Unser erstes Ziel war das Miniatur
Wunderland. Melanies Schwester hat uns dieses empfohlen und ich
konnte mich auch erinnern, bei dem Wissensmagazin Galileo einst einen
Bericht darüber gesehen zu haben. Früh Morgens war hier noch nicht
so viel los und wir konnten mit guter Sicht durch die Hallen ziehen.
Das Wunderland ist grob gesagt eine Modelleisenbahnanlage. Einfach
die grösste der Welt. Hier wurden die USA,Skandinavien, Hamburg,die
Schweiz und viele andere Regionen in Kleinformat nachgebaut und mit
vielen vielen Details versehen. Die Landschaften sind voller Menschen
und man könnte alles Stunden betrachten und noch immer lustige
Details finden. Im Wald werden Bäume gesägt (die dann auch
tatsächlich umfallen), die Polizei untersucht den Fundort einer
Wasserleiche, in der Stadt findet eine Demo für den Regenwald statt
und ein verliebtes Paar hat sich in ein Sonnenblumenfeld
zurückgezogen. Hier findet man wirklich alles. Besonders beeindruckt
haben uns auch die Autos, welche hier selbständig durch die Gegend
fahren. Der Autoverkehr findet selbständig statt und die Autos
kurven überall in der Gegend herum. Teilweise werden auch spezielle
Situationen ausgelöst. Zum Beispiel ein Verkehrsunfall. Schnell rast
dann Polizei, Ambulanz und Feuerwehr mit Blaulicht und Martinshorn an
den Schadenplatz. Und was wir noch gar nie gesehen haben: der
Flugplatz. Ein Modell eines Flugplatzes, inklusive Flugzeugen. Die
Flugzeuge fahren nicht nur auf dem Flughafengelände herum und docken
an den Gateways an – nein sie starten auch und fliegen davon. Und
andere landen. Eine geniale Sache, besonders auch wenn es Nacht wird
über der Miniatur Welt (alle 24 Minuten) und die tausenden LEDs den
Flughafen beleuchten.
Doch irgendwann ist man völlig
übersättigt von all den Eindrücken und Details. Aus der geplanten
Stunde wurden zudem schon über zwei und der Hunger machte sich
langsam bemerkbar. Also ab ins Restaurant. Dort trafen wir doch
tatsächlich noch auf jemand bekanntes. Eine Cacherin aus der lieben
Heimat, reja89, sass uns gegenüber und konnten noch ein wenig
quatschen und uns gegenseitig mit Tipps versorgen.
Schlag auf Schlag ging es weiter, denn das Dungeon wartete nur eine Haustüre weiter. Doch wie immer bei diesen bekannten Häusern, erhaschten wir trotz Ticket erst eine Startzeit eine Stunde später. So reservierten wir uns diesen Termin und machten uns eine Stunde noch auf Entdeckungstour. Wir trafen auf die Kirche St. Nikolai. Während andere Städte solch imposante Kirchen besitzen, steht hier praktisch nur noch ein schwarzer Turm. Ein Mahnmal. Die Kirche wurde im zweiten Weltkrieg durch Bomben und ein gelegtes Feuer zerstört. Heute erinnert nur noch der schwarze, löchrige Turm an das Bauwerk und mahnt, die Geschichte nicht zu vergessen.
Nun waren wir aber im Hamburg Dungeon.
Falls jemand vor hat dort hin zu gehen sollte er diesen Abschnitt
vielleicht überspringen. Ansonsten ist der Spass raus. Die Dungeons
gibt es in vielen europäischen Städten und sind eine Art
Horrorhaus. In Gruppen von maximal 20 Leuten wird man durch die
Dunkelheit und diverse Räume getrieben, in welchen von Schaustellern
die dunkelsten Geschichten der jeweiligen Stadt erzählt werden.
Dabei wird das Publikum sehr in das Geschehen eingebunden. Es kann
sein, dass man sich plötzlich vor der Gruppe, in einem Eisenkäfig
eingesperrt, als Hexe angeklagt wiederfindet oder man vor Gericht für
seine Sünden geradestehen muss. Wir wanderten also durch die dunkeln
Gassen Hamburgs. Der Stadtbrand wütete und wir mussten flüchten,
die Pest verseuchte die Stadt und wir hatten alle Angst angesteckt zu
werden und natürlich versuchten wir dem Legendären Störtebeker zu
helfen. Dabei schafften es die Macher immer wieder zu erschrecken und
auch zu überraschen. So wurde in dieses bestehende Haus, welches als
Teil der Speicherstadt unter Schutz steht, eine kleine Wildwasserbahn
und ein Freifallturm gebaut. Nachdem wir aus der
Justitsvollzugsanstalt Fuhlsbüttel (SanTaFu) ausgebrochen waren,
sahen wir nach anderthalb Stunden wieder Tageslicht. Super gemacht
auch dieses Dungeon. Detailreich wie immer und mit super
Schauspielern. Im Gegensatz zu London verstanden wir hier auch alles
und konnten deshalb auch oft schmunzeln.
