Samstag, 6. Oktober 2018

Zurück Zuhause

Früh klingelte heute der Wecker. Denn neben der Heimfahrt, wartete ein kleines Marathonprogramm auf uns. Doch zuerst stärkten wir uns für dieses Programm mit einem herzhaften Frühstück. Die Stimmung war schon ein wenig gedrückt und im Womo war es ruhiger als auch schon. Vor ein paar Wochen noch, freute ich mich irgendwie auf Zuhause. Doch nun, wo der Moment so kurz davor stand, war von dieser Freude nichts mehr zu spüren. Doch ob wir wollten oder nicht: wir mussten losfahren. Schon nach kurzer Fahrt überquerten wir die Grenze und waren somit wieder in der Schweiz angekommen.

Wir überquerten diese Grenze gleich bei Lustenau und so folgten wir nun der Autobahn in Richtung St. Gallen. Unsere typische Heimfahrt-Autobahn wenn wir aus dem Urlaub im Süden kommen. Und das tragische: fährt man diese Autobahn nach Hause merkt man vom Gefühl her nicht, ob man nun 2 Wochen oder 6 Monate im Urlaub war. Es fühlt sich einfach genau gleich an. Wir waren nun also maximal deprimiert und hofften schwer, dass sich dies im Laufe des Tages noch ändern würde.

Und es änderte sich. Pünktlich gegen 09:30 Uhr fuhren wir im Nachbardorf Stettfurt ein und parkten unser Womo vor Thomas und Iris Haus. Die Beiden begrüssten uns überschwänglich und wir freuten uns sehr sie zu sehen. Nach einem halben Jahr. Doch auch hier: trifft man sich dann mit den Leuten und quatscht, hat man nicht das Gefühl ein halbes Jahr weg gewesen zu sein. Wir sassen doch gerade eben noch zusammen. Aber anhand der vielen Gesprächsthemen merkte man es dann eben doch und wir quatschten und quatschten. Bei uns gab es Urlaub, bei ihnen den Frauenfelder Geocaching Megaevent und so hatten wir natürlich viel zu wenig Zeit. Doch es ging uns in erster Linie auch darum Hallo zu sagen. Hallo zu den beiden Freunden, welche uns vor Jahren den Floh einer solchen Reise überhaupt ins Ohr gesetzt hatten. Sie waren es aber auch, die uns seither immer unterstützt hatten und uns mit Rat und Tat zur Seite standen. Ein riesiges Danke auch auf diesem Wege an die Beiden.

Nun ging es aber weiter nach Frauenfeld. Noch nicht nach Hause nein. Aber wir durften uns von der nächsten, uns sehr wichtigen, Person begrüssen lassen. Wir parkten unser Womo beim Schlossberg Ärztezentrum und begaben uns über den Bahnhofplatz zum Einkaufszentrum Passage. Dort wartete auch schon meine Mutter auf uns und wir durften uns endlich einmal wieder in den Arm nehmen. Eine lange Zeit mit vielen Ereignissen lag zwischen der letzten Umarmung und dieser und so war auch hier viel Gesprächsstoff vorhanden. Meine Mutter als wohl eifrigste Blogleserin, wusste natürlich genau wann wir was wo gemacht hatten und so konnten wir uns auf einzelne spannende Geschichten konzentrieren. Ja man darf es auch über dreissigjährig noch zugeben, dass es einfach schön ist nach einer so langen Zeit seine Mutter in den Arm zu nehmen und mit ihr Mittag essen zu gehen. Ein Stück Heimat. Ein Heimkehren.

Weiter ging es danach schon zu unserem dritten Besuch des Tages. Dieser führte uns nach Ossingen zu den Eltern von Melanie. Dort wurden wir von einem schönen Schild an der Türe und mit offenen Armen begrüsst. Das Wetter war wundervoll und die Sonne war doch noch genügend warm, dass wir uns mit einem Sauser draussen in den Garten setzen konnten. Auch eine von Melanies Schwestern kam noch vorbei und so war auch bei unserem letzten Besuch des Tages immer ein Thema vorhanden. Auch hier war es schön, so begrüsst zu werden und durch die drei Besuche am heutigen Tage freuten wir uns definitiv, wieder Zuhause zu sein. Bei unseren Familien und bei unseren Liebsten.

Wir waren eigentlich noch relativ im Zeitplan und hatten nur die einkalkulierte halbe Stunde Verspätung, als wir Zuhause vorfuhren. Dies führte trotzdem dazu, dass unser Freund Dodo zeitgleich vor unser Haus fuhr. Er war hier um uns ebenfalls zu begrüssen und mit uns den restlichen Tag zu verbringen. Wir hatten nun also nur knapp 30 Minuten Zeit, ehe wir unser Häuschen wieder verlassen mussten. Wir holten also schnell den Schlüssel bei der Nachbarin rechts, grüssten auch noch kurz die Nachbarin links und von den Nachbarn der anderen Zaunseite durften wir sogar noch ein wundervolles Präsent vor der Haustüre vorfinden. Sie begrüssten uns mit einer leckeren Thurgauer Mosttorte, welche gut über die zerplatzten Träume im Cafe Sacher in Wien hinweghelfen wird.

Wie erwähnt hatten wir nicht lange Zeit in unserem Daheim. Wir konnten uns gerade noch knapp über die riesigen Räume in unserem Haus freuen (es ist eigentlich ein recht kleines Haus) und uns mit den Fanartikeln ausstatten, ehe es mit dem Auto in Richtung Kloten ging. Ganz zu Beginn unseres Urlaubs sind die ja in die Nationalliga B abgestiegen und so spielen wir nun Samstags schon um 17:45 Uhr. Nach einer kurzweiligen Fahrt mit Stau und viel Geplaudere erreichten wir Kloten und durften dort viele unserer Freunde treffen, welche jeweils auch die Spiele besuchen. Das Spiel war dann wirklich ein super Spiel. Seit Jahren durften wir nicht mehr so ein attraktives Spiel in der Swiss Arena betrachten. Die über 4'800 Zuschauer bekamen also etwas geboten. Auch die Stimmung war super. Der EHC Kloten hat für die Nati B-Saison sogar 350 Saisonkarten mehr verkauft als noch in der letzten Nati A-Saison. Unglaublich. Nachdem der EHC die ersten Spiele alle gewinnen konnten, zogen wir heute gegen den SC Langenthal aber den Kürzeren und unterlagen mit 4:5. Dies tat der tollen Stimmung jedoch keinen Abbruch und wir zogen weiter.

