Dienstag, 29. Mai 2018

Jönköping und der Göta-Kanal

Gestern Abend war doch noch ordentlich was los. Nachdem der Regen vorbeigezogen war, machten wir uns nämlich noch auf den Spielplatz. Wir überwanden den Hindernisparcours, tobten uns auf dem Trampolin aus und wagten uns sogar auf die Todesrutsche von ganz oben vom Turm. Ein wenig Bammel hatten wir schon. Die war echt steil. Sehr steil. Ich rutschte zuerst und durfte als Erster Bekanntschaft mit der Auslaufstrecke der Rutsche machen. Diese bestand aus einer Edelstahlwanne, gefüllt mit Wasser und einem Grund aus Sand. Meine Hosen sind also am Tag 1 nach der Waschmaschine schon wieder völlig verdreckt. Aber ja. Wie ich zu sagen pflege: „Huere schlimm wäg ei mol“. Melanie versaute sich ihre Hose immerhin genauso und wir machten uns lachend auf den Weg ins Womo. Nachdem sich Melanie einmal quer durch das Sortiment unseres Zuhauses gegessen hatte (nach dem Nachtessen wohlgemerkt), fanden wir doch noch den Weg ins Bett und in eine erholsame Nacht. 

Heute früh war dann schnell klar, dass es bei Zeiten los gehen sollte. Die Sonne schien schon um acht Uhr aufs Womo und heizte uns allmählich ein. Heute stand ausnahmsweise die Fahrstrecke am Anfang der Etappe und wir machten uns auf den Weg zu unserem ersten Halt. 

Nach etwas mehr als anderthalb Stunden erreichten wir diesen und fanden uns in der Stadt Jönköping wieder. Hier wollten wir eine kleine Tour unternehmen. Ein paar Caches schienen hier eine tolle Runde zu ergeben, bei welcher wir die Stadt zu sehen bekommen. Der erste Halt war ein Cache etwa 13 Minuten vom Wohnmobil entfernt, bei welchem wir bemerkten, dass kein Schreibgerät die Reise mit uns angetreten hat. Für Muggels: im Cache hat es jeweils ein „Gästebuch“ (bei uns heisst das Logbuch) in welchem man sich eintragen MUSS. Stift muss man meist selbst mitbringen. Das nahe Hallenbad beschenkte uns dann aber mit einem Bleistift, welcher uns fortan gute Dienste leistete. 

Nun konnte es aber so richtig losgehen. Der wirklich erste Halt war das Stadion von HV71. Dem Eishockeyclub aus Jönköping, welcher in der Eliteserie in Schweden spielt. Der EHC Kloten hatte schon einige Testspiele gegen ebendiesen HV71 in den Saisonvorbereitungen der letzten Jahre. Ich meinte, dass der EHC auch in der Champions-League schon auf dieses Team gestossen ist (ja es gab Zeiten in denen der EHC Kloten in der Champions-League dabei war). Danach ging es weiter an den Vätternsee. Hier im Osten der Stadt liegt dieser am Fusse einer ungefähr 10 Meter hohen Klippe, auf welcher wir nun standen. Hier bröckelt das Land unaufhaltsam in den zweitgrössten See Schwedens. Als wir der Klippe entlang fuhren trafen wir auch auf eine Baustelle, welche dazu dient, die Wege wieder weiter ins Land zu versetzen. 



