Auch
heute ging schon früh der Wecker. Man muss dazu sagen, dass früh
für uns momentan 07:30 darstellt. Natürlich ist Zuhause schon
einiges früher Action in der Bude. Heute ging es endlich in den
Kolmarden Tierpark. Diesen haben wir erst vor Kurzem entdeckt,
wussten aber gleich, dass wir da hin möchten. Tiere aus aller Welt
beobachten und nebenbei noch die grösste Holzachterbahn der Welt
besuchen – das wollten wir uns natürlich nicht entgehen lassen.
Wobei ich Melanie die Existenz der Holzachterbahn verschwiegen habe.
So als kleine Überraschung und Linderung, da ja die beiden
Holzachterbahnen im Efteling und Heidepark beide geschlossen waren.
Gleich nach dem Frühstück fuhren wir los und legten nur einen
kurzen Halt ein um uns mit Mittagessen und unser Womo mit Diesel zu
versorgen. So standen wir schon bald am Parkplatz des Kolmarden.
Am
Parkplatz herrschte grosse Verwirrung. Der Park öffnet bald schon
und neben unserem Womo standen nur eine handvoll Autos auf dem
Parkplatz. Hat der Park etwa geschlossen? Eigentlich sollte er
nämlich diese Woche in die Saison starten. Natürlich tat er das
auch. Nur standen um 10 Uhr fast keine Menschen vor dem Tor. Ein Fakt
der sich den restlichen Tag auch nicht ändern sollte.
Nachdem
(das ein bisschen teure) Eintrittsticket entwertet war ging es mit
einer Rolltreppe den Hügel hoch in den Park. Hier wird einem das
erklimmen der Höhenmeter noch abgenommen – doch für den Rest des
Tages muss man gute Schuhe und stramme Waden mitbringen. Den Park
einmal zu durchwandern dauert in zügigem Tempo (ohne Schlendern,
ohne Natur und Tiere beobachten) eine gute halbe Stunde. Der Park ist
echt riesig. Dies liegt in erster Linie an extrem grossen Gehegen für
die hier lebenden Tiere. Dies gibt ihnen auch den Raum dem Trubel aus
dem Weg zu gehen. Diverse Tiere sieht man so vielleicht den ganzen
Tag nicht (ging uns mit dem Luchs so). Die Gehege sind auch genial
gestaltet. Die Savanne erinnert wirklich an eine solche und die
heimischen Tiere erfreuen sich dem natürlichen Wald mit seinen
Felsen und Hügeln. Für die Tiere wird hier also wirklich alles
getan, dass sie einen einigermassen natürlichen und artgerechten
Lebensraum erhalten. Auch leben die Tiere hier wie in freier Wildbahn
artenübergreifend und in Frieden zusammen. Auch ist bei jedem Gehege
eigentlich permanent ein Wärter anwesend, welche die Ordnung
kontrolliert und einem interessante Infos über die Bewohner geben
kann. Dies natürlich auch, da auch im Park heute sehr sehr wenig
Leute unterwegs waren.
Nun.
Wir begannen unseren Rundgang gleich mit einem kleinen Spezialevent.
Ein Wärter stoppte uns auf dem Weg und erklärte, dass wir nur durch
dürfen, wenn wir ganz leise sind und keine schnellen Bewegungen
machen. Sie mussten einem Wildschwein notfallmässig einen Zahn
ziehen und dieses wacht nun gerade aus der Narkose auf. Wir sollen
uns also nicht wundern, dem Tier gehe es gut und es sei nicht in den
letzten Zügen. Natürlich beobachteten wir den armen Tropf wie er
seine ersten Gehversuche wagte, welche jedoch schnell am Boden
endeten. Es klappte immer besser, nur das Hinterteil schien eine
eigene Gravitationskraft zu haben. Abends beim nach Hause gehen ging
es ihm jedoch wieder bestens.
Weiter
ging es zu den Bären. Auch Meister Petz hat hier im Park ein
riesiges Zuhause bekommen und genoss gerade auf einem Felsen die
ersten Sonnenstrahlen in seinem Habitat. Und so ging es weiter von
Tier zu Tier – bis der Waldbrand in Sicht war.
Der
Waldbrand war zum Glück keiner, welcher hier den Wald in einer
Feuersbrunst zerstört. Waldbrand oder eben Wildfire heisst die
neuste Attraktion des Tierparks. Dabei handelt es sich um eine 11
Millionen Euro teure Holzachterbahn von einem US-Amerikanischen
Hersteller. Dieser hat erst zwei Achterbahnen ausserhalb der USA
gebaut. Die Formula Rosso in Abu Dhabi und eben dieses tolle Objekt
hier. Die grösste Holzachterbahn der Welt stürzt sich aus über 50
Metern in die Tiefe, bietet eine Spitzengeschwindigkeit von 113km/h,
stolze drei Überkopfelemente und eine Kraft von 4G (das ist nicht
das Internet auf dem Handy – das ist richtig dolle in den Sitz
gedrückt werden). Und das krasseste daran: die Fahrdauer beträgt
120 Sekunden. 2 Minuten Höllenritt. Anders kann man die Fahrt mit
diesem Coaster der Extraklasse nicht beschreiben. Hier kommen also
sogar die hartgesottenen Achterbahnfans auf ihre Kosten. Diese
Achterbahn geniesst man am besten in der ersten Reihe (ausnahmsweise)
und so waren wir froh, war heute praktisch niemand hier, der diese
Bahn fahren wollte. Die ersten vier Fahrten sind wir nicht einmal aus
der Bahn ausgestiegen und konnten gleich weiter. Ich bin mir ja
vieles gewohnt – aber auf diesem Teil hab ich mein Lachen bei
keiner Fahrt des Tages aus dem Gesicht bekommen.
