Früh klingelte heute der Wecker im
grünen Nirgendwo. Heute mussten wir dann auch wirklich raus, denn
ein langer Tag erwartete uns. Nach dem öffnen der Fenster hatten wir
aber schon wieder Angst, verschlafen zu haben. Doch alles war in
Ordnung. Die Sonne hier im Norden ist merklich länger am Himmel als
Zuhause. Morgens um 6 Uhr ist es schon sonnig und auch jetzt um 21:15
steht die Sonne noch am Himmel, wenn auch nur noch ein wenig. Aber
auch wenn die Sonne einmal untergegangen ist, bleibt es noch Stunden
hell. Um 23 Uhr kann man noch ohne Probleme ohne Licht einen
Spaziergang über den Stellplatz zum Deich machen.
So. Nun aber zu heute. Wir nahmen ein
schnelles Frühstück zu uns und machten uns dann schon bald auf den
Weg nach Dagebüll. Von diesem Dagebüll verkehren die Fähren zu den
Nordseeinseln Föhr und Amrum. Erst war der Plan, heute Föhr zu
besuchen und morgen Amrum. Doch da Amrum relativ klein ist und fast
nur aus einem Sandstrand besteht, kam die Überlegung auf, beiden
Inseln heute einen Besuch abzustatten. So könnten wir morgens mit
dem Fahrrad über Föhr düsen und uns am Nachmittag an den
Sandstrand in Amrum legen.
Das Womo stellten wir auf dem Festland,
auf dem sogenannten Inselparkplatz, ab. Das Womo muss seinen Tag hier
verbringen, wird jedoch bestimmt auch genügend Sonne abbekommen. Der
Herr am Fahrkartenschalter empfahl uns, ein Ticket nach Amrum zu
lösen. Mit diesem könnten wir die Reise in Föhr unterbrechen und
irgendwann weiter nach Amrum. Dies klang super und wir kauften zwei
Tickets für uns und zwei für unsere Fahrräder. Die Fähre legte
schon bald ab und aus den Liegestühlen genossen wir die Sicht aufs
Meer und das Festland, welches immer mehr am Horizont verschwand.
Bis Melanie die Idee hatte, den
Fährplan zu studieren. Die nächsten Fähren von Föhr nach Amrum
fuhren um 10:40 und 16:00. 10:40 war ja schon 2 Stunden nach der
Ankunft auf Föhr und somit viel zu früh. Die 16:00-Fähre erreicht
Amrum um 17:00, welches sie 17:25 als letzte Fähre des Tages auch
wieder verlässt. Na super! Das heisst, dass es uns gar nicht möglich
ist, beide Inseln am selben Tag zu besuchen. Darum wohl auch der
Hinweis wir könnten die Verbindungen IRGENDWANN nutzen. Naja... so
bezahlten wir anstelle von 39 Euro eben 55 Euro. Das fuchste uns aber
doch ein wenig. So verliessen wir die Fähre und begaben uns gleich
zum Tourismusbüro von Föhr. Die nette Dame da erkannte unsere
Misere sofort und bezahlte uns kommentarlos die Differenz von 16 Euro
aus und stellte uns neue Tickets für die Heimreise am Abend aus. Das
war nun also wieder gerettet und die Fahrradtour konnte losgehen.
Erst besichtigten wir das schöne
Dörfchen Wyk auf Föhr. Eine typische Touristenhochburg mit
schmucken Gässchen, schönen Grünflächen und einer Promenade an
der sich Restaurants und Souvenirläden aneinanderreihen. Wirklich
schön hier doch für die Uhrzeit (es war schon beinahe 10 Uhr) war
es hier überraschend ruhig. Wir kauften noch kurz bei Edeka ein paar
Brötchen ein um unsere mitgebrachte Salami und den Käse damit als
Mittagessen geniessen zu können. Und so machten wir uns auf den Weg
im Gegenuhrzeigersinn um die Insel zu fahren. Das Ziel war die Insel
komplett zu umrunden (durch den Wegfall von Amrum hatten wir ja Zeit)
und noch ein bisschen Zeit zu haben um uns am Strand in die Sonne zu
legen.
Die Fahrt begann super und führte uns
durch schöne Ebenen im Landesinnern. Hier gibt es schöne kleine
Seen und eine unglaubliche Vielfalt an Tieren. Gänse, Enten, etliche
Vogelarten und sogar einige Hasen begegneten uns auf der Fahrt. Neben
den tausenden von Schafen natürlich. Diese bewirtschaften auch hier
auf Föhr den Deich. Die armen Schafe schwitzen mit ihren dicken
Wolle bei den Temperaturen und dem Fehlen von jeglichem Wind. Das ist
so ein Ding, welches ich noch recherchieren muss. Die Schafe hier auf
den Deichen sind den ganzen Tag draussen, haben keinen Schattenplatz
(wirklich gar keinen) und auch wenn man viele Kilometer fährt, haben
sie keine Wasserstelle. Die Schafe liegen herum, spenden sich
abwechslungsweise gegenseitig Schatten und atmen wie bekloppt. Auch
wenn man mit dem Fahrrad nur Zentimeter neben ihnen durchbraust,
fliehen sie keinen Meter. Naja. Irgendwie schaut das krass aus. Auf
alle Fälle folgten wir bald wieder dem Deich und so sah es auch hier
ein wenig so aus wie überall hier im Norden von Deutschland. Die
langsam einsetzende Ebbe hinterliess ein riesiges Watt, welches auch
hier nicht anders war als auf dem Festland.