Es war ja noch früh und so blieb Zeit um uns mit den Freunden auf den einen oder anderen Drink im SNUS zu treffen – der Stammbar unserer Freunde. Auch Nathi, Melanies zweite Schwester, und ihr Freund stiessen noch dazu und so war die Clique komplett. Diese überraschte uns dann auch mit einem wundervollen Geschenk. Ein Spiel-Shirt der aktuellen Saison mit sämtlichen Unterschriften der Spieler und sämtlichen Unterschriften unserer Freunde. Darüber freuten wir uns wirklich sehr und auch darüber wieder hier zu sein. Der Abend wurde dann ein langer und feuchter, ehe wir uns todmüde zum ersten Mal seit Monaten in unser heimisches Bett legten.

Freitag, 5. Oktober 2018

Kaum zu glauben aber wahr: der letzte Reisetag

Die Nacht mitten im Dorf war perfekt und ruhig. Auch der Morgen startete perfekt, da sich am Parkplatz gleich noch ein Supermarkt befand. Melanie konnte so nur schnell vor die Türe und holte uns frische, noch warme, Brötchen. So wurde das zweitletzte Frühstück zum Highlight und versprach einen guten Start in den Tag.

Diesen brauchten wir auch. Denn wie schon gestern, wartete heute eine Wanderung auf uns. Die Heutige sollte jedoch nicht mehr ganz so lange sein, da wir ja noch viele Kilometer mit dem Womo hinter uns bringen wollten. Aber für ein paar Caches sollte es dann doch noch reichen.

Den Start der Runde in Oberalm erreichten wir nach einer knappen Viertelstunde und konnten sogar noch einen Schattenparkplatz ergattern. Die Sonne schien nämlich schon seit früh morgens vom Himmel und keine Wolke stellte sich ihr in den Weg. Perfekte Bedingungen für so einen letzten Tag. Die Regenjacken konnten sich so einen freien Tag gönnen und der Rucksack war nicht ganz so schwer, als wir auf die Runde starteten. Die heutige Runde führte erst über eine Teerstrasse bergan, ehe wir in den wirklich schönen Wald stachen. Diesen verliessen wir für die ganze Runde praktisch nicht. Das war schade in Punkto Aussicht, jedoch angenehm in Sachen Temperaturen. Die Bäume begannen schon langsam ihr Kleid zu wechseln und das Grün wurde immer wieder durch rote und goldene Töne durchbrochen. Der Weg war angenehm und der Wald wirklich menschenleer. Nur zwei Rehen begegneten wir, welche wir einmal aus ihrem Schlaf schreckten. Ansonsten Natur pur. Die Caches waren teils wirklich gut gemacht und wir hatten auch an Tag 153 noch interessante Gesprächsthemen. So verging die Wanderung leider viel zu schnell und wir standen wieder am Womo. Irgendwie waren wir traurig. Denn das wars nun. Die letzte Aktivität des Urlaubs – vom Fahren natürlich abgesehen. Aber diese schöne Fahrt quer durch Österreich stand uns ja noch bevor und darauf freuten wir uns nun. 







Zuerst ging es aber nach Deutschland. Wie schon bei unserer letzten Fahrt durch dieses Gebiet, standen auch heute die Deutschen am Zoll und kontrollierten Autos. Offene Grenze ist zwischen Deutschland und Österreich nicht der Fall. So standen wir natürlich im Stau, den wir zudem noch zwischen den LKWs verbringen mussten, da am deutschen Zoll sämtliche Fahrzeuge über 2,8 Tonnen nur rechts fahren dürfen. Keine Ahnung wie die auf diese Zahl kommen. Einmal in Deutschland lief der Verkehr wieder gut und auch zurück in Österreich lief alles wie am Schnürchen. Wir passierten all die uns sehr bekannten Punkte wie Kufstein, Innsbruck oder die Abzweigung ins Zillertal. Langsam erreichte uns das Gefühl des Heimkehrens. Auch der Verkehr erinnerte wieder an heimische Verhältnisse. Da war uns der Fahrstil im Osten doch viel lieber. Zügig, flüssig mit Respekt. Hier wieder eher kriechen, Stau und jeder denkt nur an sich. In der Gegenrichtung konnten wir drei wirklich schlimme Unfallstellen betrachten. So viele sahen wir in ganz Polen nicht. Doch der Verkehr war auch beträchtlich. Es war mittlerweile gegen 19 Uhr und wir bemerkten klar, dass in der Schweiz wohl der Herbsturlaub begonnen hatte. Fast jedes Auto trug Schweizer Kennzeichen. Wir mögen den Landsmännern den Urlaub ja eigentlich gönnen, waren aber schon ein klein wenig neidisch.

Wir durchquerten den Arlberg-Tunnel, welcher seit der letzten Durchfahrt von uns schon wieder einen Euro aufgeschlagen hatte (nun 10 Euro) und konnten kurz danach schon die ersten Schilder mit dem grossen Aufdruck „CH“ entdecken. Doch wir waren mental noch nicht soweit, unser Heimatland betreten zu können. So fuhren wir bis nach Lustenau und machten uns dort auf einem super schönen Parkplatz breit. Ein perfekter Wochenendstellplatz – die Zufahrt ist von 23:00 Uhr bis 06:00 Uhr gesperrt. So werden wir hier sicherlich eine ruhige letzte Nacht verbringen. Als letztes Mahl kochte uns Melanie ein leckeres Chili Con Carne mit Reis und auch für ein Bierchen reichte es noch. Ein letztes Mal heizten wir danach den Boiler ein und duschten. Möchten wir doch morgen frisch sein für unsere kleine Welcome back Tournee, welche unsere Familie und wichtigsten Freunde umfasst. Auf diese freuen wir uns natürlich. Und auch noch auf vieles anderes. Trotzdem erlauben wir es uns, heute neben dem lachenden auch mit einem weinenden Auge einzuschlafen.

