseren Schlafplatz nach fast zwei Stunden Autofahrt. Am Ende eines Tales, mitten im Grünen, keine Menschenseele. Und kein Handyempfang. Null. Kein Netz. Anfangs war mir das ziemlich egal. So haben wir einen ruhigen Abend dachte ich mir. Doch dann erinnerte ich mich daran, dass ich mit meiner Mutter über die Roma-Problematik diskutierte und sie dann doch etwas besorgt war, dass wir inmitten dieser Szenerie am herumreisen waren. Und nun sollte sie erst morgen früh wieder von uns hören? Ich wusste, dass sie sich da wohl grosse Sorgen machen würde, da sie die Person ist, welche immer weiss wo wir sind, immer up to date ist und somit als erstes merken würde wenn etwas nicht stimmt. Also wurden alle Fensterverdunkelungen wieder geöffnet und wir fuhren gegen 6 Minuten aus dem Tal, bis wieder Empfang vorhanden war. Nachdem das WhatsApp endlich draussen war, begaben wir uns wieder auf den Platz im Grünen. Dort verbrachten wir den Abend in Zweisamkeit und erledigten ein paar Arbeiten, welche länger schon liegen geblieben waren. Gerade 5°C zeigte das Aussenthermometer als wir uns im geheizten Womo schlafen legten. Jetzt beginnt die Zeit, in welcher wir wohl froh sein werden, dass wir die Heizung in Tromso hatten reparieren lassen.

Dienstag, 25. September 2018

Tag 2 in der Ukraine

So einfach fiel uns oder besser gesagt mir das Einschlafen nicht. Zwei Mal rannte ich vom Zimmer hinaus ins Wohnmobil. Zuerst bemerkte ich, dass es im Zimmer viel zu hell war. Die LED-Scheinwerfer des Innenhofs schienen in grellem Tageslicht-Weiss durch die viel zu dünnen Rolleaus. Lange vergangen sind die Zeiten in Norwegen, wo diese Helligkeit normal war. Also schnell raus ins Womo und die Schlafmaske geholt. Mit dieser war perfekt dunkel. Doch nun konnte ich mich auf meine anderen Sinne konzentrieren und hörte die Züge, die Wasserleitungen und andere Hotelgäste. Also nochmals raus zum Womo und die Gehörschutzpfropfen geholt. So war es dann doch schon 01:00 Uhr als ich im Bett meine Augen und Ohren schloss und doch noch einigermassen gut schlafen konnte.

Der Wecker ging heute früh. Sehr früh. 07:30 zeigte die Uhr, denn wir hatten noch viel vor heute. Ich musste noch den ereignisreichen gestrigen Tag in einen Tagebucheintrag packen, ein paar Fotos zusammensuchen und meine sieben Sachen packen. Auch Melanie und Jonas hatten noch Arbeit und so war es schon kurz nach 09:30Uhr als wir uns zum Frühstück im Womo trafen. Dieses fiel heute sehr kalt aus. Ohne zwei menschliche Heizkörper kühlte sich das Wohnmobil in der sehr kalten Nacht erheblich ab. Die 7 Grad, welche draussen herrschten, hatten sich auch in den Innenraum übertragen. Nach dem Frühstück checkten wir aus und klärten, dass wir unsere Womos noch ein wenig im Innenhof stehen lassen konnten. Danach ging es auf in die Stadt.

Auf dem Weg zur Altstadt ereignete sich eine Geschichte, wie sie nur in Russland oder der Ukraine passieren kann. Jemand parkte doch wirklich sein Auto so doof an die Strasse, dass das Tram keine Chance mehr hatte seine Fahrt fortzusetzen. Da es nicht ausweichen konnte, versuchte es mit lautem Bimmeln auf sich aufmerksam zu machen. Doch das interessierte niemanden. Das Auto war ja leer und verlassen. So öffneten sich die Türen des Trams. Kurzerhand entstiegen der Strassenbahn ungefähr 10 bis 15 Männer, verschafften sich Zutritt zum Auto (ohne dies zu beschädigen), rissen das Lenkrad herum bis die Sperre einhakte und schoben das Auto auf den Gehweg. Dort stellten sie es ab, schlossen die Türen und stiegen wieder in das Tram, welches seine Fahrt sogleich fortsetzte. Hätten wir es nicht mit eigenen Augen gesehen, würden wir diese Geschichte wohl nicht glauben. Doch genau solche Dinge tragen sich hier in der Ukraine eben schon einmal zu. Das gehört eben zum Kulturschock dazu.

