Sonntag, 6. Mai 2018

Antwerpen und der Abschied von Belgien

Die ganze Nacht standen wir alleine auf dem Parkplatz am Fussballplatz. Ein gelungener Ausgleich zum Trubel der Hauptstadt. So war es auch kein Wunder, verbrachten wir eine wundervolle Nacht und waren heute fit für eine weitere Stadtbesichtigung.

Ehe es aber nach Antwerpen ging, machten wir noch einen Halt bei einer Cacherunde in der Nähe des Stellplatzes. Die Runde bestand aus 10 Tradis und einem Bonuscache. Jeder einzelne Tradi war mit über 400 Favoritenpunkten prämiert (Für Muggel: eine Art „Likes“). Wir wanderten durch einen schönen Wald, was bei den heutigen Temperaturen auch nicht zu verachten war. Leider lag auf unserem Weg auch ein Sumpfgebiet, in welchem die Mücken in Heerscharen über uns herfielen. So mussten wir trotzdem den Pullover anziehen und sogar dessen Kapuze noch tief in das Gesicht ziehen. Die Caches waren alle sehr abwechslungsreich und spannend. Doch anstelle der veranschlagten 4 bis 5 Stunden, waren wir nach 2,5 Stunden bereits wieder beim Womo, welches wir bei Aldi geparkt hatten. Doch wir waren froh um den frühen Finish – denn nun ging es weiter nach Antwerpen.


Nach kurzer Fahrt bogen wir in den Park&Ride Antwerpen ein. Und siehe da: der erste Park&Ride passte. Keine Suche nach einem Ersatzparkplatz und nichts. Wieso nicht immer so. Wir bezahlten die 6 Euro für den Transfer in die Innenstadt und fuhren direkt zum Hauptbahnhof. Schon als wir dort aus dem Untergrund hochstiegen, waren wir komplett erstaunt. Der Bahnhof ist ein sehr eindrückliches und riesiges Gebäude. In der Haupthalle fühlt man sich ein wenig wie bei Harry Potter in Hogwarts. Doch es erstaunte auch, dass an einem Sonntag hier so viel los ist. Das erklärte sich aber ein paar Meter weiter. In Antwerpen scheint man keine Wochentage zu kennen – jeder Laden ist geöffnet und das nicht, weil Sonntagsverkauf wäre. An den Eingängen der Ladengeschäfte prangen die Öffnungszeiten: 09:00 – 20:00. Fertig. Auch auf einer Baustelle in der Nähe des Bahnhofes wurde normal gearbeitet. Wir mussten einige Male überlegen, ob wir uns nicht doch im Wochentag geirrt haben.

Nachdem am Bahnhof die Schmuckläden dominieren (Antwerpen ist der Hauptumschlagplatz von Diamanten seit 1412), lockten im weiteren Verlauf der Altstadt die Kleiderboutiquen. Jede Marke, jede Kette, welche wir kennen, besitzt hier ein Geschäft. Man findet wirklich alles. Von High-Class bis Billigkette – alles ist dabei. Auf der etwa ein Kilometer langen Einkaufsstrasse besitzt alleine McDonalds 5 Filialen. Und da auch am Sonntag alles geöffnet hat – Menschen wohin das Auge blickt. Die Menschen scheinen jedoch nur Augen für die neusten Sommertrends zu haben. Es fällt einem schwer in der Masse einmal stehen zu bleiben um ein Foto einer tollen Fassade oder eines Kunstwerkes zu schiessen. Doch wir besichtigten die Altstadt ohne ein Geschäft zu betreten. Naja – bis wir die erste Person mit der beige-braunen Einkaufstüte mit dem hellblauen Aufdruck entdeckten. PRIMARK stand in grossen Lettern. Aus Budgetgründen entschlossen wir uns ja gegen das Shoppen. Doch Primark ist so günstig, dass jedes Cola den Geldbeutel mehr belastet als ein neues Shirt. Also betraten wir den Käfig. Schon nach wenigen Metern fühlten wir uns,als wären wir in der dritten Reihe eines Justin Bieber oder Robbie Williams Konzerts. Dicht an Dicht kämpfen und schubsen sich die Menschen hier durch die Gänge. Primark eben. Nach einem Besuch auf dem (sehr sauberen) WC suchten wir wieder das Weite. Wir erkundeten weiter die Stadt, ehe wir uns wieder mit dem U-Tram (das Tram fährt hier auch mal unter dem Grund) zum Womo machten. Wiederum eine tolle und interessante Stadt. Strassencaffees laden zum verweilen ein und wer einmal so richtig seine Visa ans Limit bringen will ist hier sicherlich auch bestens aufgehoben. Allemal eine Reise wert.