Donnerstag, 4. Oktober 2018

Wandertag in Österreich

Warm war es unter der Decke heute früh. Kalt war es ausserhalb. So dauerte es ein wenig, ehe wir die Wärme verliessen und uns startklar für den Tag machten. Die Wanderung entlang dem Wiener Wasserweg stand ja an und während Melanie die Brötchen schmierte, beschäftigte ich mich mit der Wanderung. Doch irgendwie wollte es einfach nicht werden. Es war keine Rundwanderung sondern eine Strecke und einen öffentlichen Verkehr vom Ziel zurück an den Start schien es im Oktober keinen mehr zu geben. Denselben Weg zurück wie schon hin? Das finden wir dann meist nicht so spannend. Also wurde umdisponiert und wir entschlossen uns, in der Nähe eine Geocaching-Runde zu absolvieren, welche eine gute Länge zu haben schien und auf einen schönen Berg/Hügel führte.

Gesagt getan fuhren wir zum Parkplatz in Ternitz. Unterwegs mussten wir jedoch noch einen Halt bei McDonalds einlegen. Nein nicht um zu frühstücken – da wir Österreich eigentlich nicht auf dem Plan hatten, hatten wir auch keine Karte des Landes auf unserem Navi oder PC. Und McDonalds ist eben international DER Garant für kostenloses WLAN ohne Anmeldung, Passwörter und Beschränkungen. Leider war das WLAN ein wenig langsam und wir luden die 400MB schlussendlich doch mit meinem Handy herunter. Diesen Monat nutze ich das Abo nur noch die paar Tage und kann somit bis dort meine 10GB an Auslands-Daten verballern.

Mit Karte, mit Brötchen, mit Wasser, mit neuen Wanderschuhen und mit Kugelschreiber standen wir bald am Start und begaben uns auf die Wanderung. Diese gestaltete sich schon von Beginn weg interessant. Nach einem kurzen Waldabschnitt führte uns der Weg an ein wundervolles Sonnenblumenfeld, welches leider schon vertrocknet war. Weiter ging es zum Platz der 11 Leichen. Klingt makaber – ist es auch. Hier wurden im 1899 elf Leichen gefunden von welchen zu diesem Zeitpunkt niemand die Todesursache oder Identität bestimmen konnte. So wurden sie im Dorf beigesetzt und hier am Dorfrand ein Erinnerungsstein für sie aufgestellt. Danach zog der Weg an. Immer weiter führte uns die NaturParkRunde des Naturparks Sierningtal-Flatzer nach oben. Ziel war der höchste Punkt des Parks, der 898 M.ü.A (Meter über Adria? – diese Österreicher) hohe Gösing. Unterwegs trafen wir noch auf einen sehr speziellen Baum. Bei der als Naturmonument geschützten Fleischesserföhre setzten wir uns zur Rast. Natürlich verspeisten wir auch gleich unsere Brote und zogen gestärkt weiter zum Gipfel. Doch noch ein kleiner Abstecher bremste uns aus. Ein kleiner Multi führte uns zum Neunkirchner Naturfreundehaus, welches sich momentan aber gerade im Umbau befand. Ein kleiner T5-Cache lockte uns danach noch auf einen Klettersteig, in welchen wir von oben her etwa 30 Meter einstiegen. Ohne Ausrüstung – nicht zur Nachahmung empfohlen. Wohlbehalten ging es danach nur noch auf Wanderwegen zum Gipfel. 






Der Gipfel selbst war nicht spektakulär. Man wähnte sich oben auf einem Hügel und mit dem vielen Wald um den höchsten Punkt herum, hatte man nicht einmal eine Aussicht. Doch dies änderte sich beim Abstieg. Immer und immer wieder durften wir an einer kleinen Klippe stehen und weit über die Wälder in die Tiefe blicken. Es waren eben doch beinahe 700 Höhenmeter, welche wir anstiegen und so war die belohnende Aussicht auch verdient. Der Weg zog sich dann auch beim Abstieg noch ein wenig und das Navi zeigte ziemlich genau 17 Kilometer als wir wieder beim Womo ankamen. Eine wundervolle Wanderung hatten wir hier im Naturpark erwischt und waren froh, uns nicht auf den Wasserweg begeben zu haben. Wir sassen nun im Auto und planten den weiteren Weg. 






Das nächste definierte Ziel heisst ja (teils leider) Frauenfeld. Unser Navi schlug dazu die Fahrt via München vor, was uns auch besser erschien als durch Österreich. Immer wieder bremst einem dort eine Landstrasse oder eine 100er Strecke der Interessengemeinschaft Luft (IG-L) aus. Wir planten knappe 3,5 Stunden Fahrt ein und sollten somit irgendwo bei Berchtesgaden landen. Dort entdeckten wir auch einen tollen Schlafplatz, welchen wir anvisierten. Die Fahrt verlief ohne nennenswerte Zwischenfälle und bald fuhren wir ab der Autobahn nach Berchtesgaden. Doch der Abstecher sollte noch 30 Minuten dauern. Eine Stunde hin und zurück nur zum Schlafen? Nene, das muss auch näher gehen. Und siehe da: in Bad Vigaun entdeckten wir einen riesigen Parkplatz inmitten des Dorfes. Keine Beschränkung, keine Gebühren. Perfekt. Mitten in den Häusern ist es immer am ruhigsten und so auch hier. Wir verbrachten einen ruhigen Abend und legten uns schon bald schlafen. Morgen ruft der letzte Tag – ein Fakt an welchen wir gar nicht denken wollen.

