Die Nacht war trotz der Nähe zum
Prater tatsächlich sehr ruhig. Kein einziges Mal erwachten wir und
konnten so gutgelaunt und ausgeschlafen in den Tag starten. Und das
obwohl dieser heute früher startete als sonst. Um 08:00 Uhr sassen
wir schon beim Frühstück und bereiteten uns so vor, dass wir den
08:53-Bus am Lusthaus erreichen würden. Dies schafften wir dann auch
und durften an der Bushaltestelle noch eine Weile warten, da der Bus
erst später fuhr. Dem Anschluss an der U-Bahn schadete dies zum
Glück nicht, fahren die unterirdischen Züge doch im 3-Minutentakt.
Wir entstiegen dem Dunkel gleich
mitten in der Stadt beim Stephansdom. Wir sahen uns nun in diesem
Kern der Stadt Wien um und betrachteten interessante Orte wie das
Mozarthaus, die Ankeruhr, die Hofburg oder das Rathaus. Natürlich
begegneten wir unterwegs vielen schönen Gassen, riesigen Plätzen
und wundervollen Häusern. Wien scheint aus einer einzigen riesigen
Altstadt zu bestehen, durch welche man stundenlang schlendern könnte.
Es waren auch angenehm wenige Menschen unterwegs, wobei wir nicht
wissen, ob dies daran liegt, dass Mittwoch war oder ob die Menschen
sich in der Grossstadt einfach so gut verteilen. Eine Tramfahrt zum
Hundertwasserhaus wurde uns dann zum Verhängnis, was das Mittagessen
betraf. Eine IKEA-Werbung brachte mich wieder dazu unbedingt dorthin
fahren zu wollen, um mich mit leckeren HotDogs vollzustopfen. So
musste ich mir mit knurrendem Magen das Haus des berühmten
österreichischen Künstlers ansehen. Das 1977 erbaute Haus mit
seinen Terrassen und bepflanzten Dächern war echt ein optisches
Highlight. Doch leider auch das Letzte. Kurz später bestiegen wir
nämlich schon wieder die Untergrundbahn, welche uns wieder zu
unserem Bus 77A brachte, welcher uns wiederum gleich vor unserem Womo
ausspie. Eine wunderschöne Stadt dieses Wien. Nach all den Städten
wurde uns ja beinahe ein wenig langweilig. Doch Wien hat einiges mehr
zu bieten als die anderen Hauptstädte. Würde man sich nun noch für
klassische Musik interessieren wäre man hier wohl im Paradies.
Mein Paradies befand sich am
südlichen Ende der Stadt, kam aus Schweden und war blau-gelb
angemalt. Das Möbelhaus und seine HotDogs winkten uns schon zu, als
wir auf der Autobahn an ihnen vorbeifuhren. Der IKEA befand sich in
dem riesigen SCS (Shopping Center Süd) in welchem auch noch hunderte
andere Läden auf uns warteten. Doch eins nach dem anderen. Zuerst
standen wir im Bistro, studierten die Karte. Und dann geschah etwas,
was ich nie für möglich gehalten hätte. Ich bestellte mir keinen
einzigen HotDog. Das gab es noch nie! Doch die Österreicher
schafften es mit Käsekrainer, Kaisersemmel und Country-Fries eine
Alternative anzubieten, nach welcher mir der Sinn fast eher stand.
Ich bereute es dann auch nicht mich dafür entschieden zu haben, denn
die Wurst war wirklich sehr lecker.
So gut gestärkt konnte es in die
grosse Shopping-Schlacht gehen. Wir schlenderten erst nur ein wenig
den Schaufenstern entlang. Ein sanftes Einwärmen. Wir passierten den
Pull&Bear ohne namhafte Zwischenfälle und liessen auch diverse
andere Läden links liegen. Das Ziel hiess nämlich Primark. Überall
wo ein Geschäft dieser Kette steht regiert automatisch das Chaos.
Hunderte oder tausende Menschen drängen sich eng an eng durch die
Regale und um die letzten Teile entbrennen manchmal laute
Auseinandersetzungen. Ein Grund, diese Läden trotz ihren günstigen
Preisen zu meiden. Doch hier in Wien befand sich der Primark ja
ausserhalb und so war auch wirklich nicht viel los in dem Laden. Wir
konnten gemütlich durch die Gänge schlendern und uns mit einigen
Artikeln eindecken. Das Konzept von Kleidung und Accessoires, welche
günstiger sind, da auf dem T-Shirt halt kein Adidas oder Nike
prangt, gefiel uns und so brauchte es zwei grosse Tüten um den
Einkauf aus dem Primark zu tragen. Nach einem kurzen Abstecher im
Snipes brauchten wir nur noch ein paar neue Sportartikel, welche wir
uns ebenfalls sehr günstig im XXL-Sport besorgen konnten. Doch auch
nach diesem Einkauf konnten wir das Zentrum noch nicht verlassen.
Shopping macht hungrig und ich konnte es unmöglich auf mir sitzen
lassen, dass ich keinen HotDog gegessen hatte. Also kramte ich im
Vorbeigehen noch einen Euro aus der Tasche und gönnte mir doch noch
einen leckeren heissen Hund. Nun waren wir beide absolut zufrieden.
Wir müssen zugeben, dass wir
gestern einmal einen kleinen Motivations-Hänger hatten. Die Reise
ist bald zu Ende. Nach beinahe sechs wunderschönen Monaten. Das
nagte ein wenig an uns und wir konnten keine Motivation finden, die
restlichen beiden Tage hier in Österreich noch zu verplanen. Doch
irgendwas mussten wir ja machen und so war es wie ein Wink, als wir
heute in der Zeitung, welche im Tram lag, von einer schönen
Herbstwanderung erfuhren. Diese sollte sich keine Stunde von Wien
entfernt befinden. Und das stimmte. Im Navi einprogrammiert
vermeldete dieses 57 Minuten Fahrtzeit. Mit einem kleinen Halt bei
Lidl dauerte es dann doch ein wenig über eine Stunde ehe wir
Reichenau an der Rax erreichten. Hier konnten wir unser Nachtlager an
der Talstation der Gondelbahn aufschlagen. Dies taten neben einem
weiteren Wohnmobil auch noch ein paar harte Hunde mit ihrem Zelt. Bei
Temperaturen die nachts gerne schon einmal gegen Null gehen. Respekt
– aber nichts für uns. Wir verschanzten uns in unserem warmen
Mobil, kochten leckeres Nachtessen, schrieben Tagebucheinträge und
waren ganz ungewohnt schon kurz nach 20:00 Uhr bereit schlafen zu
gehen. So konnten wir noch in Ruhe ein wenig lesen und unseren
drittletzten Abend geniessen.
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