Mittwoch, 30. Mai 2018

Kolmarden Tierpark

Auch heute ging schon früh der Wecker. Man muss dazu sagen, dass früh für uns momentan 07:30 darstellt. Natürlich ist Zuhause schon einiges früher Action in der Bude. Heute ging es endlich in den Kolmarden Tierpark. Diesen haben wir erst vor Kurzem entdeckt, wussten aber gleich, dass wir da hin möchten. Tiere aus aller Welt beobachten und nebenbei noch die grösste Holzachterbahn der Welt besuchen – das wollten wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Wobei ich Melanie die Existenz der Holzachterbahn verschwiegen habe. So als kleine Überraschung und Linderung, da ja die beiden Holzachterbahnen im Efteling und Heidepark beide geschlossen waren. Gleich nach dem Frühstück fuhren wir los und legten nur einen kurzen Halt ein um uns mit Mittagessen und unser Womo mit Diesel zu versorgen. So standen wir schon bald am Parkplatz des Kolmarden.

Am Parkplatz herrschte grosse Verwirrung. Der Park öffnet bald schon und neben unserem Womo standen nur eine handvoll Autos auf dem Parkplatz. Hat der Park etwa geschlossen? Eigentlich sollte er nämlich diese Woche in die Saison starten. Natürlich tat er das auch. Nur standen um 10 Uhr fast keine Menschen vor dem Tor. Ein Fakt der sich den restlichen Tag auch nicht ändern sollte.

Nachdem (das ein bisschen teure) Eintrittsticket entwertet war ging es mit einer Rolltreppe den Hügel hoch in den Park. Hier wird einem das erklimmen der Höhenmeter noch abgenommen – doch für den Rest des Tages muss man gute Schuhe und stramme Waden mitbringen. Den Park einmal zu durchwandern dauert in zügigem Tempo (ohne Schlendern, ohne Natur und Tiere beobachten) eine gute halbe Stunde. Der Park ist echt riesig. Dies liegt in erster Linie an extrem grossen Gehegen für die hier lebenden Tiere. Dies gibt ihnen auch den Raum dem Trubel aus dem Weg zu gehen. Diverse Tiere sieht man so vielleicht den ganzen Tag nicht (ging uns mit dem Luchs so). Die Gehege sind auch genial gestaltet. Die Savanne erinnert wirklich an eine solche und die heimischen Tiere erfreuen sich dem natürlichen Wald mit seinen Felsen und Hügeln. Für die Tiere wird hier also wirklich alles getan, dass sie einen einigermassen natürlichen und artgerechten Lebensraum erhalten. Auch leben die Tiere hier wie in freier Wildbahn artenübergreifend und in Frieden zusammen. Auch ist bei jedem Gehege eigentlich permanent ein Wärter anwesend, welche die Ordnung kontrolliert und einem interessante Infos über die Bewohner geben kann. Dies natürlich auch, da auch im Park heute sehr sehr wenig Leute unterwegs waren.

Nun. Wir begannen unseren Rundgang gleich mit einem kleinen Spezialevent. Ein Wärter stoppte uns auf dem Weg und erklärte, dass wir nur durch dürfen, wenn wir ganz leise sind und keine schnellen Bewegungen machen. Sie mussten einem Wildschwein notfallmässig einen Zahn ziehen und dieses wacht nun gerade aus der Narkose auf. Wir sollen uns also nicht wundern, dem Tier gehe es gut und es sei nicht in den letzten Zügen. Natürlich beobachteten wir den armen Tropf wie er seine ersten Gehversuche wagte, welche jedoch schnell am Boden endeten. Es klappte immer besser, nur das Hinterteil schien eine eigene Gravitationskraft zu haben. Abends beim nach Hause gehen ging es ihm jedoch wieder bestens.

Weiter ging es zu den Bären. Auch Meister Petz hat hier im Park ein riesiges Zuhause bekommen und genoss gerade auf einem Felsen die ersten Sonnenstrahlen in seinem Habitat. Und so ging es weiter von Tier zu Tier – bis der Waldbrand in Sicht war.

Der Waldbrand war zum Glück keiner, welcher hier den Wald in einer Feuersbrunst zerstört. Waldbrand oder eben Wildfire heisst die neuste Attraktion des Tierparks. Dabei handelt es sich um eine 11 Millionen Euro teure Holzachterbahn von einem US-Amerikanischen Hersteller. Dieser hat erst zwei Achterbahnen ausserhalb der USA gebaut. Die Formula Rosso in Abu Dhabi und eben dieses tolle Objekt hier. Die grösste Holzachterbahn der Welt stürzt sich aus über 50 Metern in die Tiefe, bietet eine Spitzengeschwindigkeit von 113km/h, stolze drei Überkopfelemente und eine Kraft von 4G (das ist nicht das Internet auf dem Handy – das ist richtig dolle in den Sitz gedrückt werden). Und das krasseste daran: die Fahrdauer beträgt 120 Sekunden. 2 Minuten Höllenritt. Anders kann man die Fahrt mit diesem Coaster der Extraklasse nicht beschreiben. Hier kommen also sogar die hartgesottenen Achterbahnfans auf ihre Kosten. Diese Achterbahn geniesst man am besten in der ersten Reihe (ausnahmsweise) und so waren wir froh, war heute praktisch niemand hier, der diese Bahn fahren wollte. Die ersten vier Fahrten sind wir nicht einmal aus der Bahn ausgestiegen und konnten gleich weiter. Ich bin mir ja vieles gewohnt – aber auf diesem Teil hab ich mein Lachen bei keiner Fahrt des Tages aus dem Gesicht bekommen.

