Eine ruhige, störungsfreie und
somit erholungsreiche Nacht lag hinter uns, als uns früh der Wecker
aus dem Schlaf klingelte. Nur gerade 20 Minuten ausserhalb des
Stadtzentrums von Budapest hätten wir keinen solch schönen
Schlafplatz im Grünen erwartet. Doch zum Geniessen blieb leider
keine Zeit. Uns stand eine lange Fahrt bevor, welche uns in unser 21.
Reiseland führen sollte.
Doch zuerst entdeckten wir, dass
wir auch für die ungarische Autobahn eine Vignette benötigen. Diese
wollten wir uns dann auch gleich an der Shell-Tankstelle vor der
Autobahneinfahrt kaufen, was sich aber als sehr schwierig
herausstellte. Die Dame konnte kein Wort Englisch oder Deutsch und
wollte knapp 24 Euro von uns, obwohl da auf ihrem Schild etwas
anderes stand. Und wir konnten uns einfach nicht verständigen. Ein
Kunde erbarmte sich und spielte den Dolmetscher für uns. Wir
erkannten, dass wir ein Fahrzeug der höheren Kategorie besassen
(obwohl unter 3,5 Tonnen) und die genervte Dame am Empfang bemerkte,
dass sie eine falsche Preisliste ausgelegt hatte. Nur 10cm darunter
prangte die neue von 2018. Was können wir dafür, wenn die von 2017
auch im Oktober (!!!) noch prominenter platziert ist. Viel Vignetten
scheint man hier nicht zu verkaufen. Wir mussten also tatsächlich
eine 10-Tagesvignette für 24 Euro kaufen. Einen Verzicht hätte
unseren Weg jedoch von 2 Stunden auf 4,5 Stunden verlängert und so
blieb uns eigentlich keine Wahl.
Nun ging es also auf die Autobahn
mit Fahrtrichtung Wien. Es schien, als würde uns heute für die 24
Euro sogar noch mehr als 2 Stunden Fahrtzeit geboten. Kurz nach der
Einfahrt steckten wir nämlich schon im Stau. Die Baustelle kam
jedoch schon bald und fortan rollte alles bestens. Wir erreichten
nach einer Weile die Grenze zu Österreich und wir waren ganz
überrascht, dass diese bewacht wurde. Grenzen innerhalb der EU sind
wir uns gar nicht mehr gewohnt. Doch die Dame schaute nur grimmig und
wir reisten in das zweitletzte Land unserer Reise ein und kauften
erneut eine Autobahnvignette, welche hier einiges günstiger war als
diejenigen in Ungarn. Wir waren also nun wirklich in Österreich. Und
ihr glaubt nicht, auf was wir uns am meisten freuten. Wir freuten uns
auf deutsche Sprache. Mit jedem und überall einfach ohne Barrieren
zu kommunizieren. Normalerweise im Urlaub ist die fremde Sprache doch
genau etwas vom tollsten. Doch nach einem halben Jahr freuten wir uns
wirklich riesig. Bis und mit Helsinki klappte alles mit Englisch ja
immerhin noch. Doch im Baltikum, Russland, Weissrussland, Polen, der
Ukraine, der Slowakei und in Ungarn war auch mit Englisch nicht viel
auszurichten. Freudig erreichten wir also die Stadt Wien, wenn wir
auch wussten, dass das hier gesprochene Deutsch etwas merkwürdig
sein würde.
Das Womo parkten wir auf einer
Rasenfläche beim Restaurant Lusthaus. Hier, unweit des Praters,
parkt man kostenlos und unter schattenspendenden Bäumen. Eine super
Sache, welche sich viele Wohnmobile zu nutze machen. Der hintere Teil
des „Waldes“ war mit den Häusern auf Rädern schon gut gefüllt.
Als wir im Wohnmobil noch zu Mittag assen, fuhr gleich noch Google
Street View vorbei und wir werden wohl in ein paar Monaten gespannt
nachsehen, ob wir in dem Onlinedienst erfasst wurden. Nach dem Essen
bestiegen wir beim Lusthaus den Bus, welcher uns zur nahen U-Bahn
bringen sollte. Die Tickets für die Verkehrsbetriebe konnten wir
bequem online kaufen und die Tickets sind auch nicht nur für den Tag
sondern genau 24 Stunden gültig. Eine super Sache. Wir wechselten
also vom Bus zu U-Bahn, wechselten dort auch einmal die Linie und
standen so kurz später am berühmten Naschmarkt. Zum Glück hatten
wir im Womo schon zu Mittag gegessen. Mit Hunger wäre dies ein
teurer Spaziergang durch die vielen Stände geworden. Hier wurde uns
wirklich alles was nur irgendwie trink- und essbar war angeboten.
Dazu die typische Marktatmosphäre mit vielen Menschen, Gedränge und
aufdringlichen Marktverkäufern. Es dauerte eine Weile ehe wir den
Markt hinter uns liessen und ohne einen Einkauf in Richtung
Innenstadt zogen.
Die Eintritte zu den Attraktionen
waren wieder auf einem von Zuhause nur allzu bekannten Niveau und so
betrachteten wir die tolle Karlskirche nur von Aussen. Ebenso taten
wir es mit der Staatsoper, der Nationalbibliothek und der Spanischen
Hofreitschule. Wir wanderten durch die Innenstadt und betrachteten
die vielen Läden dort. Gucci, Prada, Louis Vuitton, Burberry und wie
sie alle hiessen. Alle teuren Läden der Welt schienen sich hier die
Nachbarschaft zu teilen. Nur leider war hier definitiv alles zu teuer
für uns. Beim Stefansdom angekommen, fiel mir plötzlich etwas ein.