Punkt 10:30 Uhr war es, als wir nach einigen Irrwegen am zentralen Brunnen standen und auf einen netten Studenten trafen. Bohdan, so sein Name, war unser Guide, welcher uns in den nächsten drei Stunden durch die Stadt führen sollte. Die heutige Tour stand unter dem Zeichen der Kultur und wir waren gespannt, was wir wohl auf diesem Wege über die Stadt erfahren würden. Bei der Tour handelte es sich um eine sogenannte „Free Tour“, welche mittlerweile in allen grösseren Städten angeboten werden. Dies sind kostenlose Touren, welchen man ungezwungen und kostenlos beiwohnen darf. Man kann dazustossen, abspringen. Alles wie man möchte. Natürlich freut sich der Guide am Ende der Tour über ein Trinkgeld womit der Guide selbst wohl mehr von der Sache hat als wenn er sich irgendwo anstellen lassen würde. Zusammen mit zwei Deutschen, zwei Polen, zwei Kanadiern und einer jungen Dame aus Chile machten wir uns also auf die Tour durch die Stadt.

Was soll man dazu sagen? Die Tour war genial. Mit viel Witz und Charme führte uns der Student der Internationalen Beziehungen durch seine Stadt und erzählte uns viel von der ukrainischen Kultur. Er erzählte uns warum die Ukrainer die Österreicher fast noch mehr hassen als die Russen, wie der Trompeter vom Rathausturm starb und wieso in Lviv das einzige natürlich schwarze Gebäude Europas, neben dem Kölner Dom, steht. Wir erfuhren viel über die Menschen, warum sie so sind und vor allem wie stolz sie sind. Das erkannte man auch gut bei einem Besuch eines Untergrund-Klubs namens Bunker. Gewusst wo klopfte unser Guide mitten in der Stadt an eine Holztüre. Weit und breit kein Schild oder dergleichen welches hier verriet, was hinter der Türe lauern möge. Die Antwort: ein alter Ukrainer in Armeeuniform und mit einem funktionstüchtigen Maschinengewehr in der Hand. Er verlangte von uns ein Passwort, welches hier natürlich nicht verraten wird und einen kleinen Nachweis, dass wir auch garantiert keine Russen seien. Im Innern stiegen wir in den Untergrund hinab und stiessen auf ein schönes Restaurant mit toller Bar. Überall lagen alte, aber echte, Waffen herum und komische Geräte blinkten an der Wand. In einem Seitenkeller befand sich dann sogar ein Boxsack mit dem Gesicht Putins und wartete darauf malträtiert zu werden. Natürlich wischt man sich auf dem Klo hier in diesem Club den Allerwertesten mit Klopapier ab, auf dem Putins Abbild aufgedruckt ist. Verlassen wird der Club durch eine geheime Schiebetür, welche hinter einem Regal eines Souvenirladens versteckt war. Schnell verliessen wir den Souvenirladen und standen wieder auf der Strasse. Wir konnten nicht glauben, was wir da eben gesehen hatten.

Um das Ganze zu verdauen und wegen der anhaltenden Kälte entschlossen wir uns spontan, die Führung zugunsten einer halbstündigen Kaffeepause zu unterbrechen. Dort lernten wir unsere Mitstreiter ein wenig besser kennen. Das polnische Paar, welches nur auf einem kleinen Trip über die Grenze war. Die beiden Deutschen aus Kiel, welche ebenfalls nur einen Kurzurlaub hier verbrachten und die beiden Kanadier, welche am Anfang einer sieben Monaten langen Reise mit dem Zug durch Osteuropa standen. Interessant ebenfalls die junge Chilenin, welche seit zwei Jahren nicht mehr Zuhause in Chile war, in der Türkei und Frankreich studierte, per Anhalter über die Russische Grenze einreiste und nun auf dem Weg nach Turkmenistan war. Mit den Gedanken noch immer ein wenig beim Bunker führten wir die Tour weiter.