Mittwoch, 3. Oktober 2018

Sightseeing und Shopping in Wien

Die Nacht war trotz der Nähe zum Prater tatsächlich sehr ruhig. Kein einziges Mal erwachten wir und konnten so gutgelaunt und ausgeschlafen in den Tag starten. Und das obwohl dieser heute früher startete als sonst. Um 08:00 Uhr sassen wir schon beim Frühstück und bereiteten uns so vor, dass wir den 08:53-Bus am Lusthaus erreichen würden. Dies schafften wir dann auch und durften an der Bushaltestelle noch eine Weile warten, da der Bus erst später fuhr. Dem Anschluss an der U-Bahn schadete dies zum Glück nicht, fahren die unterirdischen Züge doch im 3-Minutentakt.

Wir entstiegen dem Dunkel gleich mitten in der Stadt beim Stephansdom. Wir sahen uns nun in diesem Kern der Stadt Wien um und betrachteten interessante Orte wie das Mozarthaus, die Ankeruhr, die Hofburg oder das Rathaus. Natürlich begegneten wir unterwegs vielen schönen Gassen, riesigen Plätzen und wundervollen Häusern. Wien scheint aus einer einzigen riesigen Altstadt zu bestehen, durch welche man stundenlang schlendern könnte. Es waren auch angenehm wenige Menschen unterwegs, wobei wir nicht wissen, ob dies daran liegt, dass Mittwoch war oder ob die Menschen sich in der Grossstadt einfach so gut verteilen. Eine Tramfahrt zum Hundertwasserhaus wurde uns dann zum Verhängnis, was das Mittagessen betraf. Eine IKEA-Werbung brachte mich wieder dazu unbedingt dorthin fahren zu wollen, um mich mit leckeren HotDogs vollzustopfen. So musste ich mir mit knurrendem Magen das Haus des berühmten österreichischen Künstlers ansehen. Das 1977 erbaute Haus mit seinen Terrassen und bepflanzten Dächern war echt ein optisches Highlight. Doch leider auch das Letzte. Kurz später bestiegen wir nämlich schon wieder die Untergrundbahn, welche uns wieder zu unserem Bus 77A brachte, welcher uns wiederum gleich vor unserem Womo ausspie. Eine wunderschöne Stadt dieses Wien. Nach all den Städten wurde uns ja beinahe ein wenig langweilig. Doch Wien hat einiges mehr zu bieten als die anderen Hauptstädte. Würde man sich nun noch für klassische Musik interessieren wäre man hier wohl im Paradies.











Mein Paradies befand sich am südlichen Ende der Stadt, kam aus Schweden und war blau-gelb angemalt. Das Möbelhaus und seine HotDogs winkten uns schon zu, als wir auf der Autobahn an ihnen vorbeifuhren. Der IKEA befand sich in dem riesigen SCS (Shopping Center Süd) in welchem auch noch hunderte andere Läden auf uns warteten. Doch eins nach dem anderen. Zuerst standen wir im Bistro, studierten die Karte. Und dann geschah etwas, was ich nie für möglich gehalten hätte. Ich bestellte mir keinen einzigen HotDog. Das gab es noch nie! Doch die Österreicher schafften es mit Käsekrainer, Kaisersemmel und Country-Fries eine Alternative anzubieten, nach welcher mir der Sinn fast eher stand. Ich bereute es dann auch nicht mich dafür entschieden zu haben, denn die Wurst war wirklich sehr lecker.

So gut gestärkt konnte es in die grosse Shopping-Schlacht gehen. Wir schlenderten erst nur ein wenig den Schaufenstern entlang. Ein sanftes Einwärmen. Wir passierten den Pull&Bear ohne namhafte Zwischenfälle und liessen auch diverse andere Läden links liegen. Das Ziel hiess nämlich Primark. Überall wo ein Geschäft dieser Kette steht regiert automatisch das Chaos. Hunderte oder tausende Menschen drängen sich eng an eng durch die Regale und um die letzten Teile entbrennen manchmal laute Auseinandersetzungen. Ein Grund, diese Läden trotz ihren günstigen Preisen zu meiden. Doch hier in Wien befand sich der Primark ja ausserhalb und so war auch wirklich nicht viel los in dem Laden. Wir konnten gemütlich durch die Gänge schlendern und uns mit einigen Artikeln eindecken. Das Konzept von Kleidung und Accessoires, welche günstiger sind, da auf dem T-Shirt halt kein Adidas oder Nike prangt, gefiel uns und so brauchte es zwei grosse Tüten um den Einkauf aus dem Primark zu tragen. Nach einem kurzen Abstecher im Snipes brauchten wir nur noch ein paar neue Sportartikel, welche wir uns ebenfalls sehr günstig im XXL-Sport besorgen konnten. Doch auch nach diesem Einkauf konnten wir das Zentrum noch nicht verlassen. Shopping macht hungrig und ich konnte es unmöglich auf mir sitzen lassen, dass ich keinen HotDog gegessen hatte. Also kramte ich im Vorbeigehen noch einen Euro aus der Tasche und gönnte mir doch noch einen leckeren heissen Hund. Nun waren wir beide absolut zufrieden.


Wir müssen zugeben, dass wir gestern einmal einen kleinen Motivations-Hänger hatten. Die Reise ist bald zu Ende. Nach beinahe sechs wunderschönen Monaten. Das nagte ein wenig an uns und wir konnten keine Motivation finden, die restlichen beiden Tage hier in Österreich noch zu verplanen. Doch irgendwas mussten wir ja machen und so war es wie ein Wink, als wir heute in der Zeitung, welche im Tram lag, von einer schönen Herbstwanderung erfuhren. Diese sollte sich keine Stunde von Wien entfernt befinden. Und das stimmte. Im Navi einprogrammiert vermeldete dieses 57 Minuten Fahrtzeit. Mit einem kleinen Halt bei Lidl dauerte es dann doch ein wenig über eine Stunde ehe wir Reichenau an der Rax erreichten. Hier konnten wir unser Nachtlager an der Talstation der Gondelbahn aufschlagen. Dies taten neben einem weiteren Wohnmobil auch noch ein paar harte Hunde mit ihrem Zelt. Bei Temperaturen die nachts gerne schon einmal gegen Null gehen. Respekt – aber nichts für uns. Wir verschanzten uns in unserem warmen Mobil, kochten leckeres Nachtessen, schrieben Tagebucheinträge und waren ganz ungewohnt schon kurz nach 20:00 Uhr bereit schlafen zu gehen. So konnten wir noch in Ruhe ein wenig lesen und unseren drittletzten Abend geniessen.


