Samstag, 19. Mai 2018

Ein langer Tag in Hamburg

Früh starteten wir in den Tag, da Hamburg viel zu bieten hat und wir auch noch einiges sehen möchten. So standen wir pünktlich um 08:00 bei der Anmeldung des Stellplatzes, welche gestern Abend schon geschlossen hatte. Dort mussten wir unseren Stellplatz bezahlen und konnten auch gleich Tickets für das Hamburg Dungeon beziehen. Da die Tageskarte für den ÖV hier aber erst am 9 Uhr gilt, mussten wir danach noch ein kleines bisschen Warten, ehe wir loszogen.

Unser erstes Ziel war das Miniatur Wunderland. Melanies Schwester hat uns dieses empfohlen und ich konnte mich auch erinnern, bei dem Wissensmagazin Galileo einst einen Bericht darüber gesehen zu haben. Früh Morgens war hier noch nicht so viel los und wir konnten mit guter Sicht durch die Hallen ziehen. Das Wunderland ist grob gesagt eine Modelleisenbahnanlage. Einfach die grösste der Welt. Hier wurden die USA,Skandinavien, Hamburg,die Schweiz und viele andere Regionen in Kleinformat nachgebaut und mit vielen vielen Details versehen. Die Landschaften sind voller Menschen und man könnte alles Stunden betrachten und noch immer lustige Details finden. Im Wald werden Bäume gesägt (die dann auch tatsächlich umfallen), die Polizei untersucht den Fundort einer Wasserleiche, in der Stadt findet eine Demo für den Regenwald statt und ein verliebtes Paar hat sich in ein Sonnenblumenfeld zurückgezogen. Hier findet man wirklich alles. Besonders beeindruckt haben uns auch die Autos, welche hier selbständig durch die Gegend fahren. Der Autoverkehr findet selbständig statt und die Autos kurven überall in der Gegend herum. Teilweise werden auch spezielle Situationen ausgelöst. Zum Beispiel ein Verkehrsunfall. Schnell rast dann Polizei, Ambulanz und Feuerwehr mit Blaulicht und Martinshorn an den Schadenplatz. Und was wir noch gar nie gesehen haben: der Flugplatz. Ein Modell eines Flugplatzes, inklusive Flugzeugen. Die Flugzeuge fahren nicht nur auf dem Flughafengelände herum und docken an den Gateways an – nein sie starten auch und fliegen davon. Und andere landen. Eine geniale Sache, besonders auch wenn es Nacht wird über der Miniatur Welt (alle 24 Minuten) und die tausenden LEDs den Flughafen beleuchten.




Doch irgendwann ist man völlig übersättigt von all den Eindrücken und Details. Aus der geplanten Stunde wurden zudem schon über zwei und der Hunger machte sich langsam bemerkbar. Also ab ins Restaurant. Dort trafen wir doch tatsächlich noch auf jemand bekanntes. Eine Cacherin aus der lieben Heimat, reja89, sass uns gegenüber und konnten noch ein wenig quatschen und uns gegenseitig mit Tipps versorgen.

Schlag auf Schlag ging es weiter, denn das Dungeon wartete nur eine Haustüre weiter. Doch wie immer bei diesen bekannten Häusern, erhaschten wir trotz Ticket erst eine Startzeit eine Stunde später. So reservierten wir uns diesen Termin und machten uns eine Stunde noch auf Entdeckungstour. Wir trafen auf die Kirche St. Nikolai. Während andere Städte solch imposante Kirchen besitzen, steht hier praktisch nur noch ein schwarzer Turm. Ein Mahnmal. Die Kirche wurde im zweiten Weltkrieg durch Bomben und ein gelegtes Feuer zerstört. Heute erinnert nur noch der schwarze, löchrige Turm an das Bauwerk und mahnt, die Geschichte nicht zu vergessen.



Nun waren wir aber im Hamburg Dungeon. Falls jemand vor hat dort hin zu gehen sollte er diesen Abschnitt vielleicht überspringen. Ansonsten ist der Spass raus. Die Dungeons gibt es in vielen europäischen Städten und sind eine Art Horrorhaus. In Gruppen von maximal 20 Leuten wird man durch die Dunkelheit und diverse Räume getrieben, in welchen von Schaustellern die dunkelsten Geschichten der jeweiligen Stadt erzählt werden. Dabei wird das Publikum sehr in das Geschehen eingebunden. Es kann sein, dass man sich plötzlich vor der Gruppe, in einem Eisenkäfig eingesperrt, als Hexe angeklagt wiederfindet oder man vor Gericht für seine Sünden geradestehen muss. Wir wanderten also durch die dunkeln Gassen Hamburgs. Der Stadtbrand wütete und wir mussten flüchten, die Pest verseuchte die Stadt und wir hatten alle Angst angesteckt zu werden und natürlich versuchten wir dem Legendären Störtebeker zu helfen. Dabei schafften es die Macher immer wieder zu erschrecken und auch zu überraschen. So wurde in dieses bestehende Haus, welches als Teil der Speicherstadt unter Schutz steht, eine kleine Wildwasserbahn und ein Freifallturm gebaut. Nachdem wir aus der Justitsvollzugsanstalt Fuhlsbüttel (SanTaFu) ausgebrochen waren, sahen wir nach anderthalb Stunden wieder Tageslicht. Super gemacht auch dieses Dungeon. Detailreich wie immer und mit super Schauspielern. Im Gegensatz zu London verstanden wir hier auch alles und konnten deshalb auch oft schmunzeln.