Doch der Bunker war noch lange nicht alles, was diese Stadt und die ukrainische Kultur an Kuriositäten zu bieten hatte. Nachdem wir die Genitalien von Statuen in deren Hosentaschen gefühlt hatten, Obdachlose mit einem Faible für Fashion betrachteten, einen einheimischen Kunstmarkt besuchten und die Künstlermeile erkundigten, wollte sich Bohdan verabschieden. Doch so richtig kam er nicht von uns los. Zusammen mit den Kanadiern und der Chilenin begleitete er uns noch zum Mittagessen in ein Lokal, welches er uns für einheimische Küche empfahl. Dort erwartete uns eine wirklich leckere Küche zu moderaten Preisen. Alle sieben Personen bezahlten zusammen für Hauptgericht und Getränke knappe 40 Franken. Bohdan musste schon bald dem Drängen der Freundin nachgeben und uns verlassen. Wir warteten noch den kurzen Platzregen ab, ehe wir uns ebenfalls verabschiedeten. Auf uns warteten nach dem letzten Spaziergang durch die Stadt noch beinahe fünf Stunden Autofahrt und wir wollten nicht zu spät an unserem Schlafplatz nahe dem Grenzübertritt zu der Slowakei ankommen.










Wir kämpften uns wieder tapfer durch den Verkehr und über die katastrophalen Strassen der Stadt. Auch heute Nachmittag war es kein Leichtes sich mit einem Wohnmobil durch dieses Chaos zu kämpfen, bei welchem auch heute galt: de schneller isch de gschwinder. Im Gegensatz zur Anreise aus Polen, welche über Autobahn führte, erwarteten uns nun über 200 Kilometer Landstrasse. Doch es erwartete uns auch eine wunderschöne Landschaft. Langsam begann es hügelig zu werden und endloses Grün vermochte uns zu begeistern. Die Dörfer lagen alle in dichtem Qualm, was daher führte, dass es noch immer keine 10 Grad Celsius hatte und die Einwohner ihre Holzöfen in Betrieb nahmen. Die Strassen waren gut (besser als in Polen) und der Verkehr ganz zivilisiert und anständig. Die vier Stunden verliefen somit ohne Zwischenfälle und mit nur zwei oder drei Zwischenhalten. Bei Einem fotografierten wir noch eine der Kirchen, wie sie hier in jedem Dorf stehen. Wunderschöne Gebäude sind dies jeweils. Wir durften erleben wie sich der Tag langsam aus der wunderschönen Landschaft zurückzog und immer mehr der Dunkelheit wich. Es war schon dunkel als wir den Übernachtungsplatz erreichten. Dort waren wir überrascht. Was im App nach einem Wanderparkplatz inmitten der Natur aussah, stellte sich als Parkplatz am Rande eines Quartiers heraus. Die Strasse war stark befahren und auch der Parkplatz zog allerhand Menschen an. Irgendwie wollten wir hier nicht bleiben. So entschlossen wir uns kurzfristig, doch noch in die Slowakei zu fahren. Wir wussten, dass wir dort wieder Internet haben und somit besser einen Schlafplatz finden würden. So machten wir uns auf den Weg zur Grenze, tankten unser Womo nochmals für 96 Rappen den Liter mit Diesel voll und standen schon bald vor der Grenze.