Dienstag, 2. Oktober 2018

Der letzte Städtetrip: Wien

Eine ruhige, störungsfreie und somit erholungsreiche Nacht lag hinter uns, als uns früh der Wecker aus dem Schlaf klingelte. Nur gerade 20 Minuten ausserhalb des Stadtzentrums von Budapest hätten wir keinen solch schönen Schlafplatz im Grünen erwartet. Doch zum Geniessen blieb leider keine Zeit. Uns stand eine lange Fahrt bevor, welche uns in unser 21. Reiseland führen sollte.

Doch zuerst entdeckten wir, dass wir auch für die ungarische Autobahn eine Vignette benötigen. Diese wollten wir uns dann auch gleich an der Shell-Tankstelle vor der Autobahneinfahrt kaufen, was sich aber als sehr schwierig herausstellte. Die Dame konnte kein Wort Englisch oder Deutsch und wollte knapp 24 Euro von uns, obwohl da auf ihrem Schild etwas anderes stand. Und wir konnten uns einfach nicht verständigen. Ein Kunde erbarmte sich und spielte den Dolmetscher für uns. Wir erkannten, dass wir ein Fahrzeug der höheren Kategorie besassen (obwohl unter 3,5 Tonnen) und die genervte Dame am Empfang bemerkte, dass sie eine falsche Preisliste ausgelegt hatte. Nur 10cm darunter prangte die neue von 2018. Was können wir dafür, wenn die von 2017 auch im Oktober (!!!) noch prominenter platziert ist. Viel Vignetten scheint man hier nicht zu verkaufen. Wir mussten also tatsächlich eine 10-Tagesvignette für 24 Euro kaufen. Einen Verzicht hätte unseren Weg jedoch von 2 Stunden auf 4,5 Stunden verlängert und so blieb uns eigentlich keine Wahl.

Nun ging es also auf die Autobahn mit Fahrtrichtung Wien. Es schien, als würde uns heute für die 24 Euro sogar noch mehr als 2 Stunden Fahrtzeit geboten. Kurz nach der Einfahrt steckten wir nämlich schon im Stau. Die Baustelle kam jedoch schon bald und fortan rollte alles bestens. Wir erreichten nach einer Weile die Grenze zu Österreich und wir waren ganz überrascht, dass diese bewacht wurde. Grenzen innerhalb der EU sind wir uns gar nicht mehr gewohnt. Doch die Dame schaute nur grimmig und wir reisten in das zweitletzte Land unserer Reise ein und kauften erneut eine Autobahnvignette, welche hier einiges günstiger war als diejenigen in Ungarn. Wir waren also nun wirklich in Österreich. Und ihr glaubt nicht, auf was wir uns am meisten freuten. Wir freuten uns auf deutsche Sprache. Mit jedem und überall einfach ohne Barrieren zu kommunizieren. Normalerweise im Urlaub ist die fremde Sprache doch genau etwas vom tollsten. Doch nach einem halben Jahr freuten wir uns wirklich riesig. Bis und mit Helsinki klappte alles mit Englisch ja immerhin noch. Doch im Baltikum, Russland, Weissrussland, Polen, der Ukraine, der Slowakei und in Ungarn war auch mit Englisch nicht viel auszurichten. Freudig erreichten wir also die Stadt Wien, wenn wir auch wussten, dass das hier gesprochene Deutsch etwas merkwürdig sein würde.

Das Womo parkten wir auf einer Rasenfläche beim Restaurant Lusthaus. Hier, unweit des Praters, parkt man kostenlos und unter schattenspendenden Bäumen. Eine super Sache, welche sich viele Wohnmobile zu nutze machen. Der hintere Teil des „Waldes“ war mit den Häusern auf Rädern schon gut gefüllt. Als wir im Wohnmobil noch zu Mittag assen, fuhr gleich noch Google Street View vorbei und wir werden wohl in ein paar Monaten gespannt nachsehen, ob wir in dem Onlinedienst erfasst wurden. Nach dem Essen bestiegen wir beim Lusthaus den Bus, welcher uns zur nahen U-Bahn bringen sollte. Die Tickets für die Verkehrsbetriebe konnten wir bequem online kaufen und die Tickets sind auch nicht nur für den Tag sondern genau 24 Stunden gültig. Eine super Sache. Wir wechselten also vom Bus zu U-Bahn, wechselten dort auch einmal die Linie und standen so kurz später am berühmten Naschmarkt. Zum Glück hatten wir im Womo schon zu Mittag gegessen. Mit Hunger wäre dies ein teurer Spaziergang durch die vielen Stände geworden. Hier wurde uns wirklich alles was nur irgendwie trink- und essbar war angeboten. Dazu die typische Marktatmosphäre mit vielen Menschen, Gedränge und aufdringlichen Marktverkäufern. Es dauerte eine Weile ehe wir den Markt hinter uns liessen und ohne einen Einkauf in Richtung Innenstadt zogen.
Die Eintritte zu den Attraktionen waren wieder auf einem von Zuhause nur allzu bekannten Niveau und so betrachteten wir die tolle Karlskirche nur von Aussen. Ebenso taten wir es mit der Staatsoper, der Nationalbibliothek und der Spanischen Hofreitschule. Wir wanderten durch die Innenstadt und betrachteten die vielen Läden dort. Gucci, Prada, Louis Vuitton, Burberry und wie sie alle hiessen. Alle teuren Läden der Welt schienen sich hier die Nachbarschaft zu teilen. Nur leider war hier definitiv alles zu teuer für uns. Beim Stefansdom angekommen, fiel mir plötzlich etwas ein. Mein absoluter Lieblingskuchen kommt aus Wien. Die Sachertorte. Jeden Geburtstag wünschte ich mir von meiner Mutter eine solche und erhielt sie auch immer. Das jährliche Highlight meiner Kindheit. Leider ging die Tradition die letzten Jahre ein wenig verloren. Doch nun konnten wir sie wieder einläuten, indem wir im Cafe Sacher eine solche Torte essen würden. Das Cafe war nicht weit entfernt und wir spazierten sofort dorthin. Eine lange Schlange vor der Türe verriet, dass hier die Torte wohl besonders schmackhaft sein muss. Doch ein Blick auf die Speisekarte liess uns versteinert da stehen. Ein Stück der Torte kostete im Cafe 7,20 Euro. Der Kaffee 5,60 Euro. Ein Orangensaft 6,30 Euro. So würde uns diese Kaffeepause 26,30 Euro kosten. Ein Preis zu welchem wir in der Ukraine noch stundenlang an Rippchen knabberten und Biergläser leerten. Zu dritt. Nein das war uns so ein Kuchen dann wirklich nicht wert. Die kleinste Torte im Verkaufsladen (5cm hoch, 10cm im Durchmesser) konnte uns für die 16 Euro auch trotz Holzschachtelverpackung nicht überzeugen und wir zogen mit leeren Mägen von dannen.