So. Jetzt waren die zwei Dinge erledigt und schon ein grosser Teil des Tages durch. Nun musste noch was gehen. Wir starteten sofort zu den Landungsbrücken und stürzten uns dort gleich auf die Fähre in Richtung Finkenwerder. Die Dame am Stellplatz hat uns dies wärmstens empfohlen. Denn die Fähre fährt den gleichen Weg wie die touristischen Schiffstouren, ist aber im Tagesticket des ÖV (Gruppenticket für 2 bis 5 Personen kostet 12 Euro) inbegriffen. Und das hatten wir ja bereits. So liessen wir uns durch die imposante Hafenkulisse schippern und wir genossen es, Hamburg einmal vom Wasser aus zu sehen. Die steife Brise zog uns heftig um die Ohren und so setzten wir uns für den Rückweg dann in den Innenbereich der Fähre.



Zurück an Land besuchten wir den gleich an den Landungsbrücken gelegenen Elbtunnel. Dieser führt seit 1911 26 Meter tief unter der Elbe durch. Einst für den Fahrzeugverkehr gebaut, ist er heute nur noch für Fussgänger. Wir waren überrascht, dass keine Einfahrt zum Tunnel vorhanden war. Nur ein Schacht in die Tiefe. Dort befanden sich zwei Personentreppen, zwei Personenaufzüge und vier Fahrzeugaufzüge. Jedes Auto musste also einzeln per Aufzug nach unten gefahren werden, durchquerte den Elbtunnel und auf der anderen Seite ging es mit dem Aufzug wieder nach oben. Eine eher umständliche Sache. Aber durch die vielen Schiffe hier im Hafen war an eine Brückenüberquerung wohl nicht zu denken. 

Nun machten wir uns noch kurz auf den Weg in den Stadtpark „Planten un Blomen“, welcher uns zwar gefiel, jedoch jetzt auch nicht so wirklich aussergewöhnlich war. Wir machten uns über die berühmte Reeperbahn dann auf den Weg zur S-Bahn. Tagsüber will man hier gar nicht durch. Eine wirklich hässliche Gegend mit sehr viel Obdachlosen, Punks und Randständigen. Überall sieht man Kampfhunde, Bierflaschen und Leute welche ganz offensichtlich im Rausch auf der Strasse liegen. Da sind wir ja gespannt wie das Abends wird. 

Wir entschlossen uns, für einmal im Hard Rock Cafe unser Nachtessen einzunehmen. Schon oft auf unserer Reise hat uns eines angelacht. Doch heute nahmen wir den Lockruf an und genossen einen leckeren Burger mit Pommes. Da es danach schon dunkel war begaben wir uns erneut auf die Reeperbahn.

Dort angekommen waren wir erst überrascht. Die ganzen komischen Gestalten von vorhin waren verschwunden. Die wurden wohl von den Typen vertrieben, welche nun das Bild beherrschten. Grosse und breite Typen, in Schwarzen Jacken, mit Glatze und bösem Blick. Diese Typen scheinen Nachts in ihrer Funktion als Türsteher den Kiez zu kontrollieren. Wir machten uns also auf den Weg und spazierten die Reeperbahn hoch und runter, erkundeten Seitengassen. Es war ganz anders als wir es uns vorstellten. Hier findet sich eigentlich eher eine Ausgehmeile mit vielen Diskotheken, Shisha-Bars und Clubs. Von der „sündigen Meile“ merkt man hier nicht viel. Ein paar Table-Dance buhlen um die Gunst der Passanten und ein paar leicht bekleidete Damen stehen auf der Strasse und sprechen Männer an. Lediglich in der für Frauen gesperrten Herbertstrasse kommt ein wenig Rotlicht-Feeling auf. Dort sitzen die Damen hinter den Fenstern und winken einem zu. Wie in Amsterdam. Mit dem Unterschied, dass es sich in Amsterdam im ganzen Viertel so abspielt und hier gerade einmal auf 100 Metern.



So hatten wir uns bald sattgesehen an den vielen Leuten hier, die vor allem auf Party und Saufen aus waren, und machten uns auf den Weg zurück zum Womo. Nach 14 Stunden Städtetrip waren wir wieder in unseren vier Wänden und schliefen ziemlich schnell ein.

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