Der nächste Stopp klingt im Vergleich schon beinahe langweilig – ist es jedoch keinesfalls. Die Safari erwartete uns. Die Fahrdauer der Wildfire kann sie überbieten. Diese ist nämlich mit 30 Minuten unglaublich lange, wobei die Zeit wie im Flug vergeht. Wie im Flug ist ja auch beinahe richtig. Bei Safari handelt es sich um eine Gondelbahn, welche über die entlegensten Tiergehege führt. An diese Gehege kann man zu Fuss nicht gelangen und somit können die Tiere hier nur von oben betrachtet werden. Auch hier ist das genial für die Tiere. Lautlos schweben wir über ihre Köpfe hinweg und sie werden nicht gross von uns gestört. Die speziellen Kabinen sind, im Gegensatz zum Skiurlaub, ringsum offen und nur mit einem Gitter gesichert. Man kommt so teilweise extrem nahe an die Tiere heran. So nahe, dass es einem schon beinahe Angst macht. Wir entdeckten so Bären, Steinböcke, Gämsen (mit ganz kleinen Babys), Giraffen, Zebras, Gnus, Antilopen, Löwen, Elche, Bisons – die Liste ist beinahe endlos Lang. Die Gondeln bieten einem zudem über Lautsprecher Infos zum Park, den Tieren und auch der Natur. Immerhin kann man per Knopfdruck die Infos auf Englisch umschalten – leider klappte das bei uns nicht und auf Schwedisch verstanden wir kein Wort. Doch keine Leute – kein Anstehen. So machten wir später eine zweite Runde und da klappte es. Man könnte zehn Runden drehen – die Tiere sind immer woanders und immer mit was anderem beschäftigt. Wirklich eine sehr sehr spannende Fahrt.

Um 13:00 war es dann soweit und die Delfinshow startete. Ich bin solchen Shows gegenüber ja immer ein wenig skeptisch. Doch die Auflagen heute sind so hoch, dass nur noch die Parks solche Tiere halten dürfen, welche auch wirklich dazu in der Lage sind. Und dieser Tierpark hier wird dabei sogar vom WWF ausgezeichnet und es spricht auch für das Wohl der Tiere, dass der Park gerade wieder ein Delfinbaby präsentieren durfte. Dieses liess man natürlich auch in der Gruppe und trennte es auch für die Show nicht. Dieses kleine Ding frischte die Show wunderbar auf. Neben den üblichen Kunststücken der grossen Artgenossen mischte sich immer wieder das kleine Delfinbaby. Natürlich war es noch nicht in die Show eingebunden und planschte froh durch die Gegend und erfreute sich daran, dass die Kollegen solch lustige Sachen machen. Die Show ist wirklich grandios gemacht mit tollen Videos (hier merkt man den WWF-Touch) über die Verschmutzung der Meere, Schleppnetzeinsatz beim Fischen und Erwärmung der Gewässer. Die Musik sorgt für Hühnerhautmomente und so fühlten wir uns auch hier bestens unterhalten.

Wir hatten auch noch das Vergnügen an Führungen zu den Tigern, Elefanten und Wölfen teilzunehmen, was auch sehr spannend war. Im Park werden täglich viele Führungen und Shows angeboten, welche alle im Preis eingeschlossen sind. Auch hier wirklich sehr attraktiv.

Nachdem wir wirklich viele Tiere beobachtet hatten beschlossen wir den Abend auf der Wildfire zu beenden. Wir haben uns ja wirklich ein wenig in diese Achterbahn verliebt, welche als einzige Europäische auf der Hershey's „10 Rollercoasters to ride before you die“-Liste auftaucht. Irgendwann war aber 17:30 – die Angestellten gewährten uns eine letzte Runde und schickten uns danach nach Hause. Nach stolzen 17 (!!!) Fahrten mit der Wildfire war also Schluss. Und wir mussten uns kein einziges Mal anstellen. Der Wahnsinn.

Wir wanderten nun also wieder 30 Minuten durch einen menschenleeren Park zum Ausgang. Und das meinen wir so. Obwohl der Park noch geöffnet war, begegneten wir in 20 Minuten Fussmarsch keinem einzigen Menschen. Erst am Ausgang vorne trafen wir ein paar weitere Besucher.

Auf dem Parkplatz zurück trafen wir auf ein schwedisches Paar, welches mit ihren Enkeln und dem Womo sich neben uns gestellt hatten. Sie besuchen den Park morgen und haben an der Kasse erfragt, ob man hier übernachten darf. Sie erlaubten es und so stehen wir nun auf dem riesigen Parkplatz und bleiben auch die Nacht über hier. Mal sehen wo es morgen dann hingeht. Heute war auf alle Fälle ein genialer Tag und falls ein Leser jemals Stockholm besucht, lege ich ihm diesen Park hier ganz warm ans Herz. Mit dem ÖV oder Mietwagen ist der Park bequem zu erreichen und ein Tag hier lohnt sich wirklich.












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