Und wieder liegt eine gute und ruhige
Nacht hinter uns. Dem Ruf des Friteurs konnten wir gestern Abend
nicht mehr lange widerstehen. So begaben wir uns in die Schlange vor
dem Imbiss um eine gefühlte Ewigkeit später zu merken, dass wir nur
eine einzige Speise auf der Tafel erkannten. Nur die Frittes waren
uns bekannt, der Rest irgend ein Kauderwelsch zwischen Holländisch
und Belgisch. Doch auch so schafften wir es uns eine mittlere Pommes,
eine Frikadelle und einen Spiess mit Chicken Wings zu bestellen. Dies
genossen wir im Womo, welches danach gründlich gelüftet werden
musste. Es roch wie in einer Friteuse. Dafür assen wir die wohl
besten Pommes unseres Lebens. Frittieren können sie die Belgier.
Erst wird hier bei 240 Grad vorfrittiert und danach noch kurz bei 260
Grad die Stäbchen goldbraun und knackig frittiert. Ein Traum in
Gold. Doch auch der Rest war echt sehr lecker. Absolut verständlich,
dass so viele Leute an dem Imbiss sich die Beine in den Bauch stehen.
Heute ging es nun in die Hauptstadt
Belgiens und auch Europas. Auf dem Stadtring lief es sogar
einigermassen gut, ehe wir am Stadtrand auf dem Weg zum P&R ein
wenig ins Stocken kamen. Wie schon in Luxemburg konnten wir den
ersten P&R nicht anfahren. Dieses Mal weil wir ihn einfach nicht
fanden. Die Belgier schreiben jedes Hotel, jedes Pub an jeder
Kreuzung an. Doch sowas wie ein P&R muss man eben selber finden.
So quälten wir uns auf den nächsten P&R - was in einer
Katastrophe endete. Schon bei der Einfahrt schaffte es jemand, seinen
SUV so zu parken, dass Melanie aussteigen und den Plastikpoller zu
Boden drücken musste, ehe ich passieren konnte. Auch der Rest des
Parkplatzes. Überall standen Autos. In allen Durchfahrten und
Kurven. Mit dem Womo ein Kunststück, welches irgendwann nicht mehr
gelang. Nachdem eine (natürlich gesunde und fidele Dame) ihr Auto
von einem Behindertenparkplatz lenkte, konnte ich dort wenden und in
verkehrter Richtung wieder ausfahren. Melanie musste dazu den ganzen
Verkehr auf der Strasse aufhalten, was den ungeduldigen Belgiern
nicht passte, mir aber nach 15 Minuten herumgezirkle herzhaft egal
war. Unsere Nerven waren in all dem Chaos des Verkehrs am Stadtrand
echt am Ende und am liebsten wären wir einfach weitergefahren. Taten
wir aber zum Glück nicht. Wir fanden einen Parkplatz am
Strassenrand, welcher sogar noch nahe einer U-Bahnstation lag. Nun
musste der Tag aber besser werden.
Wir bezahlten die 7 Euro 50 für ein
Tagesticket für den Brüsseler ÖV und machten uns mit der U-Bahn
auf den Weg in der Stadt. Dort wurden wir heute wirklich angenehm
überrascht. Die Stadt ist wirklich schön, belebt und sehenswert.
Wir haben erst einen Park besucht, ehe wir uns mitten in die Altstadt
stürzten. Schöne Gebäude und eine wirklich tolle Atmosphäre
lockten zum Verweilen ein. Wir besuchten den Manneken Pis (ein
Brunnen auf welchem ein kleiner Junge steht, welcher das Wasser in
den Brunnen fliesst in dem er... naja, ihr könnt es euch denken) und
auch sein weibliches Pendant (wohl keine Erklärung notwendig), das
Rathaus und unzählige andere Gebäude. Zu Mittag gönnten wir uns
ein anderes typisch belgisches Gericht. Waffeln. Die Waffelläden
reihen sich hier beinahe Tür an Tür. Als Hauptgericht gab es eine
Waffel mit Schinken, Emmentaler und Gauda. Als Nachtisch eine Waffel
mit dunkler belgischer Schokolade und frischen Erdbeeren. Das klang
nach wenig – wir waren aber danach mehr als satt.
Irgendwann begaben wir uns dann mit der
U-Bahn an den anderen Stadtrand um dort das weltberühmte Atomium zu
bestaunen. Das Kunstwerk wurde zur Expo 58 erbaut und sollte
eigentlich danach abgerissen werden. Man behielt es aber dann doch
und so steht das Bauwerk, welches ein Stahlatom darstellt, heute
noch. Obwohl wir uns am Stadtrand befanden, war auch hier viel Leben.
Eine Band spielte Musik und diverse Stände luden zum flanieren ein.
Doch wir wollten noch weiter. Ins Zentrum der Europäischen Union.
So fuhren wir also wieder U-Bahn –
wieder quer durch die Stadt. Die U-Bahnstation Schuman (nach dem
Urvater der EU/EG benannt) zeigte schon, dass man hier in einer
anderen Welt ist. Eine protzige, neue und sehr saubere U-Bahnstation.
Auch als wir diese verlassen hatten war schnell klar: hier ist ein
anderes Brüssel. Prunkvolle Hochhäuser, Glasfassaden, teure
Mercedes und BMW, Männer in Anzügen, Security vor jedem Eingang und
belgische Armee mit Maschinengewehren. Auch der Menschenauflauf
überraschte uns. Doch bald sollten wir bemerkten: die EU hatte heute
Tag der offenen Tür. Und so konnten wir in sämtliche Gebäude der
Union einen Blick werfen. Gratis. So ein Zufall, welchen wir gleich
ausnutzten. Wir setzten uns auf die Stühle der Abgeordneten im
Europa-Parlament, schritten durch die Hallen im Parlamentsgebäude
und nutzten ein Mal das gleiche Porzellan wie die wichtigen Köpfe
der EU. Eine sehr spezielle Erfahrung, besonders, da das Gebäude
ansonsten nicht zugänglich ist. Danach begaben wir uns noch ins
Parlamentarium. Eine Art Museum, welches den Weg zur EU, die Aufgaben
der EU und auch deren Ziele näherbringt. Als nicht
EU-Staatsangehöriger war die tolle Architektur und Technik des
Gebäudes fast spannender. Besonders spannend war dafür die
Sonderausstellung zum Thema „Adolf Hitlers Propaganda“. Plakate,
Zeitungsausschnitte und Videos zeigten, wie Hitler damals das
deutsche Volk überzeugte der Richtige zu sein und wie er sie später
davon überzeugte, dass die Juden das Hauptproblem Deutschland seien.
Sehr eindrücklich und interessant.
Danach war es aber Zeit für uns die
Hauptstadt wieder zu verlassen. Nach dem nervenaufreibenden Start
konnten wir uns doch noch mit Brüssel versöhnen und hatten einen
super Tag. Eine Stadt deren Besuch sich definitiv lohnt.
Nun stehen wir in Putte, zwischen
Brüssel und Antwerpen, an einem Sportplatz. Ganz alleine auf weiter
Flur haben wir unser Nachtessen genossen und machen uns einen
gemütlichen Abend.
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