So. Jetzt waren die zwei Dinge erledigt
und schon ein grosser Teil des Tages durch. Nun musste noch was
gehen. Wir starteten sofort zu den Landungsbrücken und stürzten uns
dort gleich auf die Fähre in Richtung Finkenwerder. Die Dame am
Stellplatz hat uns dies wärmstens empfohlen. Denn die Fähre fährt
den gleichen Weg wie die touristischen Schiffstouren, ist aber im
Tagesticket des ÖV (Gruppenticket für 2 bis 5 Personen kostet 12
Euro) inbegriffen. Und das hatten wir ja bereits. So liessen wir uns
durch die imposante Hafenkulisse schippern und wir genossen es,
Hamburg einmal vom Wasser aus zu sehen. Die steife Brise zog uns
heftig um die Ohren und so setzten wir uns für den Rückweg dann in
den Innenbereich der Fähre.
Zurück an Land besuchten wir den
gleich an den Landungsbrücken gelegenen Elbtunnel. Dieser führt
seit 1911 26 Meter tief unter der Elbe durch. Einst für den
Fahrzeugverkehr gebaut, ist er heute nur noch für Fussgänger. Wir
waren überrascht, dass keine Einfahrt zum Tunnel vorhanden war. Nur
ein Schacht in die Tiefe. Dort befanden sich zwei Personentreppen,
zwei Personenaufzüge und vier Fahrzeugaufzüge. Jedes Auto musste
also einzeln per Aufzug nach unten gefahren werden, durchquerte den
Elbtunnel und auf der anderen Seite ging es mit dem Aufzug wieder
nach oben. Eine eher umständliche Sache. Aber durch die vielen
Schiffe hier im Hafen war an eine Brückenüberquerung wohl nicht zu
denken.
Nun machten wir uns noch kurz auf den
Weg in den Stadtpark „Planten un Blomen“, welcher uns zwar
gefiel, jedoch jetzt auch nicht so wirklich aussergewöhnlich war.
Wir machten uns über die berühmte Reeperbahn dann auf den Weg zur
S-Bahn. Tagsüber will man hier gar nicht durch. Eine wirklich
hässliche Gegend mit sehr viel Obdachlosen, Punks und Randständigen.
Überall sieht man Kampfhunde, Bierflaschen und Leute welche ganz
offensichtlich im Rausch auf der Strasse liegen. Da sind wir ja
gespannt wie das Abends wird.
Wir entschlossen uns, für einmal im
Hard Rock Cafe unser Nachtessen einzunehmen. Schon oft auf unserer
Reise hat uns eines angelacht. Doch heute nahmen wir den Lockruf an
und genossen einen leckeren Burger mit Pommes. Da es danach schon
dunkel war begaben wir uns erneut auf die Reeperbahn.
Dort angekommen waren wir erst
überrascht. Die ganzen komischen Gestalten von vorhin waren
verschwunden. Die wurden wohl von den Typen vertrieben, welche nun
das Bild beherrschten. Grosse und breite Typen, in Schwarzen Jacken,
mit Glatze und bösem Blick. Diese Typen scheinen Nachts in ihrer
Funktion als Türsteher den Kiez zu kontrollieren. Wir machten uns
also auf den Weg und spazierten die Reeperbahn hoch und runter,
erkundeten Seitengassen. Es war ganz anders als wir es uns
vorstellten. Hier findet sich eigentlich eher eine Ausgehmeile mit
vielen Diskotheken, Shisha-Bars und Clubs. Von der „sündigen
Meile“ merkt man hier nicht viel. Ein paar Table-Dance buhlen um
die Gunst der Passanten und ein paar leicht bekleidete Damen stehen
auf der Strasse und sprechen Männer an. Lediglich in der für Frauen
gesperrten Herbertstrasse kommt ein wenig Rotlicht-Feeling auf. Dort
sitzen die Damen hinter den Fenstern und winken einem zu. Wie in
Amsterdam. Mit dem Unterschied, dass es sich in Amsterdam im ganzen
Viertel so abspielt und hier gerade einmal auf 100 Metern.
So hatten wir uns bald sattgesehen an
den vielen Leuten hier, die vor allem auf Party und Saufen aus waren,
und machten uns auf den Weg zurück zum Womo. Nach 14 Stunden
Städtetrip waren wir wieder in unseren vier Wänden und schliefen
ziemlich schnell ein.
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