Als nächstes ging es in die bekannte Mariahilferstrasse. Dort befanden sich dann endlich die Läden in unserer Preiskategorie. Das Problem war nur auch in Wien, dass wir das Sortiment von Pull&Bear, Zara und Co. schon dutzende Male in vorherigen Städten durchwühlt hatten. So beendeten wir den Ausflug mit leeren Händen, was aber immerhin die Geldbörse schonte. Zum Abendessen wollten wir uns heute noch ein letztes Mal ein leckeres Mahl ausserhalb gönnen. Noch ein Mal wollten wir im T.G.I.Fridays den überaus leckeren JackDaniels-Burger verschlingen, ehe wir aus dem Versorgungsgebiet des US-Konzerns austraten. Mit viel Glück ergatterten wir den letzten freien Tisch im Restaurant und liessen es uns richtig schmecken.



Auf dem Heimweg wollten wir noch einen letzten Halt einlegen. Es war schon dunkel und so freuten wir auf einen hell erleuchteten und lebendigen Wiener Prater. Also ab in die U-Bahn und ein paar Stationen weiter. Der wohl bekannteste Luna-Park Europas wartete dann auch wirklich so bunt und grell auf, wie wir uns das vorstellten. Gleich am Eingang des Praters entdeckten wir dann auch die riesigen und lauten Festzelte, in welchen die Wiener Wiesn' stattfanden. Hier wurde zu schlimmster Volksmusik Bier getankt, bis der Tank übervoll war und in der Umgebung entleert werden musste. Wir waren froh, diese Szenerie hinter uns lassen zu können und betraten den Prater. Anscheinend waren wir mit unserer Abneigung gegenüber dem süddeutschen Brauch aber eher alleine. Der Prater stand alleine und verlassen vor uns. Die Bahnen waren alle geöffnet, doch auf keiner einzigen befand sich ein Fahrgast. Wir fühlten uns auf einem LostPlace mit vielen bunten Lichtern und lauter Musik. So hatten wir uns das nicht vorgestellt. Im mittleren Bereich trafen wir dann immerhin auf eine Gruppe von ca. 30 Personen, welche sich auf den Fahrgeschäften vergnügte. Im hinteren Teil dann aber wieder gespenstische Ruhe. Die meisten Attraktionen und Läden in diesem Bereich hatten aber auch bereits ihre Läden heruntergelassen. Und dies obwohl der Prater normalerweise bis 01:00 Uhr geöffnet ist. Das grosse Saufen scheint wohl auch hier mehr Menschen anzulocken als wir uns das dachten. Der Besuch hatte aber trotzdem seinen Reiz, könnten wohl wenige von sich behaupten, sie seien Nachts auf einem leeren Prater gewesen. Um den leckeren Burger an seinem Platz zu lassen verzichteten wir auf eine Fahrt und beschränkten uns auf die Rückfahrt mit U-Bahn und Bus zu unserem Womo. Dieses stand noch immer zwischen all den anderen auf der schönen Wiese. Hier werden wir wohl auch wieder eine wundervoll ruhige Nacht verbringen ehe es morgen früh wieder in die Stadt geht. Es gibt noch einiges zu sehen.



Montag, 1. Oktober 2018

Auf Umwegen nach Budapest

Mein Kopf war schwerer, als auch schon, als ich heute früh aus dem Womo ins Freie trat. Andere Camping-Bewohner schienen sich ebenfalls so zu fühlen und winkten beinahe apathisch zu unserem Womo hinüber. So hatten wir auch keine Eile mit dem Frühstück und beschlossen uns, zuerst die Fahrtüchtigkeit des Womos wiederherzustellen. Melanie füllte Wasser, während ich mich um die Toilette kümmerte. Melanie war plötzlich weg und kurz später wurde auch ich gerufen. Der Grund waren zwei kleine Lämmchen, welche in der letzten Nacht das Licht der Welt erblickten. Unglaublich wie süss die Beiden auf ihren wackligen Beinen über die Wiese stolperten. Steffi, Dani und Melanie waren sofort im Innenhof und knuddelten die Lämmchen unter der strengen Beobachtung der Mutter. Die Kleinen wurden auf die Namen Lui und Steffi getauscht. Lui (der Mensch) spazierte auch gerade vorbei und ich rief ihn, dass er sich doch auch Lui (das Schaf) und Steffi (das Schaf) ansehen möchte, welche gerade von Steffi (dem Mensch) geknuddelt wurden. Lui (der Mensch) und ich betrachteten das Ganze eine Weile, ehe wir Lui (das Schaf) und Steffi (das Schaf) wieder der Mutter überliessen. Unglaublich süss die Beiden.