Und an dieses Bild mussten wir uns nun gewöhnen. Wir standen vor der ukrainischen Grenze im Stau und warteten auf den Übertritt. Das Schlimme daran: es ging keinen Millimeter vorwärts. Etwa ein Auto pro Viertelstunde passierte die Grenze. Und vor uns standen ganz viele Autos. Es begann wieder bitterkalt zu werden und man sah den Menschen an, wie sie in ihren Autos froren und sich mit laufenden Motoren versuchten warm zu halten. Zwei Stunden später standen wir noch immer da. Die Motoren der Leute hatten nach zwei Stunden im Stand nun auch keine Wärme mehr und so liefen auch keine Motoren mehr. Erst nach knapp zweieinhalb Stunden waren wir ganz vorne in der Reihe und durften unsere Pässe zeigen und mit dem Laufblatt auf Stempelsuche. Doch damit war es bei der Ausreise aus der Ukraine nicht getan. Ein Zollbeamter durchsuchte gründlich unser Womo. Jeder Schrank, jede Tür, jede Schublade – alles musste geöffnet werden und alles was nicht auf den ersten Blick klar erkennbar war, musste ausgepackt werden. Nachdem ich die Frage nach Zigaretten zum fünften Mal mit „Nein“ beantwortet hatte, ebenso die Frage nach Pistolen, Drogen und Messern, durften wir die Ukraine verlassen. Doch einen Grund zur Freude gab es für uns noch nicht. Wir mussten noch in die Slowakei einreisen. Die Schlage dort war ebenso lange und die Dauer der Abfertigung leider ebenfalls. Wieder vergingen über zwei Stunden, in welchen wir Tagebuch schrieben, Musik hörten und uns erfreuten, dass wir im Gegensatz zu den Automobilisten am Tisch sitzen konnten, kurz was essen konnten und natürlich vor allem an der Standheizung. Die Slowaken tauchten dann gleich zu Zweit auf als wir am Schlagbaum standen. Wieder wurde das ganze Wohnmobil von den Beiden durchsucht und jede Ritze ausgeleuchtet. Zum Schluss schienen die beiden sich jedoch mehr für das Womo zu interessieren, betrachteten das Holz, die marmorierte Decke, die Teilledersitzüberzüge und stellten Fragen nach dem Preis eines solchen Womos. Die Pässe erhielten wir ebenfalls zurück und so konnten wir endlich endlich einreisen. Sämtliche Beamten am Zoll waren sehr freundlich und zuvorkommend. Doch wir waren nach über fünf Stunden am Zoll einfach nur durch. Nach ukrainischer Zeit war es 04:00 Uhr als wir einen Wanderparkplatz kurz nach der Grenze ansteuerten. Durch die Reise in die andere Zeitzone war es zwar nur noch 03:00 Uhr doch das vermochte uns nicht zu trösten. Als mein Kopf das Kissen berührte war ich dann auch schon tief und fest eingeschlafen.

Montag, 24. September 2018

Eine abenteuerliche Reise in die Ukraine

Bei Zeiten klingelte heute der Wecker. Und dies nach einer unruhigen Nacht. Der Wind blies die ganze Nacht hindurch und immer wieder fielen Eicheln und kleinere Äste auf das blecherne Womodach. Um 4 Uhr morgens hatte der Sturm seinen Höhepunkt erreicht und wir lagen eine ganze Weile wach. Doch wir mussten uns nach dem Frühstück auf den Weg machen, lag doch eine lange und spannende Fahrt vor uns.

Noch eine Stunde zeigte das Navi bis zur ukrainischen Grenze. Auf dieser Strecke leerten wir noch Abwasser sowie Klo und füllten noch Frischwasser nach. Man weiss ja nie wie froh man um dies in der Ukraine dann ist. Die Infrastruktur für Camper soll da ja erwartungsgemäss nicht sehr gut sein. Nach anderthalb Stunden standen wir dann aber wirklich am Zoll und waren gespannt, was uns nun erwarten würde.

Zuerst kam die Ausreise aus Polen. Ein sehr netter Zollbeamter begrüsste uns und verlangte Pässe und Fahrzeugdokumente von uns. Als wir ihm diese übergaben wollte er noch einen Blick ins Innere werfen. Zuerst öffnete er eine Abdeckung im Fussraum auf der Beifahrerseite. Dort versteckte sich die Chassis-Nummer, welche er mit der aus dem Fahrzeugausweis verglich. Anschliessend folgte eine kurze Kontrolle des Innenraums. Er schaute schnell in das Bad, den Schrank und unter das Bett. Wir hatten das Gefühl, es ging lediglich darum, dass sich keine weitere Menschen im Fahrzeug verstecken. Ansonsten wurde nichts angesehen und auch nichts gefragt. Er verschwand mit den Pässen für etwa 5 Minuten und nach insgesamt 10 Minuten waren wir aus Polen ausgereist. Das ging erwartungsgemäss schnell. Doch waren wir ein wenig nervös, was uns nun bei der Einreise erwarten würde.

