Nach einem Abend, den wir mit
Kartenspielen und Quatschen verbrachten, sowie einer ruhigen und
angenehmen Nacht, kamen wir heute nicht so richtig aus dem Bett. Aber
ist ja auch Sonntag heute und da darf man auch mal liegen bleiben.
Nach einem leckeren Frühstück machten wir uns Gedanken, wo unser
Weg uns heute hin führt. Pendenzen gab es heute keine und auch keine
fix vorgegebene Route.
Wir starteten also erstmals mit einem
Spaziergang vom Womo aus. Wie wir feststellten, parkten wir gleich 4
Meter neben einem EarthCache für welchen aber noch ein interessanter
Ort in der Nähe besucht werden musste. Danach stiegen wir ins Womo
und machten uns in allgemeiner Richtung Norden davon, mieden
Autobahnen und fuhren alles der Küste entlang.
Der Küste entlang fahren klingt immer
so toll. Man stellt sich die Bilder aus dem Fernsehen vor. Ein Paar
fährt mit der Vespa, Fahrtwind in den Haaren, die Sonne scheint und
lässt das Meer glitzern. So ist das hier in Holland aber nicht. Da
man sich hier praktisch immer unter Normalnull (Meereshöhe)
befindet, schützt ein Deich, oder manchmal auch mehrere
hintereinander, das Land vor dem Meer. Man fährt also immer nur etwa
200 Meter vom Meer entfernt, doch ein hoher Damm versperrt einem die
Sicht. Das Meer sieht man nie. Nur eine Wiese im 45° Winkel, welche
von Schafen bewohnt und gepflegt wird. Hält man einmal an und
besteigt den Damm, hat man drei Möglichkeiten, was einem erwartet.
- Eine Ebene und 100 Meter weiter vorne nochmals einen Deich (meistens noch höher)
- Wattenmeer
- Meer
Heute erlebten wir jede dieser
Optionen. Doch den Deich verlassen haben wir in keinem der drei
Fälle. Auch ein Cache, welcher uns ins Wattenmeer locken wollte,
schaffte dies nicht. Heute wollten wir uns noch nicht so einsauen.
Die Wanderung ins Watt kommt schon bald – aber heute war es eben
noch nicht soweit.
Wir besuchten auch einen Virtual-Cache
in einem Vogelbeobachtungsgebiet. Eine schöne Wanderung durch eine
Art Sumpfgebiet, welche uns wieder an einen Aussichtsturm führte.
Der Turm war etwa einen halben Meter hoch und stand auf einem Hügel,
welcher nochmals etwa einen Meter ausmachte. 1,5 Meter und eine
grandiose Weitsicht. Unglaublich.
Und so tuckerten wir heute vor allem
ein wenig durch die Gegend. Stoppten mal hier und mal da, schossen
Fotos und genossen die Umgebung. Am anvisierten Tagesziel kamen wir
dann schon kurz nach 15 Uhr an. Vielleicht kann man hier ja gemütlich
draussen sitzen oder so. Der Stellplatz direkt am Meer sah auf alle
Fälle danach aus. Doch leider wurde der Stellplatz aufgrund einer
Baustelle verschoben – auf einen nicht so einladenden
Kiesparkplatz. Zwischen Baumaschinen und Kieshügeln standen hier die
Womos, von hohen Zäunen umzingelt. Das gefiel uns so nicht und wir
machten uns auf die Suche nach einem Ersatz. Wir beschlossen
kurzerhand Holland bereits heute zu verlassen und schon heute nach
Deutschland weiterzuziehen.
So verlassen wir mit Holland ein Land,
welches uns total überrascht hat. Wir hatten keine grossen
Erwartungen an dieses Land. Doch von den bisher bereisten Ländern
vermochte es uns am besten zu gefallen. Die Landschaft zwar komplett
flach und von der Flora her mit der Schweiz vergleichbar, bietet es
trotzdem viel zu sehen. Die Dörfer sind wunderschön. Die Häuser
alle von passender, typisch holländischer Architektur, von welcher
man nicht bemerkt, ob das Haus aus den 60er-Jahren ist oder erst
letztes Jahr fertiggestellt wurde. Überall fliesst Wasser. Um die
Häuser, auf den Feldern, in den Städten. Ebenfalls fliesst überall
der Fahrradverkehr. Die Holländer sind ein Fahrrad-Volk und fahren
am liebsten Rad. Jede Strasse besitzt einen Radstreifen – ja sogar
IM Kreisel sind Radstreifen zur Sicherheit der Zweiradfahrer
vorhanden. Und praktisch überall ist das Fahrrad auch
vortrittsberechtigt. Als Schweizer Autofahrer eine kleine
Herausforderung doch für die Förderung des motorlosen Verkehrs ein
Gewinn. Auch die sehr netten Menschen hier in Holland haben bei uns
einen bleibenden Eindruck hinterlassen und so können wir wirklich
fast nur positiv über Holland berichten.
Als nächstes fuhren wir also wieder
nach Deutschland. Das nächste Ziel heisst Rechtsupweg und wartet
wieder mit einem gratis Stellplatz auf. Wir wussten, dass wir kurz
vor 17 Uhr dort sein sollten und der Stellplatz schön im Grünen
liegt. Bei den Temperaturen von bis zu 27°C wollten wir dort noch
ein wenig an der Sonne sitzen und es uns gut gehen lassen. Wollten
wir... Bis etwa 2 Kilometer vor dem Stellplatz die Welt über uns
zusammenbrach. Wir fuhren in ein heftiges Gewitter, welches uns die
Sicht nahm und die Temperatur um 10°C abstürzen liess.
Die Gelegenheit nutzten wir doch gleich
aus. Wir haben zum heutigen Muttertag noch beide unsere Mütter
angerufen und da es hier für einen Euro 2kWh Strom gibt, werden wir
wohl auch noch Strom anzapfen und damit das Womo putzen, saugen und
alle Geräte laden. Ich persönlich freue mich schon aufs Nachtessen,
welches wohl auch bald an der Reihe sein wird. Melanie meinte heute
um 13 Uhr, dass wir ja erst gefrühstückt hätten und es kein
Mittagessen gibt, da es ja 18 Uhr Nachtessen gibt. Einen Apfel zum
„Zvieri“ war alles. Okay, ich hab den Tag dann doch mit ein paar
Waffeln, Schokokeksen und Toblerone überbrückt – aber jetzt hab
ich eben trotzdem hunger.
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