Einen
wirklich sehr gemütlichen und langen Abend verbrachten wir gestern
in unserem temporären Zuhause. Zwei Ladungen mit schmutziger
Kleidung wollte gewaschen und getrocknet werden. Und bei der
Gelegenheit wanderte auch die Bettwäsche gleich in die
Waschmaschine. Das schnelle Internet benutzen wir dazu, sämtliche
Bilder der bisherigen Reise auf den heimischen Server in Frauenfeld
zu spielen. Seit dem Laptop-Debakel nach der Azoren-Reise von letztem
Herbst, sichern wir die Daten auf dem Laptop, einer externen SD-Karte
und eben ab und an auf dem Server. Nochmals möchten wir so einen
ärgerlichen Verlust nicht erleben. Vor allem, da wir dieses Mal
nicht auf Fotos von drei mitreisenden Freunden zurückgreifen können.
Spät erst wählten wir uns bei Netflix ein und schauten uns einen
Film mit Will Smith an. Melanie hat heute in einem Laden sogar noch
Popcorn gekauft und so hatten wir fast schon einen Kinoabend in
unserem Wohnmobil. Dieser dauerte auch bis fast 1 Uhr.
Trotzdem
war heute Tagwach um acht Uhr. Wir leerten unser Abwasser und füllten
so an die 60 Liter Frischwasser nach, packten alles zusammen und
verabschiedeten uns von diesem wirklich tollen Platz. Die Betreiber
hier waren wirklich sehr freundlich und hilfsbereit. Die Schweden
scheinen allgemein sehr freundlich und zuvorkommend zu sein. Das
merkt man hier besonders auch im gemütlichen und rücksichtsvollen
Strassenverkehr.
Die
Reise führte uns heute weiter in Richtung Göteborg. Wir
entschlossen uns, heute eine grössere Strecke zu fahren, ehe wir
wieder einen Halt einlegen wollten. Machen wir so weiter wie die
letzten Tage, kommen wir niemals in Norwegen an. Auch wenn wir am
liebsten jede schöne Küste und jedes Naturreservat sehen möchten,
müssen wir uns auf wenige beschränken.
Einer
dieser Orte war Näset. Nur ein paar Kilometer südlich der Stadt
Göteborg gelegen entdeckten wir hier auf einer kleinen Wanderung
eine wirklich tolle Küstenlandschaft. Die Küste hier präsentierte
sich wieder komplett anders als noch weiter im Süden oder in
vorherigen Ländern. Rundgeschliffene Felsen prägen hier das
Landschaftsbild und wir entdeckten das erste kleine Fischerdorf auf
einer felsigen Insel. Mit den typisch roten Holzbauten kam nun
definitiv ein Skandinavien-Feeling auf. Nach etwa einer Stunde
erreichte uns ein Gewitter, welches zuvor draussen auf dem Meer
grollte. Erst Tropfen für Tropfen, dann immer heftiger. Wir waren
nur noch gegen die 300 Meter vom rettenden Womo entfernt als sich der
Regen in eine Sintflut verwandelte. Wir rannten über die schmalen
Trampelpfade und irgendwie fühlte es sich mehr nach schwimmen an.
Komplett durchnässt kamen wir am Womo an, stürzten uns ins trockene
Innere und zogen uns sofort aus. Die Kleider kamen alle in die Dusche
und schnell wurde etwas trockenes und warmes angezogen. Auch ein
riesiger Vorteil wenn man ein Womo hat. Man kommt zurück – aus dem
Regen, dem Schnee, der Kälte oder was auch immer – und findet sich
in seinem Zuhause wieder. Egal wo man gerade steht. Und in diesem
Zuhause gönnten wir uns mitten im Regen auf dem Parkplatz heute auch
unser Mittagessen. Typisch schwedisch – Knäckebrot mit Käse.
Der
nächste Halt brachte uns nochmals ein klein wenig näher an
Göteborg. Ein Geocache versprach uns einen schönen und
interessanten Ort in Kikas. Der Mölndals stürzt hier zwischen alten
Gebäuden mitten durch das Dorf. Die Einwohner nutzen dieses Wasser
noch heute. Während früher hier eine Mühle stand, wird heute mit
dem Wasser Elektrizität erzeugt. Wir machten ein paar tolle Fotos
ehe wir den Platz in Folge erneutem Regens wieder räumten. Den Cache
konnten wir leider nicht besuchen, da uns ein Mitarbeiter (oder
vielleicht auch nur ein Möchtegern-Sheriff) nicht zum Nullpunkt
lassen wollte. Doch um den Fund geht es ja auch nicht und den Ort
haben wir auch so gesehen.
Nun
regnete es zum zweiten Mal heute schon wie aus Eimern. Nun mussten
wir uns entscheiden, ob wir Göteborg besuchen möchten. Eigentlich
hatten wir in der Stadt sowieso nichts, was wir unbedingt bestaunen
wollten. Und bei dem Wetter einfach ein wenig durch die Stadt zu
spazieren macht auch keinen Spass. Zudem wissen wir ja aus
vergangenen Städten, wie es wird, wenn wir nicht wirklich was
besuchen wollen. So entschieden wir uns, nicht stehen zu bleiben und
schon ein kleines Stück weiter in den Osten zu fahren. Ja genau.
Ausnahmsweise führt uns der Weg nicht nordwärts (wo ja schon in 300
Kilometern Oslo warten würde) sondern in den Westen via Jöngköping,
Linköping und Norrköping nach Stockköping – äh sorry –
Stockholm.
Etwas
mehr als 300 Kilometer vor Stockholm fanden wir einen gratis
Stellplatz direkt an einem See in Ulricehamn. Hier war erst noch
trocken, nun regnet es aber auch hier. Für ein Foto am See reichte
es immerhin noch. Aber nach dem Blog und dem Abendessen ist es ja
auch schon bald an der Zeit unter die warme Decke zu kriechen. Ab
morgen soll wieder besser Wetter sein. Wir sind gespannt.
Hier
hänge ich jetzt noch was an, was ich seit Tagen schreiben wollte,
jedoch ging es immer wieder vergessen. Die Landschaft hier in
Schweden ist echt schön. Sehr spannend ist der Unterschied der
Küsten. Hier findet man irgendwie alles. Und das Landesinnere ist
dann nochmals ganz was anderes. Kilometer um Kilometer nichts anderes
als dunkle Nadelwälder, dazwischen immer wieder glattgezogene,
spiegelnde Seen. Und etwas vom schönsten kam doch wirklich schon ein
paar Kilometer nach der Ankunft in Helsingborg. Und das vergass ich
eben zu erwähnen. Kurz nach Helsingborg schlängelte sich die
Strasse auf eine Anhöhe. Im ersten Kullaberg Naturreservat bestiegen
wir gleich zwei Spitzen. Ja genau – hier hat es endlich mal wieder
Erhöhungen. Endlich wieder Kurven fahren, Höhenmeter besteigen und
nicht schon heute den Stellplatz von Morgen am Horizont erkennen.
Obwohl ich in den Bergen aufgewachsen bin, fehlen mir diese an meinem
jetzigen Wohnort in Frauenfeld kein wenig. Viel zu viel Licht,
Sonnenstunden und Weite nehmen sie einem. Doch so flach wie die
letzten Wochen in Holland und Norddeutschland sowie Dänemark – das
macht echt keinen Spass. Die Landschaft wird ein wenig langweilig
durch die Weite und es fehlt einem einfach etwas. Nun haben wir es
wieder.
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