Als erstes entdeckten wir auf der kurzen Fahrt durch das Niemandsland etwa 20 Menschen, welche in Tarnanzügen mit Waffen und Hunden am Rande der Strasse standen. Wir bemerkten aber schnell, dass es sich bei dieser Armee-Equipe um Leute handelte, welche hier an einer Übung teilnahmen. Wir konnten sie passieren und wurden kurz darauf vom ersten Zollbeamten begrüsst. Dieser fragte, ob wir unter Personen- oder Sachtransport fallen würden, notierte danach die Personenanzahl und das Nummernschild auf einem Zettel und händigte uns diesen aus. Mit diesem Zettel standen wir ein paar Meter später am Zollgebäude. Wir wussten nicht wirklich was tun, schauten es uns bei den Menschen vor uns ab. Es gab zwei Fenster, welche besucht werden mussten. Beim ersten Fenster wurden uns Pässe und Fahrzeugpapiere abgenommen und das Fenster schloss sich. Nach ein paar Minuten bekamen wir die Dokumente zurück mit dem Hinweis: „Next window“. So besuchten wir Fenster Nummer zwei, bei welchem erneut unsere Pässe eingezogen wurden. Eine nette Dame kam derweil nach draussen und fotografierte unser Heck mit dem Nummernschild und Innenraum von hinten bei geöffneter Türe. Wozu dies gut sein soll? Keine Ahnung. Wir erhielten unsere Pässe und den Zettel zurück, jedoch keine Anweisungen, wie wir weiter verfahren sollten. Nachdem wir in Weissrussland zu früh losziehen wollten und angeschnauzt wurden, beschlossen wir hier einfach einmal zu warten. Dies wurde kurz später jedoch auch nicht goutiert und eine Zollbeamtin scheuchte uns mit einem wilden „Go! Bye Bye!“ vom Platz. Wir fuhren also weiter und waren wiederum gespannt was folgen würde. Die Armee blockierte kurz später die Strasse um ihre Übung abzuhalten und kontrollierte gerade mit den Hunden ein Übungsfahrzeug. Sie machten schnell Platz als wir kamen und ich fuhr durch den Zoll ohne zu wissen wo es lang geht oder wo ich hin möchte. Plötzlich standen wir an einem grossen Eisentor vor welchem ein Zollbeamter unseren Papierzettel einzog. Als er diesen ansah, öffnete sich das grosse Tor und wir waren erfolgreich in die Ukraine eingereist. Dauer der Zollkontrolle: 15 Minuten. Alles easy. Wir waren vor allem überrascht, dass keiner in unser Auto sah oder fragte, was wir denn dabei hätten. Pässe und Fahrzeugpapiere – das war alles.

Wir waren also wirklich in der Ukraine. Schon 200 Meter nach der Grenze bemerkten wir dies auch schon in einem kleinen Kulturschock. Die Autos, welche die Ukraine verlassen wollten, standen kreuz und quer auf der Strasse. Es kamen uns Fahrzeuge auf unserer Spur entgegen, welche sich als Geisterfahrer an den Zoll vorzudrängeln versuchten. Immer wieder mussten wir ausweichen – ab und zu auch auf den Grünstreifen – und das bei voller Fahrt. Die Fahrzeuge waren dann auch plötzlich älteren Baujahres. Die Strasse glich teils einem Lada-Museum und die Lastwagen, welche wir erblickten, waren mehr als nur kriminell. Bei Einem wackelte die gesamte Hinterachse und zwei Räder eierten so stark, dass man nicht wusste wo die noch halten. Die Fahrweise war nochmals eine kleine Steigerung derjenigen von Polen und so kam es schon einmal vor, dass wir Innerorts 70km/h fuhren um den Verkehr flüssig zu halten. Das hinderte jedoch niemand daran uns trotzdem zu überholen. In dem Land schien es auch keine Geschwindigkeitsbegrenzung zu geben. Wir entdeckten keine einzige Tafel, welche uns eine Geschwindigkeit vorschreiben würde. Geht was geht lautete die Devise. Immerhin waren wir auf wirklich guten Strassen unterwegs und hielten auf dem Weg in die Stadt Lviv nur einmal um uns eine Kirche anzusehen und eine kleine Pause einzulegen.