In der Einöde, irgendwo 6 Kilometer
von Wyk entfernt, begegnete uns das gefühlt 20ste Tor auf dieser
Fahrt (die Tore und die Zäune halten die Schafherden auseinander).
Doch dieses Tor hatte eine Spezialität auf Lager. Ein Schlagloch.
Klein und gemein genau dort, wo man halten muss um es zu öffnen.
Melanie schaffte es mit dem Fuss halbwegs in das Loch zu stehen, sich
den Knöchel zu überdrehen und sich mitsamt Fahrrad ordentlich auf
die Fresse zu legen. Meine erste Reaktion war die jedes liebenden
Freundes – ich musste ordentlich Lachen. Doch als ich ihr
schmerzverzerrtes Gesicht am Boden sah, wusste ich, dass dies jetzt
nicht so optimal war. Hier 6 Kilometer vom nächsten Dorf weg sich
den Fuss zu verstauchen ist nicht die beste Option. Wir machten eine
ausgiebige Pause und wer Melanie kennt, weiss, dass ihr Kopf es ihr
nicht erlaubte danach nicht weiterzufahren. Sie versicherte, dass es
mit Radfahren relativ in Ordnung ist und nachdem zwei Schweizerinnen,
welche wir unterwegs anquatschten, sie mit einer Schmerztablette
versorgt hatten war alles wieder einigermassen zu ertragen.
Bald waren wir im Norden der Insel, wo
erste Sandbänke das triste Watt aufwerteten. Wir beschlossen uns
dort unsere Mittagspause abzuhalten und fanden dazu eine traumhafte
Bank mit Aussicht auf eine ebendieser Sandbänke. Bald radelten wir
weiter und bemerkten, dass der Norden der Insel und danach vor allem
der Westen wesentlich interessanter sind als der Osten. Hier
erstreckten sich weite Strände und schöne Dünenlandschaften zogen
an uns vorbei. Hier war dementsprechend auch mehr los als an der
Ostküste. Diese Küste war auf Plänen fein säuberlich eingeteilt.
Es gab für jeden mehrere Strandabschnitte. Bewacht, unbewacht, zum
Drachen steigen lassen, für Hundehalter, für Familien und für
Naturisten. Wir verfolgten die Küste und blieben erst 3 Kilometer
vor Wyk stehen. Hier fanden wir einen super Strand. Es hatte freie
Liegestühle an der Strandbar und diese versorgte uns dann auch
gleich mit einem einheimischen Bier und einem leckeren Hugo. Wir
sonnten uns noch ein wenig ehe wir hier den Platz räumten und uns
einen Platz mit Aussicht in den nahen Dünen suchten. Dieser
Strandabschnitt – der FKK- Abschnitt – war praktisch ohne
Besucher und wir konnten ungestört auf unseren Tolinos lesen und uns
sonnen. Zwei mal kühlten wir uns im Meer ab, welches langsam wieder
näher zum Strand kam, jedoch auch dann noch immer nur zu den Knien
reichte.
Plötzlich mitten im Lesen bemerkte
ich, dass es schon beinahe 18 Uhr war und die letzte Fähre die Insel
um 18:40 verlässt. Nun mussten wir uns aber ordentlich beeilen.
Schnell zogen wir uns an, rannten (oder humpelten) zu unseren Rädern
und machten uns auf den Weg zum Hafen. Diesen erreichten wir ohne
Probleme noch vor der Abfahrt und machten uns an Deck der letzten
Fähre. Was für ein Tag auf dieser tollen Insel. Die Umrundung war
stolze 50,7 Kilometer lang und nun auf der Fähre merkten wir das
auch in den Beinen. Wir waren froh, wartete unser Womo an Land auf
uns. Nach einem kurzen Halt bei Lidl stehen wir nun auf einem
Stellplatz in der Nähe von Dagebüll. Es ist bereits 22 Uhr und wir
sind müde von diesem Tag. Doch es war wirklich super. Wundervolle
Natur, tolle Landschaften, abwechslungsreich und wirklich speziell.
Föhr ist definitiv eine Reise wert und man könnte hier auch mal ein
oder zwei Tage länger bleiben. Wir ziehen jedoch weiter und haben
morgen wieder einiges vor.
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