Dienstag, 2. Oktober 2018

Der letzte Städtetrip: Wien

Eine ruhige, störungsfreie und somit erholungsreiche Nacht lag hinter uns, als uns früh der Wecker aus dem Schlaf klingelte. Nur gerade 20 Minuten ausserhalb des Stadtzentrums von Budapest hätten wir keinen solch schönen Schlafplatz im Grünen erwartet. Doch zum Geniessen blieb leider keine Zeit. Uns stand eine lange Fahrt bevor, welche uns in unser 21. Reiseland führen sollte.

Doch zuerst entdeckten wir, dass wir auch für die ungarische Autobahn eine Vignette benötigen. Diese wollten wir uns dann auch gleich an der Shell-Tankstelle vor der Autobahneinfahrt kaufen, was sich aber als sehr schwierig herausstellte. Die Dame konnte kein Wort Englisch oder Deutsch und wollte knapp 24 Euro von uns, obwohl da auf ihrem Schild etwas anderes stand. Und wir konnten uns einfach nicht verständigen. Ein Kunde erbarmte sich und spielte den Dolmetscher für uns. Wir erkannten, dass wir ein Fahrzeug der höheren Kategorie besassen (obwohl unter 3,5 Tonnen) und die genervte Dame am Empfang bemerkte, dass sie eine falsche Preisliste ausgelegt hatte. Nur 10cm darunter prangte die neue von 2018. Was können wir dafür, wenn die von 2017 auch im Oktober (!!!) noch prominenter platziert ist. Viel Vignetten scheint man hier nicht zu verkaufen. Wir mussten also tatsächlich eine 10-Tagesvignette für 24 Euro kaufen. Einen Verzicht hätte unseren Weg jedoch von 2 Stunden auf 4,5 Stunden verlängert und so blieb uns eigentlich keine Wahl.

Nun ging es also auf die Autobahn mit Fahrtrichtung Wien. Es schien, als würde uns heute für die 24 Euro sogar noch mehr als 2 Stunden Fahrtzeit geboten. Kurz nach der Einfahrt steckten wir nämlich schon im Stau. Die Baustelle kam jedoch schon bald und fortan rollte alles bestens. Wir erreichten nach einer Weile die Grenze zu Österreich und wir waren ganz überrascht, dass diese bewacht wurde. Grenzen innerhalb der EU sind wir uns gar nicht mehr gewohnt. Doch die Dame schaute nur grimmig und wir reisten in das zweitletzte Land unserer Reise ein und kauften erneut eine Autobahnvignette, welche hier einiges günstiger war als diejenigen in Ungarn. Wir waren also nun wirklich in Österreich. Und ihr glaubt nicht, auf was wir uns am meisten freuten. Wir freuten uns auf deutsche Sprache. Mit jedem und überall einfach ohne Barrieren zu kommunizieren. Normalerweise im Urlaub ist die fremde Sprache doch genau etwas vom tollsten. Doch nach einem halben Jahr freuten wir uns wirklich riesig. Bis und mit Helsinki klappte alles mit Englisch ja immerhin noch. Doch im Baltikum, Russland, Weissrussland, Polen, der Ukraine, der Slowakei und in Ungarn war auch mit Englisch nicht viel auszurichten. Freudig erreichten wir also die Stadt Wien, wenn wir auch wussten, dass das hier gesprochene Deutsch etwas merkwürdig sein würde.

Das Womo parkten wir auf einer Rasenfläche beim Restaurant Lusthaus. Hier, unweit des Praters, parkt man kostenlos und unter schattenspendenden Bäumen. Eine super Sache, welche sich viele Wohnmobile zu nutze machen. Der hintere Teil des „Waldes“ war mit den Häusern auf Rädern schon gut gefüllt. Als wir im Wohnmobil noch zu Mittag assen, fuhr gleich noch Google Street View vorbei und wir werden wohl in ein paar Monaten gespannt nachsehen, ob wir in dem Onlinedienst erfasst wurden. Nach dem Essen bestiegen wir beim Lusthaus den Bus, welcher uns zur nahen U-Bahn bringen sollte. Die Tickets für die Verkehrsbetriebe konnten wir bequem online kaufen und die Tickets sind auch nicht nur für den Tag sondern genau 24 Stunden gültig. Eine super Sache. Wir wechselten also vom Bus zu U-Bahn, wechselten dort auch einmal die Linie und standen so kurz später am berühmten Naschmarkt. Zum Glück hatten wir im Womo schon zu Mittag gegessen. Mit Hunger wäre dies ein teurer Spaziergang durch die vielen Stände geworden. Hier wurde uns wirklich alles was nur irgendwie trink- und essbar war angeboten. Dazu die typische Marktatmosphäre mit vielen Menschen, Gedränge und aufdringlichen Marktverkäufern. Es dauerte eine Weile ehe wir den Markt hinter uns liessen und ohne einen Einkauf in Richtung Innenstadt zogen.
Die Eintritte zu den Attraktionen waren wieder auf einem von Zuhause nur allzu bekannten Niveau und so betrachteten wir die tolle Karlskirche nur von Aussen. Ebenso taten wir es mit der Staatsoper, der Nationalbibliothek und der Spanischen Hofreitschule. Wir wanderten durch die Innenstadt und betrachteten die vielen Läden dort. Gucci, Prada, Louis Vuitton, Burberry und wie sie alle hiessen. Alle teuren Läden der Welt schienen sich hier die Nachbarschaft zu teilen. Nur leider war hier definitiv alles zu teuer für uns. Beim Stefansdom angekommen, fiel mir plötzlich etwas ein. Mein absoluter Lieblingskuchen kommt aus Wien. Die Sachertorte. Jeden Geburtstag wünschte ich mir von meiner Mutter eine solche und erhielt sie auch immer. Das jährliche Highlight meiner Kindheit. Leider ging die Tradition die letzten Jahre ein wenig verloren. Doch nun konnten wir sie wieder einläuten, indem wir im Cafe Sacher eine solche Torte essen würden. Das Cafe war nicht weit entfernt und wir spazierten sofort dorthin. Eine lange Schlange vor der Türe verriet, dass hier die Torte wohl besonders schmackhaft sein muss. Doch ein Blick auf die Speisekarte liess uns versteinert da stehen. Ein Stück der Torte kostete im Cafe 7,20 Euro. Der Kaffee 5,60 Euro. Ein Orangensaft 6,30 Euro. So würde uns diese Kaffeepause 26,30 Euro kosten. Ein Preis zu welchem wir in der Ukraine noch stundenlang an Rippchen knabberten und Biergläser leerten. Zu dritt. Nein das war uns so ein Kuchen dann wirklich nicht wert. Die kleinste Torte im Verkaufsladen (5cm hoch, 10cm im Durchmesser) konnte uns für die 16 Euro auch trotz Holzschachtelverpackung nicht überzeugen und wir zogen mit leeren Mägen von dannen.