Nun verliessen wir Belgien in Richtung Norden. Wir haben in diesem Land zwei tolle Städte gesehen, tolle Landschaften, gute Küche gekostet und auf schönen Stellplätzen geschlafen. So kann man auch über den chaotischen Verkehr und die ein wenig mürrischen Leute hinwegsehen und das Land durchaus als sehr besuchenswert einstufen.

Wir verliessen Antwerpen also in Richtung Norden. Nachdem man durch das riesige Hafengebiet mit all seiner Industrie gefahren ist, landet man dann unweigerlich in Holland. Mit dem Schild „Nederland“ ändert sich auch schlagartig die Landschaft – oder es fiel uns erst nach dem Schild auf. So weit man blicken kann: alles flach. Und wirklich flach. So flach wie die Allmend in Frauenfeld. Ohne Zielhang! Die einzigen Sichteinschränkungen sind Wälder. Wären die nicht, man hätte das Gefühl man könnte bis nach Dänemark hoch sehen. Doch schon noch wenigen Kilometern in Holland nahm unsere heutige Tour ihr geplantes Ende. In Bergen op Zoom befindet sich unser angepeilter Stellplatz. Direkt am Wasser. Mit Sandstrand! Die Womo-Plätze waren alle belegt. Doch als wir den Sandstrand entdeckten, gab es kein Halten mehr. Wir parkten seitlich an der Strasse, zogen Bikini und Badehose an, zerrten die Campingstühle aus dem Womo, packten die Sonnencreme und das Tolino ein und rannten zum Strand. Die Sonne brannte auch um diese Zeit noch erbarmungslos vom Himmel und das Thermometer zeigte beinahe 30° im Schatten. Damit haben wir nicht gerechnet und Zuhause den Schirm aus dem Womo verbannt. Das rächte sich ein wenig, indem wir nach einer knappen Stunde wieder vom Strand ins Womo wechseln mussten. Doch diese Stunde am Strand, mit der Sonne im Gesicht und den Füssen im Sand, fühlte sich schon beinahe wie ein Strandurlaub an.


Die Womo-Plätze waren auch nach unserer Rückkehr noch immer besetzt. Vor den Mobilen sassen sie in ihren Stühlen – Rentner. Die haben Zeit und werden heute sicherlich nicht mehr weiterfahren, nur weil Sonntag ist. Ein weiteres Womo stand auch schon an der Strasse und hatte die Satellitenschüssel schon ausgefahren – der bleibt wohl auch die Nacht so stehen. Könnte man sicherlich ohne Probleme. Doch mir passte der Platz so überhaupt nicht. Die als klein angesehene Strasse ist durch einen McDonalds, ein Cafe und diverse Freizeitangebote auf eine Hauptstrasse angeschwollen. Alle 30 Sekunden wankt das Wohnmobil im Fahrtwind der vorbeifahrenden Autos. So setzte ich mich durch und wir peilten einen anderen Stellplatz an. Doch schon nach zwei Minuten endete unsere Fahrt an einem Kiesplatz mit einer fantastischen Sicht auf das Hinterland. Hier stehen wir um einiges ruhiger. Melanie kocht uns etwas leckeres, während ich hier den Blog schreibe. Was wir morgen machen, wissen wir selbst noch nicht. Eventuell fahren wir zum Strand und machen einen Strandtag.

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