Später frühstückten wir noch, während sich Lui und Steffi (die Menschen) leider schon verabschiedeten. Die Beiden machten sich auf den Weg nach Wien, während unser Weg uns wohl zuerst noch über eine andere Stadt führen wird. Wieder war es toll die zwei Nachbarn von Zuhause zu treffen und wir konnten die Beiden hier wieder ein wenig besser kennenlernen. Das nächste Mal treffen wir uns dann zum ersten Mal in unserer Heimat und nicht tausende Kilometer von dort entfernt. Auch wir verabschiedeten uns kurz später noch von Ralf und Dani, um doch noch bei Zeiten in Budapest anzukommen, welches das Ziel des Tages markieren sollte. Die beiden Berliner machten sich gleichzeitig auf den Weg und fuhren gleich vor uns die Schotterpiste entlang. Wir winkten dem Camping Lazy zu, welcher langsam immer kleiner wurde. Der Bauernhof ist uns in den zwei Tagen echt ans Herz gewachsen und sucht seinesgleichen. Wir würden diesen Ort definitiv als besten Campingplatz aller Zeiten bezeichnen. Wer jemals in der Slowakei unterwegs ist: unbedingt hinfahren. Wenn nicht: selber schuld.

Im Steilhang lief uns dann plötzlich noch Lola entgegen. Diese Ziege ist mehr Mensch als Ziege und fühlt sich in ihrer Herde nicht annähernd so wohl wie in der Nähe von Menschen. Sie wollte sich wohl noch unbedingt von uns verabschieden. Doch leider musste Ralf so sein Womo im Steilhang anhalten und kam danach nicht mehr vom Fleck. Beinahe vier Tonnen, davon wohl 75% auf der Hinterachse und das mit Vorderradantrieb und ohne jegliche Differenzialsperren – da ist eben einfach einmal Schluss. Der Ford war eingebuddelt und wir standen dahinter. Es half alles nichts – der Traktor des Hofes musste her. Dieser stand auch schon bald vor dem Womo und begann dieses den Hügel hochzuziehen. Doch plötzlich ging auch mit zwei Motoren nichts mehr. Genau genommen ging ein Motor nicht mehr. Erst dachten wir, dass der Diesel des Traktors alle war, doch nachdem dieser nachgefüllt war, mussten wir bemerken, dass der Traktor einfach nicht mehr will. Nun stand dieser auch noch im Wege. Irgendwann lief der alte Fiat aber wieder und auch Ralf schaffte es, am nun flacheren Hügel, sein Womo auf der Piste fortzubewegen. Wir erreichten die Teerstrasse dann zwar ebenfalls mit viel Mühe aber zum Glück ohne Hilfe. Nun verabschiedeten wir uns endgültig von dem Hof und reisten in Richtung Ungarn.

Zwei Stunden führte uns die wunderschöne Strasse durch die slowakische Landschaft. Schon bald überquerten wir die Grenze zu Ungarn. Ein Übertritt, welchen wir in der Folge noch zwei Mal wiederholten, da wir irgendwie immer zwischen den Ländern pendelten. Kurz vor dem einprogrammierten Ziel bemerkten wir jedoch leider, dass sich wohl ein Zahlendreher eingeschlichen hatte, als wir die Koordinaten in unser TomTom programmierten. Dieser Umweg kostete uns zwar eine halbe Stunde, aber dafür sahen wir mehr vom ungarischen Hinterland, welches im Übrigen wirklich schön war. Wir erreichten Budapest kurz nach Mittag und fanden trotzdem noch einen freien und vor allem kostenlosen Parkplatz inmitten der Stadt. Unglaublich, dass es solche Dinge noch gibt. Wir zogen unsere Stadtklamotten an und begaben uns ins Gewühl.

Nach zwei Tagen auf einem abgelegenen Bauernhof war die Stadt doch ein kleiner Schock. Stinkender Verkehr, lärmende Strassenbahnen, verstopfte Gehwege und überall lagen Obdachlose auf den Strassen herum. Ein komplett anderes Bild. Doch nach einer kurzen Akklimatisierung fühlten wir uns in der Stadt ziemlich wohl. Wir mussten immer aufpassen, die Stadt nicht zu sehr mit Lviv zu vergleichen, denn sie hätte in allen Punkten nur den zweiten Platz belegt. Wie jede andere Stadt wohl auch. Doch Budapest hatte einige schöne Plätze zu bieten, welche wir vor allem dank den Geocaches auch finden konnten. Vor allem im jüdischen Bezirk gab es einiges zu entdecken. Ein 2014 errichtetes Denkmal an den zweiten Weltkrieg erschien uns relativ schnell ein wenig geschmacklos. Und tatsächlich waren die angebrachten Tafeln und Schriften, welche wir natürlich nicht lesen konnten, sehr abschätzige Parolen des Volkes. Darauf wiesen Infotafel auf der anderen Strassenseite in vielen Sprachen hin. Überall lagen Gegenstände von verschleppten Juden ausgelegt und ein Proteststand war auch heute, wie an jedem Tag seit der Enthüllung im Jahre 2014, von Demonstranten besetzt. Wir hoffen, dass das Volk hier einmal ein Monument erhält, welches die Geschichte des zweiten Weltkrieges gebührender darstellt. Ebenfalls im jüdischen Bezirk betrachteten wir die grosse und wunderschöne Synagoge. Jedoch nur von Aussen. Das Highlight war dann aber wieder ein Ort (oder wäre es nun das Ort?), welcher (/welches) uns comewithus2 empfohlen hatten. Das alternatives Zentrum mit dem Namen Szimpla Kert erwartete uns mit einer heruntergekommenen Fassade und viel bunten Lichtern. Im Innern was das Gebäude dann einfach nur der absolute Hammer. Bars und Lounges füllten den Innenhof und sämtliche Räume des Gebäudes. Überall war Platz für Kunst. Bühnen und Flächen für Kreativität an allen Ecken. Ein absolut einmaliger Ort, welchen wir auch jedem unbedingt empfehlen würden.











