Samstag, 5. Mai 2018

In belgiens und europas Hauptstadt

Und wieder liegt eine gute und ruhige Nacht hinter uns. Dem Ruf des Friteurs konnten wir gestern Abend nicht mehr lange widerstehen. So begaben wir uns in die Schlange vor dem Imbiss um eine gefühlte Ewigkeit später zu merken, dass wir nur eine einzige Speise auf der Tafel erkannten. Nur die Frittes waren uns bekannt, der Rest irgend ein Kauderwelsch zwischen Holländisch und Belgisch. Doch auch so schafften wir es uns eine mittlere Pommes, eine Frikadelle und einen Spiess mit Chicken Wings zu bestellen. Dies genossen wir im Womo, welches danach gründlich gelüftet werden musste. Es roch wie in einer Friteuse. Dafür assen wir die wohl besten Pommes unseres Lebens. Frittieren können sie die Belgier. Erst wird hier bei 240 Grad vorfrittiert und danach noch kurz bei 260 Grad die Stäbchen goldbraun und knackig frittiert. Ein Traum in Gold. Doch auch der Rest war echt sehr lecker. Absolut verständlich, dass so viele Leute an dem Imbiss sich die Beine in den Bauch stehen.


Heute ging es nun in die Hauptstadt Belgiens und auch Europas. Auf dem Stadtring lief es sogar einigermassen gut, ehe wir am Stadtrand auf dem Weg zum P&R ein wenig ins Stocken kamen. Wie schon in Luxemburg konnten wir den ersten P&R nicht anfahren. Dieses Mal weil wir ihn einfach nicht fanden. Die Belgier schreiben jedes Hotel, jedes Pub an jeder Kreuzung an. Doch sowas wie ein P&R muss man eben selber finden. So quälten wir uns auf den nächsten P&R - was in einer Katastrophe endete. Schon bei der Einfahrt schaffte es jemand, seinen SUV so zu parken, dass Melanie aussteigen und den Plastikpoller zu Boden drücken musste, ehe ich passieren konnte. Auch der Rest des Parkplatzes. Überall standen Autos. In allen Durchfahrten und Kurven. Mit dem Womo ein Kunststück, welches irgendwann nicht mehr gelang. Nachdem eine (natürlich gesunde und fidele Dame) ihr Auto von einem Behindertenparkplatz lenkte, konnte ich dort wenden und in verkehrter Richtung wieder ausfahren. Melanie musste dazu den ganzen Verkehr auf der Strasse aufhalten, was den ungeduldigen Belgiern nicht passte, mir aber nach 15 Minuten herumgezirkle herzhaft egal war. Unsere Nerven waren in all dem Chaos des Verkehrs am Stadtrand echt am Ende und am liebsten wären wir einfach weitergefahren. Taten wir aber zum Glück nicht. Wir fanden einen Parkplatz am Strassenrand, welcher sogar noch nahe einer U-Bahnstation lag. Nun musste der Tag aber besser werden. 

Wir bezahlten die 7 Euro 50 für ein Tagesticket für den Brüsseler ÖV und machten uns mit der U-Bahn auf den Weg in der Stadt. Dort wurden wir heute wirklich angenehm überrascht. Die Stadt ist wirklich schön, belebt und sehenswert. Wir haben erst einen Park besucht, ehe wir uns mitten in die Altstadt stürzten. Schöne Gebäude und eine wirklich tolle Atmosphäre lockten zum Verweilen ein. Wir besuchten den Manneken Pis (ein Brunnen auf welchem ein kleiner Junge steht, welcher das Wasser in den Brunnen fliesst in dem er... naja, ihr könnt es euch denken) und auch sein weibliches Pendant (wohl keine Erklärung notwendig), das Rathaus und unzählige andere Gebäude. Zu Mittag gönnten wir uns ein anderes typisch belgisches Gericht. Waffeln. Die Waffelläden reihen sich hier beinahe Tür an Tür. Als Hauptgericht gab es eine Waffel mit Schinken, Emmentaler und Gauda. Als Nachtisch eine Waffel mit dunkler belgischer Schokolade und frischen Erdbeeren. Das klang nach wenig – wir waren aber danach mehr als satt.







Irgendwann begaben wir uns dann mit der U-Bahn an den anderen Stadtrand um dort das weltberühmte Atomium zu bestaunen. Das Kunstwerk wurde zur Expo 58 erbaut und sollte eigentlich danach abgerissen werden. Man behielt es aber dann doch und so steht das Bauwerk, welches ein Stahlatom darstellt, heute noch. Obwohl wir uns am Stadtrand befanden, war auch hier viel Leben. Eine Band spielte Musik und diverse Stände luden zum flanieren ein. Doch wir wollten noch weiter. Ins Zentrum der Europäischen Union.


So fuhren wir also wieder U-Bahn – wieder quer durch die Stadt. Die U-Bahnstation Schuman (nach dem Urvater der EU/EG benannt) zeigte schon, dass man hier in einer anderen Welt ist. Eine protzige, neue und sehr saubere U-Bahnstation. Auch als wir diese verlassen hatten war schnell klar: hier ist ein anderes Brüssel. Prunkvolle Hochhäuser, Glasfassaden, teure Mercedes und BMW, Männer in Anzügen, Security vor jedem Eingang und belgische Armee mit Maschinengewehren. Auch der Menschenauflauf überraschte uns. Doch bald sollten wir bemerkten: die EU hatte heute Tag der offenen Tür. Und so konnten wir in sämtliche Gebäude der Union einen Blick werfen. Gratis. So ein Zufall, welchen wir gleich ausnutzten. Wir setzten uns auf die Stühle der Abgeordneten im Europa-Parlament, schritten durch die Hallen im Parlamentsgebäude und nutzten ein Mal das gleiche Porzellan wie die wichtigen Köpfe der EU. Eine sehr spezielle Erfahrung, besonders, da das Gebäude ansonsten nicht zugänglich ist. Danach begaben wir uns noch ins Parlamentarium. Eine Art Museum, welches den Weg zur EU, die Aufgaben der EU und auch deren Ziele näherbringt. Als nicht EU-Staatsangehöriger war die tolle Architektur und Technik des Gebäudes fast spannender. Besonders spannend war dafür die Sonderausstellung zum Thema „Adolf Hitlers Propaganda“. Plakate, Zeitungsausschnitte und Videos zeigten, wie Hitler damals das deutsche Volk überzeugte der Richtige zu sein und wie er sie später davon überzeugte, dass die Juden das Hauptproblem Deutschland seien. Sehr eindrücklich und interessant. 





Danach war es aber Zeit für uns die Hauptstadt wieder zu verlassen. Nach dem nervenaufreibenden Start konnten wir uns doch noch mit Brüssel versöhnen und hatten einen super Tag. Eine Stadt deren Besuch sich definitiv lohnt.

Nun stehen wir in Putte, zwischen Brüssel und Antwerpen, an einem Sportplatz. Ganz alleine auf weiter Flur haben wir unser Nachtessen genossen und machen uns einen gemütlichen Abend. 

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