Montag, 28. Mai 2018

Das letzte Stück bis Göteborg

Einen wirklich sehr gemütlichen und langen Abend verbrachten wir gestern in unserem temporären Zuhause. Zwei Ladungen mit schmutziger Kleidung wollte gewaschen und getrocknet werden. Und bei der Gelegenheit wanderte auch die Bettwäsche gleich in die Waschmaschine. Das schnelle Internet benutzen wir dazu, sämtliche Bilder der bisherigen Reise auf den heimischen Server in Frauenfeld zu spielen. Seit dem Laptop-Debakel nach der Azoren-Reise von letztem Herbst, sichern wir die Daten auf dem Laptop, einer externen SD-Karte und eben ab und an auf dem Server. Nochmals möchten wir so einen ärgerlichen Verlust nicht erleben. Vor allem, da wir dieses Mal nicht auf Fotos von drei mitreisenden Freunden zurückgreifen können. Spät erst wählten wir uns bei Netflix ein und schauten uns einen Film mit Will Smith an. Melanie hat heute in einem Laden sogar noch Popcorn gekauft und so hatten wir fast schon einen Kinoabend in unserem Wohnmobil. Dieser dauerte auch bis fast 1 Uhr.



Trotzdem war heute Tagwach um acht Uhr. Wir leerten unser Abwasser und füllten so an die 60 Liter Frischwasser nach, packten alles zusammen und verabschiedeten uns von diesem wirklich tollen Platz. Die Betreiber hier waren wirklich sehr freundlich und hilfsbereit. Die Schweden scheinen allgemein sehr freundlich und zuvorkommend zu sein. Das merkt man hier besonders auch im gemütlichen und rücksichtsvollen Strassenverkehr.

Die Reise führte uns heute weiter in Richtung Göteborg. Wir entschlossen uns, heute eine grössere Strecke zu fahren, ehe wir wieder einen Halt einlegen wollten. Machen wir so weiter wie die letzten Tage, kommen wir niemals in Norwegen an. Auch wenn wir am liebsten jede schöne Küste und jedes Naturreservat sehen möchten, müssen wir uns auf wenige beschränken.

Einer dieser Orte war Näset. Nur ein paar Kilometer südlich der Stadt Göteborg gelegen entdeckten wir hier auf einer kleinen Wanderung eine wirklich tolle Küstenlandschaft. Die Küste hier präsentierte sich wieder komplett anders als noch weiter im Süden oder in vorherigen Ländern. Rundgeschliffene Felsen prägen hier das Landschaftsbild und wir entdeckten das erste kleine Fischerdorf auf einer felsigen Insel. Mit den typisch roten Holzbauten kam nun definitiv ein Skandinavien-Feeling auf. Nach etwa einer Stunde erreichte uns ein Gewitter, welches zuvor draussen auf dem Meer grollte. Erst Tropfen für Tropfen, dann immer heftiger. Wir waren nur noch gegen die 300 Meter vom rettenden Womo entfernt als sich der Regen in eine Sintflut verwandelte. Wir rannten über die schmalen Trampelpfade und irgendwie fühlte es sich mehr nach schwimmen an. Komplett durchnässt kamen wir am Womo an, stürzten uns ins trockene Innere und zogen uns sofort aus. Die Kleider kamen alle in die Dusche und schnell wurde etwas trockenes und warmes angezogen. Auch ein riesiger Vorteil wenn man ein Womo hat. Man kommt zurück – aus dem Regen, dem Schnee, der Kälte oder was auch immer – und findet sich in seinem Zuhause wieder. Egal wo man gerade steht. Und in diesem Zuhause gönnten wir uns mitten im Regen auf dem Parkplatz heute auch unser Mittagessen. Typisch schwedisch – Knäckebrot mit Käse.





Der nächste Halt brachte uns nochmals ein klein wenig näher an Göteborg. Ein Geocache versprach uns einen schönen und interessanten Ort in Kikas. Der Mölndals stürzt hier zwischen alten Gebäuden mitten durch das Dorf. Die Einwohner nutzen dieses Wasser noch heute. Während früher hier eine Mühle stand, wird heute mit dem Wasser Elektrizität erzeugt. Wir machten ein paar tolle Fotos ehe wir den Platz in Folge erneutem Regens wieder räumten. Den Cache konnten wir leider nicht besuchen, da uns ein Mitarbeiter (oder vielleicht auch nur ein Möchtegern-Sheriff) nicht zum Nullpunkt lassen wollte. Doch um den Fund geht es ja auch nicht und den Ort haben wir auch so gesehen.


Nun regnete es zum zweiten Mal heute schon wie aus Eimern. Nun mussten wir uns entscheiden, ob wir Göteborg besuchen möchten. Eigentlich hatten wir in der Stadt sowieso nichts, was wir unbedingt bestaunen wollten. Und bei dem Wetter einfach ein wenig durch die Stadt zu spazieren macht auch keinen Spass. Zudem wissen wir ja aus vergangenen Städten, wie es wird, wenn wir nicht wirklich was besuchen wollen. So entschieden wir uns, nicht stehen zu bleiben und schon ein kleines Stück weiter in den Osten zu fahren. Ja genau. Ausnahmsweise führt uns der Weg nicht nordwärts (wo ja schon in 300 Kilometern Oslo warten würde) sondern in den Westen via Jöngköping, Linköping und Norrköping nach Stockköping – äh sorry – Stockholm.

Etwas mehr als 300 Kilometer vor Stockholm fanden wir einen gratis Stellplatz direkt an einem See in Ulricehamn. Hier war erst noch trocken, nun regnet es aber auch hier. Für ein Foto am See reichte es immerhin noch. Aber nach dem Blog und dem Abendessen ist es ja auch schon bald an der Zeit unter die warme Decke zu kriechen. Ab morgen soll wieder besser Wetter sein. Wir sind gespannt.


Hier hänge ich jetzt noch was an, was ich seit Tagen schreiben wollte, jedoch ging es immer wieder vergessen. Die Landschaft hier in Schweden ist echt schön. Sehr spannend ist der Unterschied der Küsten. Hier findet man irgendwie alles. Und das Landesinnere ist dann nochmals ganz was anderes. Kilometer um Kilometer nichts anderes als dunkle Nadelwälder, dazwischen immer wieder glattgezogene, spiegelnde Seen. Und etwas vom schönsten kam doch wirklich schon ein paar Kilometer nach der Ankunft in Helsingborg. Und das vergass ich eben zu erwähnen. Kurz nach Helsingborg schlängelte sich die Strasse auf eine Anhöhe. Im ersten Kullaberg Naturreservat bestiegen wir gleich zwei Spitzen. Ja genau – hier hat es endlich mal wieder Erhöhungen. Endlich wieder Kurven fahren, Höhenmeter besteigen und nicht schon heute den Stellplatz von Morgen am Horizont erkennen. Obwohl ich in den Bergen aufgewachsen bin, fehlen mir diese an meinem jetzigen Wohnort in Frauenfeld kein wenig. Viel zu viel Licht, Sonnenstunden und Weite nehmen sie einem. Doch so flach wie die letzten Wochen in Holland und Norddeutschland sowie Dänemark – das macht echt keinen Spass. Die Landschaft wird ein wenig langweilig durch die Weite und es fehlt einem einfach etwas. Nun haben wir es wieder. 

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