Nach einer kurzen, aber nicht ergiebigen, Shoppingtour in der Innenstadt war dann aber der Hunger gross. Wir wollten noch einmal auf dieser Reise zum Italiener und suchten einen solchen auf. Wir hofften bei Vendetta nicht einer solchen zum Opfer zu fallen und bestellten. Schnell bemerkten wir das Fehlen von Melanies Handy. Dieses hatten wir kurz zuvor im Pull&Bear in die abschliessbare Ladebox gelegt. Und dort war es nun noch immer. Da der Pull&Bear bald seine Tore schloss, rannte Melanie kurz durch die Altstadt und holte das geliebte Elektronikteil. Heute war wohl wirklich ein kleiner Pannentag. Doch beim Nachtessen lief dann alles glatt. Das Essen und der Wein waren super lecker und die Rechnung angenehm klein. In der Schweiz werden uns die Preise dann wohl wieder umhauen und dafür sorgen, dass uns der Hunger im Restaurant vergeht.





Wir wanderten gemütlich zurück zum Womo und bemerkten dort angekommen, dass die beiden Berliner mit dem weissen VW Bus, welche wir in Auschwitz und Kosice schon trafen, nun gerade im Szimpla Kert sassen. So weit wollten wir aber nicht mehr zurück und fuhren gut 20 Minuten aus der Stadt hinaus. Dort, am Rande eines Wildparkes, standen wir auf dem menschenleeren Parkplatz und schlugen unser Nachtlager auf.


Sonntag, 30. September 2018

Einer geht noch - unser Zusatztag auf dem Camping Lazy

Heute war Sonntag. Der letzte Sonntag unserer Reise. Und diesen lebten wir so richtig in vollen Zügen aus. Wir begannen schon früh morgens damit, denn der Blick durch das Fenster verkündete einen blauen Himmel und viel Sonne. Doch Lui, welcher am Fenster vorbei ging, sah nicht wirklich nach sommerlichen Temperaturen aus. So liessen wir uns Zeit das warme Bett zu verlassen. Einmal aufgestanden und an die Sonne getreten sah das Ganze jedoch einigermassen annehmbar aus und wir verlegten unser Frühstück zusammen mit Lui, Steffi, Dani und Ralf nach draussen. An der Sonne genossen wir unsere Brote und quatschten über Gott und die Welt. Das absolute Highlight dabei war, dass Steffi in ihrem Omnia (eine Art Backofen für den Gaskochherd) für uns sechs einen Butterzopf gebacken hatte. Ein so leckerer Butterzopf war nach beinahe sechs Monaten der Reise vergleichbar mit purem Gold. Geschmacklich ein Stück Heimat. Ein Traum.

Der nächste Punkt auf unserer Entspannungs-Liste war die Dusche. Unsere Dusche im Wohnmobil ist super und auch völlig ausreichend für zwei Personen um (natürlich nacheinander) zu duschen. Doch natürlich ist so eine „richtige“ Dusche noch immer was anderes. Wir liessen das warme Wasser auf uns niederprasseln, bis wir vor lauter Dampf den Ausgang aus der Dusche beinahe nicht mehr finden konnten. So erholt waren wir bereit für den Tag. Dessen Ziel war es heute wirklich einfach zu entspannen. Der Camping Lazy half uns dabei ungemein. Eigentlich kamen wir hierhin, um Lui und Steffi nochmals zu treffen, doch schon bald fanden wir hier auch eine Erholung, von der wir nicht einmal wussten, dass wir sie brauchten. Ein wunderbares Entschleunigen setzte ein. So war unser Ziel, heute noch nach Ungarn zu fahren, schnell vergessen. Die Sonne, der süsse Bauernhof, die netten Menschen – alles hier hielt uns fest. Und wir wehrten uns nicht.

Wir verbrachten in der Folge einen wundervollen, sonnigen und entspannenden Tag, hier auf dem Camping Lazy. Was wir den ganzen Tag trieben? Wir wissen ganz ehrlich nicht, wo die Zeit blieb. Es war ein Tag, welcher wieder viel zu schnell vorbei zog. Wir erkundeten den Hof, welcher uns so herzlich beheimatete. Der Bauernhof beheimatet viele Tiere und diese besuchten wir natürlich alle. Ziegen, Schafe, Hunde, Katzen, Seidenhühner und sogar ein liebenswertes Schwein, welches wir mit unserem alten Brot fütterten. Der Camping bietet daneben 22 Stellplätze, alle sehr gross gestaltet und vor allem jeder Platz mit einer eigenen Feuerstelle. Am letzten Tag vor Saisonschluss waren wir hier alleine. Doch im Sommer ist dieser Camping bei Familien zurecht die Nummer eins in der Slowakei. Hier könnte man wirklich Wochen verbringen. Oder warum nicht gleich Monate? Ein kleines Paradies, vor allem wohl für Familien. Neben dem Hof beschäftigten wir uns natürlich auch noch mit den Menschen. Mit Dani und Ralf durften wir erneut zwei sehr spannende und sympathische Menschen kennenlernen und gute Gespräche führen. Ebenfalls sehr spannend war es Lui und Steffi besser kennenzulernen und wir hatten wirklich einen entspannten und lustigen Tag zu sechst. 




Melanie und ich kümmerten uns auch heute wieder ums Holz. Doch nur mit sägen war es heute nicht getan. Es war nämlich kein Holz mehr vorhanden. So schnappten wir uns den Leiterwagen vom Campingplatz und begaben uns in den nahen Wald. Nach einer ganzen Campingsaison mussten wir schon ganz weit nach hinten in den Wald, um noch ein paar verwertbare Äste zu finden. Bald kehrten wir mit dem übervollen Leiterwagen zurück und so war alles für den Abend vorbereitet. Den Nachmittag verbrachten wir mit unseren lieben Freunden und es wurde viel gequatscht, gegessen und getrunken. Zu bald dunkelte es ein und wir entzündeten das Feuer. Ralf zauberte uns ein schönes Feuer und wir sassen lange auf unseren Stühlen, liessen uns Wärmen, schlürften Bier, Appenzeller und Quittenschnaps. Heute heizten wir das Womo lange vor dem Ende der geselligen Runde und so durften wir uns kurz nach Mitternacht in ein warmes Bett legen.