Der
nächste Stopp klingt im Vergleich schon beinahe langweilig – ist
es jedoch keinesfalls. Die Safari erwartete uns. Die Fahrdauer der
Wildfire kann sie überbieten. Diese ist nämlich mit 30 Minuten
unglaublich lange, wobei die Zeit wie im Flug vergeht. Wie im Flug
ist ja auch beinahe richtig. Bei Safari handelt es sich um eine
Gondelbahn, welche über die entlegensten Tiergehege führt. An diese
Gehege kann man zu Fuss nicht gelangen und somit können die Tiere
hier nur von oben betrachtet werden. Auch hier ist das genial für
die Tiere. Lautlos schweben wir über ihre Köpfe hinweg und sie
werden nicht gross von uns gestört. Die speziellen Kabinen sind, im
Gegensatz zum Skiurlaub, ringsum offen und nur mit einem Gitter
gesichert. Man kommt so teilweise extrem nahe an die Tiere heran. So
nahe, dass es einem schon beinahe Angst macht. Wir entdeckten so
Bären, Steinböcke, Gämsen (mit ganz kleinen Babys), Giraffen,
Zebras, Gnus, Antilopen, Löwen, Elche, Bisons – die Liste ist
beinahe endlos Lang. Die Gondeln bieten einem zudem über
Lautsprecher Infos zum Park, den Tieren und auch der Natur. Immerhin
kann man per Knopfdruck die Infos auf Englisch umschalten – leider
klappte das bei uns nicht und auf Schwedisch verstanden wir kein
Wort. Doch keine Leute – kein Anstehen. So machten wir später eine
zweite Runde und da klappte es. Man könnte zehn Runden drehen –
die Tiere sind immer woanders und immer mit was anderem beschäftigt.
Wirklich eine sehr sehr spannende Fahrt.
Um
13:00 war es dann soweit und die Delfinshow startete. Ich bin solchen
Shows gegenüber ja immer ein wenig skeptisch. Doch die Auflagen
heute sind so hoch, dass nur noch die Parks solche Tiere halten
dürfen, welche auch wirklich dazu in der Lage sind. Und dieser
Tierpark hier wird dabei sogar vom WWF ausgezeichnet und es spricht
auch für das Wohl der Tiere, dass der Park gerade wieder ein
Delfinbaby präsentieren durfte. Dieses liess man natürlich auch in
der Gruppe und trennte es auch für die Show nicht. Dieses kleine
Ding frischte die Show wunderbar auf. Neben den üblichen
Kunststücken der grossen Artgenossen mischte sich immer wieder das
kleine Delfinbaby. Natürlich war es noch nicht in die Show
eingebunden und planschte froh durch die Gegend und erfreute sich
daran, dass die Kollegen solch lustige Sachen machen. Die Show ist
wirklich grandios gemacht mit tollen Videos (hier merkt man den
WWF-Touch) über die Verschmutzung der Meere, Schleppnetzeinsatz beim
Fischen und Erwärmung der Gewässer. Die Musik sorgt für
Hühnerhautmomente und so fühlten wir uns auch hier bestens
unterhalten.
Wir
hatten auch noch das Vergnügen an Führungen zu den Tigern,
Elefanten und Wölfen teilzunehmen, was auch sehr spannend war. Im
Park werden täglich viele Führungen und Shows angeboten, welche
alle im Preis eingeschlossen sind. Auch hier wirklich sehr attraktiv.
Nachdem
wir wirklich viele Tiere beobachtet hatten beschlossen wir den Abend
auf der Wildfire zu beenden. Wir haben uns ja wirklich ein wenig in
diese Achterbahn verliebt, welche als einzige Europäische auf der
Hershey's „10 Rollercoasters to ride before you die“-Liste
auftaucht. Irgendwann war aber 17:30 – die Angestellten gewährten
uns eine letzte Runde und schickten uns danach nach Hause. Nach
stolzen 17 (!!!) Fahrten mit der Wildfire war also Schluss. Und wir
mussten uns kein einziges Mal anstellen. Der Wahnsinn.
Wir
wanderten nun also wieder 30 Minuten durch einen menschenleeren Park
zum Ausgang. Und das meinen wir so. Obwohl der Park noch geöffnet
war, begegneten wir in 20 Minuten Fussmarsch keinem einzigen
Menschen. Erst am Ausgang vorne trafen wir ein paar weitere Besucher.
Auf
dem Parkplatz zurück trafen wir auf ein schwedisches Paar, welches
mit ihren Enkeln und dem Womo sich neben uns gestellt hatten. Sie
besuchen den Park morgen und haben an der Kasse erfragt, ob man hier
übernachten darf. Sie erlaubten es und so stehen wir nun auf dem
riesigen Parkplatz und bleiben auch die Nacht über hier. Mal sehen
wo es morgen dann hingeht. Heute war auf alle Fälle ein genialer Tag
und falls ein Leser jemals Stockholm besucht, lege ich ihm diesen
Park hier ganz warm ans Herz. Mit dem ÖV oder Mietwagen ist der Park
bequem zu erreichen und ein Tag hier lohnt sich wirklich.
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