Als nächstes ging es in die bekannte Mariahilferstrasse. Dort befanden sich dann endlich die Läden in unserer Preiskategorie. Das Problem war nur auch in Wien, dass wir das Sortiment von Pull&Bear, Zara und Co. schon dutzende Male in vorherigen Städten durchwühlt hatten. So beendeten wir den Ausflug mit leeren Händen, was aber immerhin die Geldbörse schonte. Zum Abendessen wollten wir uns heute noch ein letztes Mal ein leckeres Mahl ausserhalb gönnen. Noch ein Mal wollten wir im T.G.I.Fridays den überaus leckeren JackDaniels-Burger verschlingen, ehe wir aus dem Versorgungsgebiet des US-Konzerns austraten. Mit viel Glück ergatterten wir den letzten freien Tisch im Restaurant und liessen es uns richtig schmecken.



Auf dem Heimweg wollten wir noch einen letzten Halt einlegen. Es war schon dunkel und so freuten wir auf einen hell erleuchteten und lebendigen Wiener Prater. Also ab in die U-Bahn und ein paar Stationen weiter. Der wohl bekannteste Luna-Park Europas wartete dann auch wirklich so bunt und grell auf, wie wir uns das vorstellten. Gleich am Eingang des Praters entdeckten wir dann auch die riesigen und lauten Festzelte, in welchen die Wiener Wiesn' stattfanden. Hier wurde zu schlimmster Volksmusik Bier getankt, bis der Tank übervoll war und in der Umgebung entleert werden musste. Wir waren froh, diese Szenerie hinter uns lassen zu können und betraten den Prater. Anscheinend waren wir mit unserer Abneigung gegenüber dem süddeutschen Brauch aber eher alleine. Der Prater stand alleine und verlassen vor uns. Die Bahnen waren alle geöffnet, doch auf keiner einzigen befand sich ein Fahrgast. Wir fühlten uns auf einem LostPlace mit vielen bunten Lichtern und lauter Musik. So hatten wir uns das nicht vorgestellt. Im mittleren Bereich trafen wir dann immerhin auf eine Gruppe von ca. 30 Personen, welche sich auf den Fahrgeschäften vergnügte. Im hinteren Teil dann aber wieder gespenstische Ruhe. Die meisten Attraktionen und Läden in diesem Bereich hatten aber auch bereits ihre Läden heruntergelassen. Und dies obwohl der Prater normalerweise bis 01:00 Uhr geöffnet ist. Das grosse Saufen scheint wohl auch hier mehr Menschen anzulocken als wir uns das dachten. Der Besuch hatte aber trotzdem seinen Reiz, könnten wohl wenige von sich behaupten, sie seien Nachts auf einem leeren Prater gewesen. Um den leckeren Burger an seinem Platz zu lassen verzichteten wir auf eine Fahrt und beschränkten uns auf die Rückfahrt mit U-Bahn und Bus zu unserem Womo. Dieses stand noch immer zwischen all den anderen auf der schönen Wiese. Hier werden wir wohl auch wieder eine wundervoll ruhige Nacht verbringen ehe es morgen früh wieder in die Stadt geht. Es gibt noch einiges zu sehen.



2 Kommentare:

  1. Wenn ihr guet ässe wend, gönd is Schweizerhaus resti. Isch bekannt für östrichischi spezialitäte, het aber nix mit de schwiz ztue 😉

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  2. Wir haben im letzten Sommer kurzfristig einen Trip nach Italien ins Hotel Schenna gemacht. Es bringt wirklich eine innere Ruhe, wenn man mal eine Pause vom Alltag hat.

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