Mein absoluter Lieblingskuchen kommt aus Wien. Die Sachertorte. Jeden
Geburtstag wünschte ich mir von meiner Mutter eine solche und
erhielt sie auch immer. Das jährliche Highlight meiner Kindheit.
Leider ging die Tradition die letzten Jahre ein wenig verloren. Doch
nun konnten wir sie wieder einläuten, indem wir im Cafe Sacher eine
solche Torte essen würden. Das Cafe war nicht weit entfernt und wir
spazierten sofort dorthin. Eine lange Schlange vor der Türe verriet,
dass hier die Torte wohl besonders schmackhaft sein muss. Doch ein
Blick auf die Speisekarte liess uns versteinert da stehen. Ein Stück
der Torte kostete im Cafe 7,20 Euro. Der Kaffee 5,60 Euro. Ein
Orangensaft 6,30 Euro. So würde uns diese Kaffeepause 26,30 Euro
kosten. Ein Preis zu welchem wir in der Ukraine noch stundenlang an
Rippchen knabberten und Biergläser leerten. Zu dritt. Nein das war
uns so ein Kuchen dann wirklich nicht wert. Die kleinste Torte im
Verkaufsladen (5cm hoch, 10cm im Durchmesser) konnte uns für die 16
Euro auch trotz Holzschachtelverpackung nicht überzeugen und wir
zogen mit leeren Mägen von dannen.
Als nächstes ging es in die
bekannte Mariahilferstrasse. Dort befanden sich dann endlich die
Läden in unserer Preiskategorie. Das Problem war nur auch in Wien,
dass wir das Sortiment von Pull&Bear, Zara und Co. schon dutzende
Male in vorherigen Städten durchwühlt hatten. So beendeten wir den
Ausflug mit leeren Händen, was aber immerhin die Geldbörse schonte.
Zum Abendessen wollten wir uns heute noch ein letztes Mal ein
leckeres Mahl ausserhalb gönnen. Noch ein Mal wollten wir im
T.G.I.Fridays den überaus leckeren JackDaniels-Burger verschlingen,
ehe wir aus dem Versorgungsgebiet des US-Konzerns austraten. Mit viel
Glück ergatterten wir den letzten freien Tisch im Restaurant und
liessen es uns richtig schmecken.
Auf dem Heimweg wollten wir noch
einen letzten Halt einlegen. Es war schon dunkel und so freuten wir
auf einen hell erleuchteten und lebendigen Wiener Prater. Also ab in
die U-Bahn und ein paar Stationen weiter. Der wohl bekannteste
Luna-Park Europas wartete dann auch wirklich so bunt und grell auf,
wie wir uns das vorstellten. Gleich am Eingang des Praters entdeckten
wir dann auch die riesigen und lauten Festzelte, in welchen die
Wiener Wiesn' stattfanden. Hier wurde zu schlimmster Volksmusik Bier
getankt, bis der Tank übervoll war und in der Umgebung entleert
werden musste. Wir waren froh, diese Szenerie hinter uns lassen zu
können und betraten den Prater. Anscheinend waren wir mit unserer
Abneigung gegenüber dem süddeutschen Brauch aber eher alleine. Der
Prater stand alleine und verlassen vor uns. Die Bahnen waren alle
geöffnet, doch auf keiner einzigen befand sich ein Fahrgast. Wir
fühlten uns auf einem LostPlace mit vielen bunten Lichtern und
lauter Musik. So hatten wir uns das nicht vorgestellt. Im mittleren
Bereich trafen wir dann immerhin auf eine Gruppe von ca. 30 Personen,
welche sich auf den Fahrgeschäften vergnügte. Im hinteren Teil dann
aber wieder gespenstische Ruhe. Die meisten Attraktionen und Läden
in diesem Bereich hatten aber auch bereits ihre Läden
heruntergelassen. Und dies obwohl der Prater normalerweise bis 01:00
Uhr geöffnet ist. Das grosse Saufen scheint wohl auch hier mehr
Menschen anzulocken als wir uns das dachten. Der Besuch hatte aber
trotzdem seinen Reiz, könnten wohl wenige von sich behaupten, sie
seien Nachts auf einem leeren Prater gewesen. Um den leckeren Burger
an seinem Platz zu lassen verzichteten wir auf eine Fahrt und
beschränkten uns auf die Rückfahrt mit U-Bahn und Bus zu unserem
Womo. Dieses stand noch immer zwischen all den anderen auf der
schönen Wiese. Hier werden wir wohl auch wieder eine wundervoll
ruhige Nacht verbringen ehe es morgen früh wieder in die Stadt geht.
Es gibt noch einiges zu sehen.
Wenn ihr guet ässe wend, gönd is Schweizerhaus resti. Isch bekannt für östrichischi spezialitäte, het aber nix mit de schwiz ztue 😉
AntwortenLöschenWir haben im letzten Sommer kurzfristig einen Trip nach Italien ins Hotel Schenna gemacht. Es bringt wirklich eine innere Ruhe, wenn man mal eine Pause vom Alltag hat.
AntwortenLöschen