Als wir die Stadt erreichten, war das mit den guten Strassen dann auch gegessen. Wir fuhren einer Pflasterstrasse, welche eine Hauptstrasse markierte, entlang, die definitiv die schlechteste von mir je befahrene Strasse darstellte. Schlimmer als jede Schotterpiste, schlimmer als die Strasse ins Dreiländereck in Nordnorwegen, schlimmer als die Pisten auf die Berge bei uns im Bündnerland. Diese Strassen hier waren eine wahre Katastrophe, gespickt mit hohen Wellen und tiefen Löchern. Die Schienen der Strassenbahn standen teilweise gut 20cm über der Fahrbahn und ich fuhr in dauernder Angst, irgendwo aufzuliegen. Die Schienen verliefen im Zickzack und ich fragte mich, wie hier ein Tram überhaupt fahren kann. Es herrschte viel Verkehr auf der Strasse, alle drängelten, es schien kein Konzept zu geben und nur gerade rote Ampeln stellten ein zuverlässiges Mittel zur Regelung des Verkehrs dar. Nachdem wir einmal quer durch die Stadt gefahren waren, atmeten wir auf, als wir am Hotel ankamen. Ja genau – ein Hotel. Hier profitierten wir von der genialen Vorarbeit von comewithus2, indem wir einfach dasselbe Hotel anfuhren wie sie. Dieses sollte uns ein Zimmer bieten und einen gesicherten Parkplatz im Innenhof, wo unsere Womos die Tage sicher verbringen konnten. Wir parkten vor dem Hotel und traten ein.

Nachdem die Dame am Empfang die Gäste vor uns ausgecheckt hatte, widmete sie sich uns. Wir fragten, ob sie Platz für drei Leute hätten und sie antwortete mit einem hastigen „No free Rooms“. Damit hatten wir nicht gerechnet. Doch trotzdem hatten wir uns schon einen Plan B zurecht gelegt und wollten die Dame fragen, ob eine Möglichkeit bestehen würde, im Innenhof im Womo zu übernachten. Gegen Bezahlung natürlich. Doch die Dame gab an kein Englisch zu verstehen und sagte zu allem generell „No“. Wir standen also zu dritt in der Lobby und sahen uns schon in dieser Stadt auf der Suche nach einem Schlafplatz. Plötzlich sprang die Dame auf und fragte uns, ob wir ein Zimmer mit zwei einzelnen Betten ansehen möchten. Wir stimmten natürlich zu und sahen uns das Zimmer an. Ein wunderbares Zimmer mit zwei Einzelbetten. Sie fragte uns, ob wir dieses haben möchten und natürlich sagten wir zu. Keine Experimente. Einer könnte ja im Innenhof im Womo schlafen. Hauptsache wir sind drin. Zurück an der Rezeption fragte uns die Dame dann, ob wir ein oder zwei Zimmer möchten. Wir verstanden die Welt nicht mehr. Natürlich nahmen wir die beiden Zimmer, welche pro Nacht je 20 Franken kosteten. Mit eigenem WC und Dusche. Ein Schnäppchen.