Nun war es aber langsam Zeit für die Stadt. Wir waren angezogen und eingestellt für einen Städtetrip und waren bisher nur im Wald, auf Wiesen und an Klippen. Doch nach einem weiteren kleinen Wald wurde es langsam immer urbaner. Bäume wichen den Häusern, Kieswege waren bald geteert und zu Strassen geworden und nachdem einige Meter an Höhe verloren wurden, fanden wir uns am Stadtstrand wieder. Dieser wundervolle Sandstrand erstreckt sich über Kilometer und bildet den nördlichen Stadtrand von Jönköping. Ein wunderschönes Erholungs- und Aktivgebiet, welches sehr gepflegt zum Verweilen einlädt. Doch für uns ging es weiter in die schöne Altstadt. Hier reihen sich die typisch europäischen Verkaufsläden aneinander, welche auch in Jönköping die Altstadthäuser ausfüllen. So waren wir nach knapp zwei Stunden wieder am Womo. Für ein Staunen sorgte noch ein ebenfalls auf diesem Parkplatz abgestelltes Wohnmobil aus dem Kanton Aargau. Also nochmals jemand, der sich auf dem Weg durch den Norden befindet. 





Nach einer erneuten Stunde auf der Autobahn waren wir gegen Mittag an Ziel Nummer zwei angelangt. Dem Göta-Kanal. Der Kanal führt über 190 Kilometer, 58 Schleusen und 50 Brücken von der Ostsee zum Vänern (ein See im Südwesten Schwedens). Hier in Borensberg beschlossen wir eine Tour genau diesem Kanal entlang zu machen. Ebenfalls hier in diesem Dorf steht das berühmte Göta Hotel, weswegen hier der Kanal wohl den meisten Besuch erhält. Nachdem wir ein paar Fotos des tollen Hotels schossen, schwangen wir uns aufs Rad und machten uns auf den Weg dem Kanal entlang. Immer wieder mal gab es einen Stopp für einen Geocache (für Cacher: ein Powertrail mit 60 Dosen; Muggels müssen das jetzt nicht verstehen). Der Kanal war hier wirklich so wunderschön. Es handelt sich in diesem Abschnitt um keinen künstlich wirkenden Kanal. Er liegt perfekt in der Landschaft eingebettet und durch fehlende Strömung oder Gezeiten fährt man auch wirklich nah am Wasser und nicht auf einem Damm. Nachmittags erwies sich dann heute doch nicht für die ideale Tageszeit für so eine Tour. Die Sonne knallte vom Himmel und auch hier im Norden wurden so fast 30°C erreicht. Niemals hätten wir mit solchen Temperaturen hier oben in Schweden gerechnet.







So waren wir auch schweissgebadet und total aufgeheizt, als wir nach 32 Kilometern mit dem Fahrrad wieder am Wohnmobil ankamen. Auch dieses hatte sich aufgeheizt und es fühlte sich im Innern an wie sonst nur im Sommerurlaub in Süditalien. Wir schmissen uns in die Badekleider, packten die Tücher auf den Gepäckträger und machten uns auf den Weg an den See. Dieser lag nur einige hundert Meter entfernt und bot neben einem Sandstrand auch eine wundervolle Liegewiese. Mittlerweile war schon nach 19 Uhr und so waren viele Einheimische hier um den Feierabend am See zu geniessen. Wir freuten uns sehr es den Einheimischen gleich zu tun und einfach so in den See zu springen. Doch man merkte uns den Tourist wohl an – während alle Schweden ins erfrischende Nass sprangen und in diesem herumtollten, standen wir noch immer bis zu den Knien im Wasser am Strand. Meine Güte sind die Seen hier kalt. Das war jetzt genau so wie wir es erwarteten. Aber da half jetzt alles nichts und so sind wir rein ins kalte Nass. Und wie immer: war man erst einmal drin, war alles kein Problem. So kühlten wir uns ab, liessen uns an der Sonne trocknen und machten uns danach auf den Weg zum Womo. 



Melanie fuhr uns noch etwa eine halbe Stunde weiter an den Stadtrand von Linköping, wo wir nun auf dem Parkplatz des Flygvapenmuseum stehen. Wir haben hier gegrillt, gegessen und einen gemütlichen Abend verbracht.

Jetzt wo ich diese Zeilen schreibe ist es 21:49 Uhr und die Sonne ist gerade eben untergegangen. Es ist noch reichlich hell hier und erst so langsam taucht der Mond im Osten am Himmel auf.

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