Wir parkten unsere Womos im Innenhof, machten uns mit dem dortigen Wachhund vertraut und brachten unsere wichtigsten Utensilien ins Hotelzimmer. Kurz später standen wir umgezogen und bereit für die Stadt vor dem Hotel. Gespannt spazierten wir durch die Gassen in diesem Bezirk der Stadt. Alles war recht heruntergekommen, die Strassen noch immer schlecht und die Autos noch immer alt. Hier in dem Teil, wo sich die Touristen normalerweise nicht so bewegen, war es noch schlimmer als bei der Anfahrt gedacht. Wir erreichten schon bald unser erstes Ziel, das High Castle. Kein wirkliches Schloss, sondern einfach der höchste Punkt der Stadt. Ein Berg mit traumhafter Aussicht über das gesamte Lviv (und natürlich einem Geocache). Von hier sahen wir zum ersten Mal die Ausmasse der riesigen Stadt und konnten tolle Fotos schiessen. Es begann stark zu winden und wurde kalt. So machten wir uns auf den Weg zwischen die schützenden Fassaden der Innenstadt. Dort besichtigten wir die eine oder andere Kirche und wanderten fleissig durch die Strassen. Die Stadt hatte definitiv Flair. Sehr viel sogar. Mit ihren bröckelnden Fassaden und kopfsteingepflasterten Strassen erinnerte sie ein wenig an Italien. Die alten Autos und fast auseinanderfallende Strassenbahnen machten jedoch bemerkbar, dass wir uns hier in Osteuropa befanden. Zudem war hier wieder fast alles nur auf kyrillisch beschriftet, was mittlerweile jedoch kein grosses Problem mehr darstellte. Uns gefiel es wirklich sehr in der Stadt und die Preise hier waren unschlagbar. Für 6 Chicken Nuggets und eine Medium Pommes bezahlten wir bei McDonalds knapp 3 Franken – mussten wir uns doch noch stärken um bis zum Nachtessen durchzuhalten.









Dieses war dann das Highlight des Tages. Wir beschlossen uns schon vor langem im „Rips“ zu essen. Seit wir dies in der Instagram-Story von comewithus2 sahen, gab es keine Diskussion mehr darum. Und so standen wir bald in dem Lokal, welches eigentlich nur Spareribs anbietet. Viele Leute drängten sich im Eingangsbereich und wir begriffen bald, dass man seinen Namen auf eine Warteliste bringen musste. Ein Angestellter machte das dann auch und wir warteten ebenfalls auf einen Platz. Diesen erhielten wir ca. 30 Minuten später. Wir sassen in einem wundervollen Gewölbekeller, es war laut und roch nach Fleisch. Ein super Ambiente. Schnell wurde unser Tisch mit einer Lage Kartonpappe bedeckt und der Kellner stellte sich als Ivan vor, nahm unsere Bestellung auf und deckte den Tisch. Dies machte er, indem er Teller, Gabel und Messer mit einem Filzstift auf den Karton malte. Denn hier wird mit den Händen gegessen. Dafür gab es auf jedem Tisch eine Rolle Küchenpapier und an den Wänden und Säulen des Kellers standen viele Waschbecken. Wir bestellten uns Bier und natürlich Spareribs, was alles sehr bald schon auf dem Tisch stand. Die Rippchen wurden am Tisch mit einem Beil gehackt und zum Glück hatten wir eine Art Küchenschürze aus Papier an, spritzte die Honigmarinade nur so herum. Im Anschluss kämpften wir uns durch die vielen Spareribs. Rippe um Rippe ging es vorwärts, dazu ein bisschen Grillgemüse. Ein Restaurant, welches sich schwer beschreiben lässt. Einfach nur genial. Service, Qualität, Lokalität – bei allem was nur geht erfüllte dieses Restaurant die volle Punktzahl bei uns. Verzehrt hatten wir 2,4 Kilogramm Spareribs (die Hälfte vom Gewicht waren Knochen), zwei Mal 250g gegrilltes Gemüse, 4 Bier und 2 Fanta – für 43 Franken.






Gut genährt verliessen wir das Lokal und machten uns auf den Heimweg durch die Altstadt. Hier tobte das Leben. Strassenmusiker spielten ihre Musik und die Menschen hörten nicht einfach nur zu. Sie tanzten, klatschten und sangen. Die Stadt wusste wirklich zu begeistern. Die Freude der Menschen macht die Stadt zu etwas ganz besonderem. Und als wir müde ins Bett fielen wussten wir, dass das hier eine der besten Städte ist, welche wir in diesem halben Jahr besucht hatten.